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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste
Autoren: H Nygaard
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Kindheit hat der Kasperl dem Teufel immer
welche aufs Maul gehauen«, sagte er und drückte Fritzmeier wieder hinab, indem
er den BND -Mitarbeiter an beiden
Schultern packte.
    Mit einem Schmunzeln sah Lüder, wie der Oberkommissar
Fritzmeier nicht nur nach unten, sondern auch seitlich wegdrückte, sodass der
Mann zur Hälfte neben dem Stuhl hinunterkam, das Gleichgewicht verlor und aus
Sitzhöhe auf den Boden fiel. Dann kippte er nach hinten und stieß mit dem
Hinterkopf gegen die Wand.
    »Das wird Sie teuer zu stehen kommen«, fluchte
Fritzmeier.
    »Was kann ich dafür, wenn Sie sich zwischen alle
Stühle setzen?«, gab Große Jäger ungerührt zurück. »Ich habe lediglich einen in
Gewahrsam genommenen Verdächtigen an der Flucht gehindert.«
    »Sie sind total übergeschnappt. Alle beide.« Immerhin
unternahm der BND -Mann keinen
weiteren Versuch, den Raum zu verlassen.
    »Das perfekte Verbrechen gibt es nicht«, stellte Lüder
lakonisch fest. »Mit den technischen Möglichkeiten des Nachrichtendienstes
haben Sie Ihre Stimme so verändern können, dass ich Sie am Telefon nicht als
Ihre erkennen konnte. Wie das funktioniert, wird unsere Frau Dr. Braun uns
schon erklären. Die pornografischen Bilder zu produzieren und ins Netz zu
stellen, ist keine große Hürde. Doch Pädophile schaffen es für gewöhnlich nicht,
sich im World Wide Web so zu verstecken, dass man sie nicht aufspüren kann. Da
muss also eine geballte Macht dahinterstehen. Ich halte Sie nicht für dumm,
auch wenn Sie uns als Idioten verkaufen wollen. Es war ein kluger Schachzug,
mir eine zuvor eingespielte Aufnahme des vermeintlichen Erpressers
vorzuspielen, als Sie mir gegenübersaßen. Sie haben sich in unserem Gespräch
entschuldigt und behauptet, Ihr Handy hätte sich mit Vibrationsalarm gemeldet.
Dann haben Sie etwas in Ihr Telefon eingegeben. Und plötzlich klingelte mein
Telefon, und der Erpresser ließ mir eine neue Nachricht zukommen.«
    »Also kann ich es nicht gewesen sein«, stellte
Fritzmeier fest und entspannte sich ein wenig. Dann rieb er sich den
Hinterkopf.
    »Doch. Im Unterschied zu anderen Anrufen des
Erpressers sind Sie in diesem Fall nicht auf meine Antworten eingegangen und
haben mich unterbrochen. So unhöflich waren Sie sonst nicht. In diesem Fall war
das anders. Sie konnten nicht auf meine Argumente reagieren, weil das Ganze
eine vorproduzierte Konserve war. Und genauso scheinheilig war Ihre Frage, ob
ich Kinder habe, nachdem mich der neuerliche Anruf des Erpressers und die
Drohungen entsetzt hatten. Das haben Sie doch gewusst. Aber mit dieser Aktion
wollten sie vorspiegeln, dass Sie gar nicht um meine persönlichen Verhältnisse
wussten.«
    »Hat es dir Spaß gemacht, den Erfolg dieser Sauereien
mit eigenen Augen zu sehen?«, mischte sich Große Jäger ein und knuffte
Fritzmeier in die Seite. Es sah vordergründig wie eine freundschaftliche
Berührung aus, aber Lüder hatte den weit hervorstehenden Knochen des
Mittelfingers gesehen. Prompt zuckte der BND -Mann
zusammen.
    Fritzmeier rieb sich über die Stelle am Oberarm und
warf Große Jäger einen giftigen Blick zu.
    »Das ist aber immer noch nicht alles.« Lüder wippte
ein paar Sekunden entspannt mit seinem Schreibtischsessel. »Ich habe mich
gefragt, wer über so perfekte Fälschungen von Ausweispapieren verfügt, dass er
ungeschoren bei der Sparkasse Hoyerswerda ein Konto auf den Namen Thomas Birry
eröffnen kann. Das war kein falsches Dokument. Es war echt. Und so etwas können
nur ganz wenige erstellen. Natürlich hat der BND solche Möglichkeiten.«
    »Das sind alles Fantasien, für die es keine Beweise
gibt«, zischte Fritzmeier.
    »Nun warten Sie es doch ab. Sie haben noch mehr Fehler
gemacht. Das Abhören meines Telefons. Da kommt auch nicht jeder ran. Ich nehme
an, dass Sie keine richterliche Genehmigung vorweisen können. Und trotzdem
haben Sie es geschafft. Mich erstaunt es nicht, welche Möglichkeiten der BND hat. Pech für Sie, dass ich es
bemerkt habe und die Apparate austauschte.« Lüder ließ unerwähnt, dass diese
Aktion Holl beinahe das Leben gekostet hätte. »Wollen Sie noch mehr hören?«
    Fritzmeier sah Lüder aus zusammengekniffenen Augen an,
schwieg aber. Seine Lippen hatte er zu einem schmalen Spalt gepresst.
    »Für die Integrität meines Chefs, Kriminaldirektor
Nathusius, legte ich die Hand ins Feuer. Weitere Ansprechpartner hatten Sie
nicht im LKA . Und bei Ihrem ersten
Besuch habe ich Ihnen meinen Kollegen«, Lüder zeigte auf Große Jäger,
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