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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste
Autoren: H Nygaard
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Aktenkoffer aus
Leder. Auf der Tischplatte lag die ungeöffnete Tragetasche eines Notebooks.
Offenbar hatte das Opfer seine Arbeit noch nicht aufgenommen, denn der
Schreibtisch war leer, abgesehen von den üblichen Utensilien.
    »Das ist Marcello Manfredi?«, fragte Frauke
Hauptkommissar Richter, der den Toten nachdenklich betrachtete.
    »Ja.«
    Die beiden Beamten sahen eine Weile auf den Mann, der
seitlich vor dem Schreibtisch lag. Um seinen Kopf hatte sich eine große
Blutlache auf dem hellen Teppichboden ausgebreitet. Der Besucherstuhl vor dem
Schreibtisch war in Richtung Fenster verschoben.
    »Der Mann ist vermutlich erschlagen worden«, sagte
Frauke.
    Richter warf ihr einen finsteren Blick zu. »Ist es
nicht ein wenig früh, Ferndiagnosen zu stellen?«, fragte er.
    »Du musst dich daran gewöhnen, dass die Dame
Röntgenaugen hat. Den Weitblick hat sie wahrscheinlich da oben in der
Flensburger Tundra gelernt«, lästerte Putensenf, der sich zu den beiden gesellt
hatte.
    »Ich sagte, vermutlich. « Frauke blieb bei ihrem
Verdacht.
    Der Mann, der neben dem Toten gekniet hatte, kam aus
der Hocke hoch, wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn und trat zu den drei
Beamten an der Zimmertür.
    »Er ist noch nicht lange tot. Vielleicht eine Stunde.«
    »Sie sind der Arzt?«, fragte Frauke.
    Der Mann sah sie ein wenig irritiert an, während Jakob
Putensenf antwortete. »Na, klar doch. Bei uns sehen die Totengräber anders
aus.«
    Der Mediziner nickte. »Riehl«, stellte er sich vor.
    »Wissen Sie schon etwas über die Todesursache?« Frauke
musterte den hochgewachsenen Arzt. Obwohl er sehr lichtes Haupthaar hatte,
mochte er nicht älter als Mitte dreißig sein.
    »Ziemlich konkret«, sagte Dr. Riehl lächelnd und
zeigte auf den Kopf des Toten. »Das sehen Sie von hier aus nicht. Da liegt ein
Fleischklopfer. Der ist so blutverschmiert … Das muss das Tatwerkzeug sein.«
    »Ein was?«, mischte sich Bernd Richter ein, der wenig
Begeisterung darüber zeigte, dass Frauke den Arzt befragte.
    »Ein Küchengerät, vermute ich, mit dem Steaks und
Schnitzel weich geklopft werden«, erklärte Frauke.
    »Das kennt er nicht. Kochen ist Frauensache«, erklärte
Putensenf und fügte ein wenig leiser an: »Da gehören die auch hin – in die
Küche. Und nicht zur Polizei.«
    Frauke lächelte Putensenf an. »Die besten Köche sind
Männer. Und deshalb müssen Frauen sich andere Gebiete suchen, zum Beispiel bei
der Polizei. Aber, lieber Herr Putensenf, ich bekomme auch noch heraus, wo Ihre
liebenswerten Seiten sind.« Sie sah sich im Raum um. »Ein außergewöhnliches
Utensil in einem Büro. Es sieht nicht so aus, als würde hier gekocht werden.«
    »Wir haben nichts dergleichen gefunden«, mischte sich
einer der Beamten der Spurensicherung ein, der zu ihnen getreten war. Dann sah
der in einem weißen Schutzanzug gekleidete Mann Frauke an. »Sind Sie neu?
Leiten Sie die Ermittlungen?«
    »Dobermann, Erste Hauptkommissarin«, antwortete sie,
wurde aber von Bernd Richter unterbrochen. »Die Kollegin ist heute den ersten
Tag hier. Sie kommt aus Flensburg. Ich bin der verantwortliche Leiter.«
    Der Spurensicherer nickte verstehend in Richters
Richtung, sah dann aber wieder Frauke an. »Das ist hier eigentlich eine
Dreizimmerwohnung. Im Schlafzimmer, wenn ich es einmal so umschreiben darf,
sind zwei Schreibtische untergebracht. Wahrscheinlich für die Sekretärinnen.
Dann gibt es noch das Kinderzimmer. Dort stehen Aktenschränke und der
Fotokopierer. Ich würde sagen, der Raum wurde als Archiv benutzt.«
    »Und die Küche?«
    Der Beamte machte eine entschuldigende Geste. »Da sind
wir noch nicht fertig. Da gibt es aber nichts, was darauf schließen lässt, dass
hier jemand gewohnt hat. Geschweige denn gekocht. Bürogeschirr. Kaffeemaschine.
Ein wenig Besteck.«
    »Was haben Sie im Kühlschrank gefunden?«
    Ein leises Lächeln umspielte die Mundwinkel des
Mannes. »Kaffeesahne, Joghurt, Butter, ein wenig Aufschnitt, zwei Äpfel und …«
    »Und was noch?«
    Das Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. »Kosmetik.
Für Frauen.«
    »Überrascht es Sie?«
    Der Beamte der Spurensicherung unterließ es, zu
antworten.
    »Haben Sie Töpfe gefunden? Eine Bratpfanne?
Küchenmesser? Pfannenwender? Kochlöffel?«
    »Nichts von alledem. Es sieht nicht so aus, als hätte
hier jemand Essen zubereitet. Dagegen spricht auch, dass wir die Filtermatte
des Wrasenabzugs untersucht haben. Da gibt es keine Fettspuren. Der ist aber
nicht ausgewechselt worden,
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