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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste
Autoren: H Nygaard
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»nicht
mit Namen vorgestellt. Da er von einer anderen Dienststelle kommt und die
Teambildung unter – sagen wir einmal – informellen Bedingungen zustande
gekommen ist, konnten Sie seinen Namen nicht kennen. Und trotzdem haben Sie
mich auf Oberkommissar Große Jäger angesprochen. Das konnten Sie nur durch
Abhören meines Telefons erfahren haben.«
    »Fahren Sie doch zur Hölle«, fluchte Fritzmeier.
    »Nee, den Weg müssen Sie schon allein antreten. Ich
frage mich natürlich, wer Sie beauftragt hat. Sie werden kaum aus Liebe zum
amerikanischen Vaterland einen Rachefeldzug gegen geflüchtete US -Soldaten gestartet haben. Nun«, Lüder
legte die Fingerspitzen wie ein Dach zusammen, »der Bundesrepublik wird daran
gelegen sein, Meinungsverschiedenheiten mit den Amerikanern aus dem Weg zu
räumen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sie sich an der Ermordung
zweier Amerikaner und eines deutschen Staatsbürgers beteiligt. Dagegen spricht
auch, dass Sie den Janus gespielt haben.«
    »Wie soll ich das verstehen?«, sagte Fritzmeier in
einem verächtlichen Ton.
    »Die zwei Gesichter. Sie haben alle Möglichkeiten des BND ausgenutzt, um für die damalige
Bundesregierung die fahnenflüchtigen Amerikaner zu verstecken. Dazu haben Sie
Herbert Holl angeworben, von dem Sie nach Aktenlage wussten, dass er ein
überzeugter Gutmensch ist. Um den Mann von sich und einer etwaigen Beschreibung
abzulenken, haben Sie ihm bei einer Begegnung einen Blick in den
Personalausweis von Thomas Birry werfen lassen. Für Holl sah es aus, als wäre
das ungewollt gewesen. Und da er – zufällig – Ihren Namen wusste, hat er sich
nicht auf die Beschreibung Ihrer Person konzentriert. Clever eingefädelt.«
    »Glauben Sie Ihr Märchen eigentlich selbst?«, fuhr
Fritzmeier dazwischen.
    Doch Lüder ließ sich nicht beirren. »Wir werden so lange nachfragen, bis es denen da oben lästig wird und man das Staatsgeheimnis
lüftet. Dann werden wir erfahren, dass Sie der Mitarbeiter waren, dem man
vertraut hat und der das diskrete Untertauchen der Fahnenflüchtigen
organisieren sollte. Es ist besonders hinterhältig, dass ausgerechnet der
Schutzengel zum Judas wurde. Offenbar kannten die Verantwortlichen Ihren
Januskopf nicht. Was war es? Haben Sie in Afghanistan etwas verbrochen, mit dem
die Amerikaner Sie jetzt erpressten? Oder haben Sie Geld bekommen? Wir werden
auch herausfinden, ob der amerikanische Staat, der militärische Geheimdienst
oder einfach nur eine durchgeknallte Vereinigung militanter Patrioten
dahintersteckt. Das wird Zeit kosten. Aber die haben wir . Ihnen hingegen
wird jede Stunde im Gefängnis zur Hölle werden. Ich hatte Ihnen versprochen,
dass die anderen Häftlinge von Ihren kinderpornografischen Aktivitäten erfahren
werden.«
    Fritzmeier war leichenblass geworden. »Sie … glauben …
doch nicht, dass … ich eingesperrt … bleibe«, kam es stoßweise über seine
Lippen.
    »Doch«, sagte Lüder in aller Seelenruhe. »Davon bin
ich fest überzeugt. Es ist gute alte Tradition bei uns im Norden, dass das
Recht von allen eingehalten wird. Schon die alten Wikinger kannten den
Gerichtstag, das Thing, bei dem die freien Bürger Recht sprachen, während ihre
Vorfahren vom Wohle des Fürsten abhängig waren.«
    »Ihre willkürliche Konstruktion, Lüders, hält vor
keinem Gericht stand.«
    »Oh, jetzt dämmert Ihnen mittlerweile, dass es doch zu
einer Anklage kommen wird. Vorhin wollten Sie sich noch über meine
Unverschämtheit bei Herrn Nathusius beschweren. Sie machen Fortschritte, Herr Fritzmeier.« Lüder spitzte die Lippen. »Ich habe aber noch zwei weitere
Trümpfe. Sehen Sie, das ist der Unterschied zwischen einem Geheimdienst und der
dummen Polizei. Während Sie glauben, sich mit den großen genialen Konstrukten beschäftigen
zu können, bleibt uns der kleine Schiet. Und darin wühlen wir. Meistens mit
Erfolg. Wir suchen dabei so kleine Puzzleteile, dass Sie es mit Ihrer Weit sicht
übersehen.« Lüder öffnete seine Schreibtischschublade und holte zwei Fotokopien
hervor. Er legte sie Fritzmeier vor und tippte mit dem Zeigefinger abwechselnd
auf die beiden Blätter.
    »Dies hier ist ein Scheck, den Thomas Birry für den
Hilfsnazi Merseburger ausgestellt hat. Ein Gutachter wird Ihre Unterschrift
attestieren. Außerdem haben wir auf dem Scheck diverse Schweißspuren entdeckt,
die von Fingerkuppen der Menschen stammen, die den Scheck in Händen gehalten
haben. Daraus lässt sich eine DNA ableiten. Pech Nummer eins für Sie. Und
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