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Todesjagd

Titel: Todesjagd
Autoren: Brett Battles
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müssen, dass der Freund ein anständiges Begräbnis bekam. Vielleicht hätte er ihn sogar nach Hause bringen sollen. Nicht nach D. C., wo er lebte, weil er dort arbeitete, sondern nach Michigan oder Wisconsin, daran erinnerte sich Quinn. Irgendwo im nördlichen Mittelwesten.
    Aber die Möglichkeit hatte sich nicht ergeben. Nicht nur wegen des Zustands der Leiche. Es war nicht Quinns Rolle, das zu bestimmen. Er war angeworben worden, einen Leichnam zu entsorgen, und in seiner Branche hieß das, ihn so verschwinden zu lassen, dass er nicht gefunden werden konnte. Persönliche Rücksichtnahme kam nicht in Frage.
    Quinn starrte sein Spiegelbild an und fragte sich, was zum Teufel passiert sein konnte. Doch er bekam keine Antwort.
    Nach einer Weile gab er auf. Aus seinem begehbaren Schrank holte er sich ein paar Boxershorts und ein schwarzes T-Shirt, zog beides an und ging ins Schlafzimmer.
    Es gab nur ein Licht im Raum, eine Leselampe auf dem Nachttisch neben dem Bett. Sie erhellte einen großen Teil des Zimmers, das spärlich möbliert war. Doch genau so wollte es Quinn. Es gab ihm ein Gefühl von Freiheit.
    Die wenigen Schlafzimmermöbel, die er besaß, waren alle
dunkel, aus Teakholz und von solider Qualität. Ein extragroßes Bett stand an der Wand gegenüber. Daneben der Nachttisch mit der Lampe, einer Uhr und dem Buch, das er im Moment las - Die Geschichte des Archivars von Travis Holland. Das einzige andere Möbelstück war eine niedrige, breite Kommode, die einen doppelten Zweck erfüllte, denn auf ihr stand der selten benutzte Fernseher. Lesen war Quinns einziges Laster. Der Beweis dafür waren mehrere Bücherstapel an der Wand, wo der zweite Nachttisch hätte stehen sollen - beinahe hundert Bände, jederzeit greifbar.
    Ihm traten die Schweißperlen auf die Stirn. Unbewusst wischte er sie ab. Es war September, und das bedeutete in Los Angeles, dass es tagsüber heiß war und es auch nachts nicht richtig abkühlte. Sogar oben in den Hollywood Hills, wo Quinn wohnte, konnte man der Spätsommerhitze nicht entrinnen.
    Am anderen Ende des Raums führte eine Glasschiebetür auf einen Balkon, von dem aus man den hinteren Teil von Quinns Grundstück überblickte, dahinter lag die Stadt. Er ging hinüber, entriegelte das Spezialschloss und schob die Tür auf.
    Eine sanfte Brise wehte herein und senkte die Temperatur um ein paar Grad. Er war versucht, sich ein Bier zu holen und draußen stehen zu bleiben und die Lichter auf dem Sunset Strip eine Weile zu beobachten, doch am Ende streckte er sich lieber auf dem Bett aus.
    Es war spät, und er wusste, er sollte schlafen. Doch als er die Augen schloss, merkte er sehr bald, dass es nicht ging.
    Markoffs Tod war wie ein bösartiger Stoß in den Magen gewesen. Und während Quinn nicht loslassen konnte, war es eigentlich in der Hauptsache nicht das plötzliche Ende seines Freundes, das ihn wach hielt, sondern ein anderes Problem. Das Problem, dem er den ganzen Tag ausgewichen war.

    Jemand musste es Jenny sagen.
    Nein, nicht jemand. Er musste es tun.
    Er warf einen Blick auf die Uhr auf dem Nachttisch. Ein Uhr fünfzehn. Mitten in der Nacht, auch an der Ostküste.
    Natürlich, wenn er sie anrief, hatte er eine sehr gute Chance, sie zu Hause zu erreichen. Es gab nur ein Problem, er hatte ihre Telefonnummer nicht. Er hatte mit ihr nur gesprochen, wenn Markoff dabei war. Markoffs Nummer hatte er, aber wenn sie während der letzten sechs Monate nicht geheiratet hatten und zusammengezogen waren, vermutete Quinn, dass sie noch getrennt wohnten.
    Aber einen Versuch war es wert. Er holte sein Handy, suchte aus der Telefonliste Markoffs Nummer heraus und wählte.
    Es klingelte viermal, dann schaltete sich der Anrufbeantworter ein.
    »Ich bin nicht zu Hause. Hinterlassen Sie eine Nachricht.«
    Markoffs Stimme. Kurz und bündig.
    Und einzigartig.
    Quinn legte auf. Wenn sie zusammengelebt hatten, hatten sie es nicht bekannt gegeben. Oder, wurde Quinn plötzlich klar, sie waren nicht einmal mehr zusammen. Von dem Bild abgesehen, das Markoff bei sich getragen hatte, konnte alles Mögliche passiert sein in den sechs Monaten, seit Quinn den Freund zum letzten Mal gesprochen hatte.
    Er rief bei der Telefonauskunft in Washington an und bat sowohl um die Nummer von Jennifer Fuentes als auch um die von J. Fuentes. Es gab fünfzehn Einträge. Nur J. Fuentes. Keine Jennifer.
    Was jetzt? Jede Nummer anwählen und sehen, ob er ihre Stimme erkannte? Das kam ihm idiotisch vor. Und wenn er die Tageszeit
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