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Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger
Autoren: David Moody
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wieder, da er sich plötzlich mit seinen eigenen, fast unlösbaren Problemen konfrontiert sah. Kate, Marks Freundin, war schwanger. Und sosehr er auch versuchte, den Gedanken zu unterdrücken, er wünschte sich, sie wäre es nicht.
     
    Der Konvoi ließ das dicht besiedelte Herz der Stadt hinter sich und durchquerte die Sperrzone. Dies war eine bizarre und beunruhigende Umgebung. Im Kielwasser der Panik und des Schreckens nach Beginn des Hasses hatten die Behörden
in Städten wie dieser auf Befehl des Militärs die verbliebene Bevölkerung in den Zentren zusammengezogen und vorübergehend in Geschäften, Bürogebäuden, Hochhäusern und generell überall untergebracht, wo es genügend Raum gab. Die Sperrzone (die meist zwischen einer halben und zwei Meilen breit war) war entvölkertes Gelände; ein einsamer Streifen Niemandsland zwischen den eng zusammengepferchten Flüchtlingsscharen und der Stadtgrenze, die aus der Luft kontrolliert wurde. Ein Streifen, der nicht zerstört, sondern lediglich verlassen worden war und jetzt einem ausgedehnten und baufälligen Museumsstück glich. Sie fuhren an der Fassade einer modernen Schule entlang, die leerstand, obwohl es dort von Schülern wimmeln sollte; mit dem kniehohen Gras sah der Schulhof mehr nach einem längst für die Ernte überfälligen Getreidefeld aus. Vor dem Konvoi räumte ein Militärfahrzeug, das mit einer Art von behelfsmäßigem Schneepflug ausgerüstet war, verlassene Autos, die seit Wochen in einem erstarrten, reglosen Stau standen, aus dem Weg.
    Je näher sie der Grenze kamen, desto mulmiger fühlte sich Mark. Er bemühte sich verzweifelt, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen (aus Angst, Marshall könnte sie falsch interpretieren), beugte sich zum Fenster hinaus, atmete tief durch und versuchte mit aller Macht, sich an die Entspannungs- und Stresskontrolltechniken zu erinnern, die man ihm vergangenen Dezember auf einer Schulung mit dem Thema »Umgang mit Kundenbeschwerden« beigebracht hatte. Herrgott, ganz gleich, wie oft er dies alles wiederholte, er fühlte sich dennoch jedes Mal schrecklich unvorbereitet. Noch so viele Entspannungsmethoden und Beruhigungstechniken konnten ihn nicht auf das vorbereiten, was ihn erwartete.
    »Zwei Meilen«, sagte Marshall und erschreckte Mark damit. Er setzte sich kerzengerade hin und machte sich bereit,
obwohl sein Herz zehnmal schneller in der Brust schlug als normal. Inzwischen hatten sie die Sperrzone hinter sich gelassen, und auch wenn es keine Pfosten, Hinweisschilder oder andere Merkmale gab, die den Übergang kennzeichneten, fühlte er sich plötzlich hundertmal verwundbarer und anfälliger.
    »Hast du nicht gesagt, dass wir heute Leute abholen sollen?«, fragte Mark, als er an die kurze Unterhaltung beim Betreten des Lastwagens dachte.
    »Yep.«
    »Super.«
    Doppelt angeschissen. Exkursionen aus der Stadt hinaus gestalteten sich stets riskanter und unvorhersehbarer, wenn Zivilisten im Spiel waren. Und wenn sie nicht hier draußen waren, um Vorräte zu holen, gab es auch keine Extrarationen für sie, wenn sie zurückkehrten.
    »Sieh es positiv«, sagte Marshall leise, der Marks Enttäuschung teilte und fast ein Lächeln zustande brachte. »Es sterben viel mehr von diesen Wichsern, wenn die Öffentlichkeit mit im Spiel ist.«
    Damit hatte er recht. Kaum machten die ersten Zivilisten einen Schritt aus ihrem Versteck, rannten unweigerlich ganze Horden von Hassern aus allen Himmelsrichtungen auf sie zu. Ob das vielleicht der Plan war? Leichte Beute für die Helikopter und rund vierzig bewaffneten Soldaten, die diesen Konvoi begleiteten. Er fragte sich, in welcher Verfassung die Überlebenden sein würden, die sie retten wollten. Würde es sich überhaupt lohnen, sie zu retten? Ihm war unbegreiflich, wie sie hier draußen so lange durchgehalten hatten. Herrgott, es war schon schwer genug, in der Stadt zu überleben. Wenn diese Leute glaubten, ihre Situation würde sich nach der Rettung drastisch verbessern, täuschten sie sich gewaltig.
    Die Straße, auf der sie sich befanden, war einst eine vielbefahrene, ständig von Staus geplagte Pendlerroute in die Stadt hinein gewesen. Heute, in der brütenden Hitze des Nachmittags, war sie wenig mehr als eine stumme, mit Abfall übersäte Narbe, die zwischen wuchernden Feldern und halb verfallenen Häusern verlief. Die drei leeren Lastwagen mit den hohen Seitenbrettern, die zwischen dem ersten Militärfahrzeug und dem gedrungenen Panzerwagen der Nachhut eingezwängt
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