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Todeskommando Solar

Todeskommando Solar

Titel: Todeskommando Solar
Autoren: Kurt Mahr
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schauderte; noch nie hatte er einen Menschen so schreien hören!
    Eugenio wand sich auf dem Boden. Die Waffe war seiner Hand entglitten und lag weiter, als er reichen konnte.
    Keefauver ging vorsichtig auf ihn zu. Eugenios Schreie wurden leiser, der Krampf, der seinen Körper befallen hatte, löste sich.
    Als Keefauver ihn erreichte und auf den Rücken drehte, war er schon bewußtlos.
     
    *                     *
    *
     
    „Ich habe ihn nicht getroffen“, sagte Keefauver nachdenklich. „Und dennoch ist er bewußtlos geworden.“
    „Er hat nichts Ernsthaftes abbekommen“, fügte Joan McDundee hinzu, „als ein paar punktgroße Verbrennungen im Gesicht. Auch das sollte nicht ausreichen.“
    „Nein!“
    Keefauver blieb vor ihr stehen.
    „Was macht sein Fieber?“
    „Es steigt!“
    „Temperatur?“
    „Knapp unter einundvierzig!“
    „Wird er es überstehen?“
    Er wußte noch besser als Joan, wie sinnlos diese Frage war. Der einzige an Bord, der zur Not etwas von Medizin verstand, war er selbst. Und wenn er diesem Fall völlig verständnislos gegenüberstand, was konnte er dann von Joan erwarten?
    Aber es gab Situationen im Leben, in denen der Mensch reden und fragen mußte, ganz gleich, wie sinnlos es war.
     
    *                     *
    *
     
    Keefauver saß an Eugenios Liege. Mac stand bewegungslos an der Tür und wartete darauf, daß er etwas holen oder tun sollte.
    Joan nahm dem Kranken das Thermometer ab.
    „Vierzig neun!“ sagte sie, und ihrer Stimme war eine tiefe Erleichterung anzumerken.
    Vierzig Stunden lang hatte Eugenio im höchsten Fieber gelegen. Vierzig Stunden lang hatte sein Körper gegen die Bakterien angekämpft. Vor zehn Stunden hatte das Fieber 41,5 Grad erreicht und sich auf dieser Höhe gehalten. Keefauver fragte sich, wie ein menschlicher Körper das überstehen könne.
    An der Tatsache, daß Eugenio es überstanden hatte, gab es jedoch keinen Zweifel mehr. Das Fieber war im Sinken. Vielleicht lag es daran, daß Eugenio sich während des Fiebers nicht verausgabte. Vierzig Stunden lang hatte er in tiefer Bewußtlosigkeit gelegen; keine Fieberphantasien, kein Umherwälzen – nichts.
    „Ich denke“, sagte Keefauver matt, „es geht jetzt auch ohne mich. Ich lege mich etwas schlafen!“
    Von den vierzig Stunden hatte er fünfunddreißig ohne Unterbrechung an Eugenios Bett gesessen. Mac oder Joan – je nach dem, wer von den beiden gerade auf den Beinen war – hatte ihm Kaffee gekocht oder Tabletten geholt.
    Aber jetzt hatte der Kommandant das untrügliche Gefühl, er müsse seiner Müdigkeit ein Bett anbieten.
     
    *                     *
    *
     
    Zwei Stunden später wachte Eugenio auf. Sein Gesicht war eingefallen, seine Stimme kaum zu hören.
    „Ich bin wieder normal!“ hauchte er.
    Keefauvers krampfartige Nervenanspannung, die auch der knapp sechsstündige Schlaf nicht hatte beseitigen können, löste sich in einem donnernden Gelächter. Ein Kranker, der nach fünfzigstündiger Bewußtlosigkeit in höchstem Fieber als ersten Satz nichts anderes hervorbrachte als den Stoßseufzer: „Ich bin wieder normal!“
    Eugenio lächelte matt. Er winkte mit der Hand, um Keefauvers Lachen zum Schweigen zu bringen.
    „Lachen Sie getrost, Captain, aber es war mir das Wichtigste. Und ich spüre deutlich, daß mir jetzt nichts mehr geschehen kann!“
    Keefauver beugte sich interessiert nach vorne.
    „Haben Sie eine Erinnerung an die Zeit, in der Sie unter fremdem Einfluß standen?“
    „Sicher“, flüsterte Eugenio. „Ich weiß alles!“
     
    *                     *
    *
     
    Keefauvers Theorien über die Natur der See-Bakterien wurde durch Eugenios Beobachtungen an sich selbst bestätigt. Besonders deutlich wurde dabei, daß die einmalige Aufnahme ungekochten Wassers nur deswegen genügt hatte, Eugenio teilweise zu unterjochen, weil die Bakterien, die dadurch in sein Gehirn eingedrungen waren, quasi einen Brückenkopf bildeten, der mit der Hauptmacht im See in ständiger Verbindung stand.
    „Das alles ist recht einleuchtend“, erklärte Keefauver seinen Leuten. „Die relativ kleine Anzahl von Bazillen, die Eugenio aufnahm, – es mögen vielleicht eine oder ein paar Milliarden gewesen sein – hätte allein nie ausgereicht, um ihn zu beeinflussen. Nur die Tatsache, daß sie lediglich einen verlängerten Arm der Gemeinschaftsintelligenz im See bildeten, ist für die Geschehnisse
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