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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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Siebenundzwanzig, achtundzwanzig? Das war damals der Älteste von allen, und selbst wenn der entlassen wird, ist er trotzdem noch ein paar Jährchen jünger, als ich es jetzt bin.«
    »Und das macht dir so zu schaffen?«
    »Ach, ich weiß es selbst nicht genau«, seufzte Julia. »Entweder ist es, weil diese Menschen so verdammt jung waren, so unbedarft, und dann wiederum so unkontrolliert brutal. Das will mir einfach nicht in den Schädel, verstehst du?«
    »Glaub schon«, pflichtete Hellmer bei. »Wir waren alle mal in dem Alter, meinst du, wir haben auf den Putz gehauen und über die Stränge geschlagen …«
    »Aber nicht so«, hakte Julia ein, »nicht auf diese Weise.« Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihr Gesicht, sie erinnerte sich an einen Discobesuch in ihrer Jugend; es war eine absolute Katastrophe gewesen. »Habe ich dir mal die Story erzählt, wie ich meinen ersten Vollrausch hatte und meinem Paps im wahrsten Sinne des Wortes vor die Füße gekotzt habe?« Sie kicherte leise, Hellmer schmunzelte, dann fügte sie melancholisch hinzu: »Der Ärmste, er hatte an dem Abend ohnehin höllische Ängste durchleben müssen, ich war nämlich ganze zwei Stunden über der vereinbarten Zeit. Und du weißt ja, wegen Handys und so … Ich meine, es waren die Siebziger.«
    »Na, aber hallo«, bekräftigte Hellmer. »Wer vergisst schon die Siebziger?« Dann, etwas ruhiger, sprach er weiter: »Ich glaube, wir haben alle solche Erinnerungen, unser aller Eltern haben wohl mehr als nur eine Nacht wach gelegen. Der Knackpunkt aber ist, dass wir unsere Grenzen kannten. Frag mal rum im Präsidium unter unseresgleichen, wer leugnet, damals mal probehalber an einer Tüte gezogen zu haben, der lügt doch. Aber solche Exzesse, ich weiß nicht, das hab ich nicht erlebt.«
    »Dieses völlige Ausknipsen der Hemmschwelle«, nickte Julia. »Es ist zwar möglich, dass dieser Bertram da nachgeholfen hat. Du erinnerst dich doch bestimmt an Andreas Notiz bezüglich der hohen Reinheit der Drogen. Unverschnittenes Koks und das Anreichern von Whiskey und Wodka mit reinem Alkohol, das würde durchaus zu einem so skrupellosen Menschen passen und könnte auch die hohen Restpegel in den Blutproben erklären. Aber getrunken und in die Nase gezogen hat sich’s jeder freiwillig. Und dann? Ein, zwei Stunden absoluter Blutrausch, ein Mädchen tot, die Erinnerung weg, keinerlei Schuldbewusstsein und als Konsequenz zwölf, fünfzehn Jahre Knast. Die besten Jahre dahin, und nach allem trotzdem noch jünger als ich.«
    Plötzlich spürte Julia, wie Frank Hellmer den Arm um sie legte. Müde ließ sie den Kopf an seine Schulter sinken, gerade in dem Moment, als er sie mit sanfter, aber auch ein wenig neckischer Stimme fragte: »Willst du mir damit etwas Bestimmtes sagen?«
    Julia drehte den Kopf leicht, so dass sie ihm in die Augen blicken konnte. Sie meinte, den Schalk in seinem Blick zu erkennen, und runzelte fragend die Stirn. »Wieso?«
    »Na, wegen dieser zwölf, fünfzehn Jahre, die dich offenbar so beschäftigen. Ich bin geneigt, es als Kompliment zu sehen, wenn du diesen Zeitraum als ›die besten Jahre‹ bezeichnest«, lächelte Hellmer, »denn immerhin entspricht das genau der Zeit, in der wir beide uns hier als Partner gemeinsam durchschlagen.«
    »Ach du«, raunte Julia und stieß ihn liebevoll in die Seite.
    Sie schwiegen, beobachteten die Abendsonne, die langsam rot wurde, dann sagte sie leise: »Wenn das unsere besten Jahre gewesen sein sollen, ich meine, schau dir doch mal an, was wir alles durchmachen mussten, oder? Da gab es nicht wenige Momente, und ich meine jetzt überhaupt nichts Bestimmtes, wenn ich das sage, wo ich dagesessen und mich gefragt habe, ob ich das Schlimmste mal endlich hinter mir habe. Aber andererseits«, seufzte sie und schmiegte sich ein wenig enger an ihren Partner, »könnte ich mir niemand Besseren vorstellen als dich alten Haudegen, mit dem ich das alles hätte stemmen können.«
    »Siehst du, dann lag ich doch gar nicht so verkehrt, oder?«, gab Hellmer zurück. »Es war die beste aller Zeiten, es war die schlechteste aller Zeiten.«
    »Ja, so kann man es wohl sagen«, nickte Julia.
    Dann, ganz abrupt, schälte sie sich aus Hellmers Arm, richtete sich auf und streckte ihm auffordernd die Hand entgegen. »Na los, Partner, genug geträumt! Dann lass uns mal die nächsten zwölf, fünfzehn Jahre angehen.«

Epilog
    D ie Beerdigung von Alexander Bertram fand im Geheimen statt, er ruht in einem unauffälligen
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