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Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger
Autoren: David Moody
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beide nach rechts. Ellis’ Blick bleibt starr auf den Himmel gerichtet.
    »Was ist denn?«
    Sie antwortet nicht, doch das spielt keine Rolle mehr. Jetzt höre ich es. Selbst über den heulenden Motor des Landrovers und alles andere hinweg höre ich das schrille Heulen. Und dann sehe ich es – einen dunkle Fleck, der mit unglaublicher Geschwindigkeit am Himmel entlang Richtung Stadt rast. Muss ein Düsenjäger sein, oder …
    Scheiße … das ist unmöglich …
    Ich habe das Gaspedal bereits bis zum Boden durchgetreten, trotzdem trete ich jetzt noch fester darauf, als mir klar wird, was ich da gesehen habe. Mit einer Hand halte ich das Lenkrad, mit der anderen drücke ich Ellis nach unten. Sie brüllt vor Schmerz und versucht mich abzuwehren, aber ich beachte ihre Schreie gar nicht und drücke sie noch fester hinab. Sie rutscht vom Sitz, und ich zwänge sie in den Fußraum.
    »Runter!«, schreie ich mit vor Panik heiserer Stimme. »Lass den verdammten Kopf unten und …«
    Sie blickt wieder hoch, und ich sehe nur diese wunderschönen braunen Augen, mit denen sie mich anschaut. Sie will nach oben, aber ich halte sie da unten fest.
    »Nicht hochsehen, Ellis. Was auch immer du tust, nicht hochsehen …«
    Und dann passiert es.

    Meilen hinter uns erstrahlt ein blendend weißer Lichtblitz, so grell, dass es in den Augen brennt. Ich kneife die Augen zu, sehe aber immer noch alles, als das grelle Licht und eine plötzliche, sengende Hitze uns einhüllen, in den Landrover eindringen, mir die Haut verbrennen und die Luft aus der Lunge treiben. Es ist fast so schnell vorbei, wie es angefangen hat, aber die Dunkelheit, die folgt, ist beinahe ebenso blendend. Ich werde nach vorn geschleudert, als wir ein anderes Fahrzeug rammen, und erkenne in dem Sekundenbruchteil, den ich hinausschauen kann, dass die gesamte Schnellstraße zu einer einzigen Masse verkeilter Autos und Lastwagen geworden ist.
    Heulender Wind ergreift den Landrover und reißt uns und alles andere mit sich. Ich will Ellis festhalten, kann sie jedoch nicht finden. Ich beuge mich vor, kann sie aber auch nicht ertasten. Der Landrover wirbelt jetzt herum. Mir kommt es vor, als würde er sich ununterbrochen überschlagen und von allen Seiten mit Trümmern bombardiert werden. Ich werde in den Sitz zurückgeschleudert und schlage mir den Kopf an der Fensterscheibe an.
    Ich will mich bewegen, aber ich kann nicht. Will mich konzentrieren, aber ich kann nicht. Versuche zu sprechen, aber …

40
    W ie lange? Stunden, Minuten oder nur Sekunden? Alles ist ruhig, viel stiller, als es sein sollte. Langsam öffne ich die Augen und habe keine Ahnung, was ich sehen werde. Die Windschutzscheibe des Landrovers ist zerschmettert, Tausende haarfeiner Risse durchziehen das Glas. Wir sind auf ein anderes Fahrzeug aufgefahren, das Vorderteil des Autos ragt himmelwärts. Ich liege im Sitz auf dem Rücken und sehe über mir nur den abstoßenden und beängstigenden grau-gelben Himmel. Die Farbe von Erbrochenem.
    Ellis bewegt sich. Ich will mich hinüberbeugen und zu ihr lehnen, aber mein Hals ist steif. Ich will ihn etwas massieren, stutze jedoch. Die Haut fühlt sich feucht, roh und wund an. Müssen Verbrennungen sein. Ellis regt sich erneut, und ich versuche, mich zu drehen. Dann erstarre ich. Unwillkürlich entleere ich die Blase.
    Die Wucht der Explosion muss den Landrover mehr als halb um die eigene Achse gedreht haben, sodass sich mir jetzt durch das Beifahrerfenster der schrecklichste Anblick bietet, den ich je in meinem Leben gesehen habe. Zwischen hier und der ehemaligen Stadt steht so gut wie alles in Flammen. Überall lodert Feuer, der Boden ist schwarz und verkohlt. Die Stadt selbst – meine Heimat, wo ich mit einer Familie gelebt, gearbeitet, gespielt, mich abgerackert und gekämpft habe – ist verschwunden. Eine
gewaltige, wachsende Säule dunkelgrauen Rauchs steigt aus ihrem toten Herzen in den Himmel empor. In einer Höhe, die ich mir nicht einmal vorstellen kann, bildet der Rauch einen Ballon, der um sich selbst zu kreisen scheint und die unmissverständliche Pilzwolke bildet.
    Ellis klettert neben mir auf den Beifahrersitz. Gott sei Dank, dass ich sie gefunden habe. Wäre ich langsamer gewesen oder später gekommen, hätte ich länger gewartet, dann wäre sie jetzt tot, binnen eines Augenblicks verdampft, wie so viele andere. Lizzie, Josh, Edward … alle dahin. Ich fange an zu schluchzen. Die Wohnung, Joseph Mallon, Julia … Ich weiß gar nicht, warum ich weine. Ist
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