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Todeskommando Solar

Todeskommando Solar

Titel: Todeskommando Solar
Autoren: Kurt Mahr
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erreichen, die am günstigsten sind. Das Streben des Sees geht ohne Zweifel dahin, aufgetaut zu werden, und in diesem Sinne versucht er auch Joyces Leute zu beeinflussen!“
    Joan sah ihn erstaunt an.
    „Woher wissen Sie …?“
    „Haben Sie die Metallfolien gesehen, die auf dem See liegen? Joyce und ihre Leute sind auf einen teuflischen Gedanken gekommen, wahrscheinlich unter dem geistigen Einfluß der Bakterien. Und sie haben auf eine Menge Bequemlichkeiten verzichtet, um ihn auszuführen.
    In verschiedenen Geräten, die sie vom Schiff mitgenommen haben, gibt es zu diversen Zwecken Platin-Plastik-Folien. Man benutzt sie in Sendegeräten als sogenannte Pseudo-Halbleiter, in elektrischen Heizöfen als Heizdrähte und so weiter. Sie haben sie ausgebaut, wahrscheinlich etwas flachgehämmert, zusammengelegt und auf dem See ausgebreitet.“
    „Und zu welchem Zweck?“
    „Wenn Sie Wasserstoff und Sauerstoff zusammen in einem genügend starken Strom über eine Platinplatte als Katalysator leiten, bildet sich Wasser; dabei erhitzt sich das Platin. Hier …“
    „Ah, ich verstehe! Die Atmosphäre des Neptun enthält zwar zur Hauptsache Methan und Ammoniak, aber auch Sauerstoff und Wasserstoff in genügender Konzentration, um den Oxydationsprozeß des Wasserstoffs am Leben zu erhalten. Dabei erhitzt sich das Platin der Folie und bringt langsam, aber sicher das Wasser zum Schmelzen, nicht wahr?“
    Keefauver starrte sie verblüfft an.
    „Haben Sie nicht einmal gesagt, Sie seien ein armes, einfaches Mädchen?“
    Joan lachte.
    „Stimmt! Aber ein bißchen weiß ich noch von der Schule her. Die Platinsache hat mich immer sehr interessiert; soviel ich weiß, ist das Problem der Katalyse heute noch nicht ganz gelöst, wie?“
    „Man hat Theorien“, gab Keefauver zu. „Aber im übrigen hatten Sie recht. Joyce und ihre Leute wollen den See auftauen, und sie fangen es teuflisch geschickt an. Die Bakterien entwickeln tausendmal höhere Energien, wenn in ihrem Lebensbereich die passenden Temperaturen herrschen.“
    „Wie ist es, wenn die Temperaturen zu sehr ansteigen?“ fragte Joan.
    Keefauver hob die Schultern.
    „Bei den meisten Bakterienarten gibt es eine obere Grenze. Ob das bei diesen Neptunbazillen auch so ist, werden wir erst herausfinden müssen!“
    Joan schwieg eine Weile. Das Problem barg tausend Fragen, und sie wußte nicht, welche sie zuerst stellen sollte.
    „Wie erklären Sie es sich, daß Frauen nach dem Genuß ungekochten Wassers gestorben sind, während die Männer nur geistig beeinflußt wurden?“
    „Dafür lassen sich nur Vermutungen angeben. Zur geistigen Beeinflussung sind ganz bestimmte Voraussetzungen notwendig. Wahrscheinlich waren diese Voraussetzungen bei den gestorbenen Frauen nicht gegeben. Sie wissen ja, daß das Gehirnvolumen der Frau um ein geringes Maß kleiner ist als das des Mannes. Daran mag es liegen. Die aufgenommenen Bakterien fanden im Gehirn der befallenen Frau kein Betätigungsfeld. Sie kehrten in die Blutbahn zurück und riefen eine Krankheit hervor, an der die Frau starb. Andere Frauen, deren geistige Fähigkeiten besser ausgebildet waren, gingen den gleichen Weg wie die Männer. Sie wurden nur geistig infiziert. Wie gesagt: das sind nur Vermutungen. Aber wahrscheinlich kommen sie der Wahrheit ziemlich nahe.“
    Joan dachte nach. Sie legte den Finger auf die Lippen und starrte vor sich hin.
    „Ungekochtes Wasser“, murmelte sie.
    Dann ruckte ihr Kopf plötzlich hoch. Mit brennenden Augen sah sie Keefauver an.
    „Ungekochtes Wasser, das ist es!“ rief sie aufgeregt. „Eugenio gibt an, er habe immer nur gekochtes Wasser getrunken und sei dadurch der Beeinflussung entgangen. Das ist die Temperaturschranke, die wir suchen! Auch die Neptun-Bakterien vertragen Temperaturen über 100 Grad Celsius nicht!“
    Keefauver stand erstarrt. Seine Arme hoben sich, als gehörten sie einem Automaten, aber dann fuhr ein Ruck durch seinen Körper. Die Arme fielen herunter.
    „Joan, Sie sind ein Genie!“ sagte er mit einer Stimme, die ein seltenes Gemisch von Begeisterung, Rührung und Zuneigung war. „Wir reden tagelang über eine Sache, die die natürlichste der Welt ist; aber niemand kommt dahinter, was sie in Wirklichkeit bedeutet.
    Natürlich gibt es eine Temperaturschranke!“
     
    *                     *
    *
     
    Zwanzig Stunden später erwachte Eugenio aus seiner Bewußtlosigkeit. Zu diesem Zeitpunkt wachte wiederum Mac an seinem Bett. Mac verließ den Raum,
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