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Todeskommando Solar

Todeskommando Solar

Titel: Todeskommando Solar
Autoren: Kurt Mahr
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auch. Ein Bazillus besitzt weiter nichts als die Fähigkeit zu leben, und die Fähigkeit, sich zu vermehren. Seine geistigen Kräfte – wenn wir diesen Begriff einmal sehr weit fassen und alles darunter verstehen, was den lebendigen Organismus letztlich vom toten Stein unterscheidet – sind minimal.
    Auch die Energie, die ein einzelnes Atom bei der Spaltung oder Verschmelzung freigibt, ist minimal. Und doch beruht fast die gesamte Energieversorgung unserer Zeit auf der Kernenergie.
    Wenn also auch die geistigen Kräfte eines einzigen Bazillus äußerst gering sind, so ist doch ihre Summe, sobald man ein ganzes Meer von Bazillen betrachtet, sehr beachtlich.
    Sie tritt allerdings unter normalen Umständen nicht in Erscheinung; denn ihre Äußerungen sind über alle möglichen Richtungen und Variationen verteilt; es kommt – drücken wir es einmal so aus – kein Gesamtwille zustande.
    Dazu wäre eine Koordination sämtlicher in Betracht kommender Bakterien notwendig – ein Fall, der bisher noch nirgendwo beobachtet wurde und der allen Leuten, die sich mit solchen Dingen beschäftigen, dermaßen weit außerhalb alles Möglichen zu liegen schien, daß wir heute diesem Phänomen gegenüberstehen, ohne auch nur den geringsten Anhaltspunkt zu haben.
    Denn es läßt sich nicht leugnen, daß der See, an dem die Zelte der Hubbard-Gruppe stehen, von Bazillen wimmelt. Es läßt sich zweitens nicht bestreiten, daß diese Bazillen – wahrscheinlich tun sie es schon seit undenklichen Zeiten – eine Gemeinschaftsintelligenz dadurch bilden, daß sie völlig koordiniert sind. Die Koordination geht so weit, daß selbst kleine Bewegungen der Bazillenkörper nur gemeinsam ausgeführt werden.
    Es ist leicht zu überschauen, daß eine Zahl von schätzungsweise 10 30 bis 10 31 Bazillen, die im See leben, eine gewaltige geistige Kraft darstellen, sobald sie koordiniert sind. Die ausgestrahlte Energie läßt sich selbst über größere Entfernungen hinweg noch photographisch nachweisen.
    Wir stehen unzweifelhaft vor der Tatsache, daß die Leute um Mrs. Hubbard diesem geistigen Einfluß erlegen sind – die Einflußnahme wurde dadurch beschleunigt, daß die Leute das aufgetaute Wasser des Sees tranken, ohne es vorher abzukochen.
    Unsere Aufgabe ist erstens, die Gefahr, die der See darstellt, zu beseitigen, und zweitens, die Leute aus den Zelten wieder zu normalen Menschen zu machen. Ich selbst habe noch keine Idee, wie das zu tun sei. Ich habe euch hierherbitten lassen, um euch über die Situation aufzuklären und mir euren Rat anzuhören. Ich weiß, daß ihr im Augenblick noch keine brauchbaren Ideen haben könnt. Aber ich bitte jeden, dem etwas einfällt, mir den Vorschlag sofort vorzutragen!“
    Die Leute saßen stumm. Keefauver sah, wie es in ihren Köpfen arbeitete. Er hatte etwas umständlich gesprochen, und es dauerte eine Weile, bis sie alles begriffen.
    Gemurmel setzte ein. Köpfe beugten sich zueinander. Wie im Traum standen die Leute auf, nachdem Keefauver sie entlassen hatte, und während sie die Leiter durch den Hauptgang hinunterstiegen, hörte der Kommandant von seinem Platz aus noch lange das aufgeregte Summen ihrer Stimmen.
    Joan war zurückgeblieben.
    „Sie haben sie erschreckt“, lachte sie leise.
    „Das ist nur heilsam. Ich selbst bin auch erschrocken!“
    Joan kam auf ihn zu.
    „Mir ist noch verschiedenes unklar“, meinte sie. „Wenn Sie etwas Zeit für mich haben …“
    „Ich habe Zeit. Fragen Sie!“
    Joan nickte dankbar.
    „Draußen herrscht eine Temperatur von 150 Grad unter dem Nullpunkt. Wie können Bakterien in dieser Kälte leben?“
    „Das ist eine recht intelligente Frage, Mädchen. Ich wundere mich, daß niemand von den Männern sie gestellt hat.
    Bakterien sind ungemein zähe Lebewesen. Die irdische Wissenschaft hat nachgewiesen, daß gewisse Arten Temperaturen bis zu 30 Grad absolut, das sind rund 240 Grad minus, ohne Schaden ertragen. Ihre Lebensäußerungen verlangsamen sich in der Kälte und verlieren an Intensität. Aber sobald das Versuchsmedium wieder normale Temperaturen erreicht, sind sie wieder die alten.
    Das gibt auch gleichzeitig eine Erklärung für eine Reihe anderer Dinge.
    Erstens: Als Eugenio zum erstenmal den See erreichte, stellte er schon eine gewisse Beeinflussung fest. Das besagt: selbst im eingefrorenen Zustand ist noch eine Restaktivität des Bakteriensees vorhanden – stark genug, um spürbar zu werden.
    Zweitens: Jedes Lebewesen strebt danach, die Lebensbedingungen zu
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