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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste
Autoren: H Nygaard
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herausbekommen«, sagte Lüder.
»Der Major wird von den Mächtigen auf beiden Seiten des Atlantiks gedeckt.
Nicht etwa, weil sie sein Tun gutheißen würden, sondern weil mit der Wahrheit,
die wir suchen, so viel Schmutz aufgewirbelt würde, dass in diesem Schlamm eine
ganze Reihe jener, die im Sonnenlicht stehen, plötzlich ganz dreckige Gestalten
wären.«
    »Eine schöne Metapher«, lächelte Große Jäger. »Aber
unbefriedigend.«
    Lüder lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück. »Ich
habe noch eine Idee, wie wir an mehr Informationen herankommen könnten.«
    Dann griff er zum Telefon.

ELF
    Lüder hatte schlecht geschlafen. Zunächst war es ihm
schwergefallen, Ruhe zu finden. Nachdem ihn die Müdigkeit aber doch übermannt
hatte, war er nach kurzer Zeit hochgeschreckt. Margit war seine Unruhe nicht
verborgen geblieben. Irgendwann saß auch sie aufrecht im Bett.
    »Ich verstehe, dass du den Stress verdauen musst«,
hatte sie gesagt. »Aber das hält kein Mensch aus.« Dann hatte sie Lüder
bremsen müssen, weil zu befürchten war, dass er mit seinem Lachen andere hätte
wecken können. Doch Jonas, der von beider Bett ein gutes Stück für sich
requiriert hatte, schlief seelenruhig weiter. Auch das laute Schnarchen aus
seinem Zimmer, das durch das stille Haus dröhnte, hinderte ihn nicht an seinen
kindlichen Träumen.
    Am Abend zuvor hatte es fast Streit zwischen Margit
und Lüder gegeben, als er erneut mit Große Jäger auftauchte. Zwar hatte der
Oberkommissar von sich aus den Wunsch geäußert, endlich ein paar Sachen zum
Wechseln einzukaufen, aber als Dauergast in Lüders Haus brachte er den Rhythmus
der Familie doch durcheinander. Nach einem entspannten Abend, an dem Lüder
nicht so recht teilhaben konnte, war Große Jäger wie selbstverständlich in
»sein Zimmer« gegangen. Jonas hatte es in der Aussicht, die berühmte »Ritze« im
elterlichen Bett erneut nutzen zu können, bereitwillig geräumt. Ob auch Große
Jägers spannender Bericht von der Verhaftung, der wilden Verfolgungsjagd quer
durch Schleswig-Holstein und der Schießerei in einer dunklen Garage zur
Vertiefung der Freundschaft zwischen ihm und dem Oberkommissar beigetragen
hatte, vermochte Lüder nicht zu sagen. Wenn Jonas allerdings die Geschichte vom
legendären Garagenmord der Al-Capone-Gang in Chicago gekannt hätte, wären ihm
gewisse Ähnlichkeiten zu Große Jägers Erzählungen aufgefallen.
    Jetzt saß Lüder an seinem Schreibtisch und hatte
Schwierigkeiten, sich auf die Erledigung administrativer Tätigkeiten zu
konzentrieren. Die Polizei war nicht nur in der Strafverfolgung aktiv, sondern
auch eine Behörde. Und dies bedeutete, dass es neben dem Krieg gegen das
Verbrechen den gegen die wachsenden Papierberge zu bestehen galt. Vom Flur her
drang die lautstarke Auseinandersetzung zwischen Friedjof und Große Jäger
herein. Der Oberkommissar bewegte sich durch das LKA , als wäre er seit Jahrzehnten hier tätig und mit jedem
Winkel des Hauses oder Mitarbeiter gut vertraut. Wie selbstverständlich suchte
er Edith Beyer auf, um dort einen Kaffee zu schnorren. Vorhin hatte Lüder ihn
im Gespräch mit Nathusius entdeckt. Lüder hatte gestaunt, als er im
Vorübergehen Wortfetzen der Diskussion aufgenommen hatte. Große Jäger schien es
gelungen zu sein, den Kriminaldirektor in eine Auseinandersetzung über den
Fettgehalt in Mettwürsten zu verwickeln.
    Das wortreiche Geplänkel auf dem Flur hörte plötzlich
auf. Kurz darauf trat Benno Fritzmeier ein, gefolgt von Große Jäger.
    »Guten Morgen, Herr Lüders«, begrüßte ihn der BND -Mitarbeiter und nahm gegenüber Lüder
Platz, nachdem er sein Bordcase abgestellt hatte.
    Große Jäger setzte sich auf den zweiten Besucherstuhl.
    »Ich bin heute Morgen aus Köln gekommen. Wir haben
dort gestern mit dem Verfassungsschutz einen Workshop veranstaltet. Schade,
dass man zu solch wichtigen Themen nicht die Kollegen der Polizei der Länder
einlädt«, erklärte Fritzmeier. »Doch zunächst – Gratulation. Das war ein hartes
Stück Arbeit, den Mörder der Soldaten zu verhaften.«
    »Insbesondere weil die Unterstützung der
Sicherheitsbehörden sehr dürftig war.«
    »Die haben überhaupt nicht geholfen, sondern
gemauert«, fuhr Große Jäger dazwischen.
    »Aber, aber«, versuchte Fritzmeier den Oberkommissar
zu besänftigen. »Warum es – zugegeben – zunächst ein wenig zäh anlief, habe ich
schon erklärt. Die Gesamtlage war sehr diffus, und es bedurfte zunächst einer
Abstimmung mit den anderen
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