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Todesfracht

Titel: Todesfracht
Autoren: Clive Cussler
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dagegen, wieder und wieder, bis ihr Oberarm bis hinunter zum Ellbogen völlig lädiert war. Sie schrie, bis ihre Kehle streikte und kein Krächzen mehr von sich geben wollte, und ließ sich einfach auf den kalten Stahlboden sinken. Sie schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte verzweifelt, während ihre Haare wie ein Vorhang über ihre Hände fielen.
    Plötzlich durchlief die
Avalon
ein Ruck, und die Beleuchtung flackerte. Das Wasser, das in ihre unteren Kammern strömte, hatte offenbar einen Weg in einen anderen Teil des Schiffes gefunden. Diese Erschütterung löste bei Tory einen Schock aus, der sie aufrüttelte. Noch war sie nicht tot, und falls sie es schaffte, das Schiff vor dem Versinken zu bewahren, hätte sie auch Zeit, um nach einem Ausweg zu suchen. Sie hatte in einer der Werkstätten einen Schneidbrenner gesehen. Wenn sie ihn wiederfand, könnte sie sich einen Weg nach draußen brennen.
    Daraufhin, nunmehr wieder genauso entschlossen und zielstrebig wie in den ersten schrecklichen Sekunden, als sie den Schrei gehört hatte – sie war sich jetzt sicher, dass es Dr. Halverson gewesen war, ein stets liebenswürdiger Ozeanograph, der kurz vor seinem siebzigsten Geburtstag gestanden hatte –, raffte sich Tory vom Fußboden auf und rannte auf dem Weg zurück, auf dem sie hergekommen war. Sie durchquerte den Bereich mit den Mannschaftsquartieren und kam zu einer Treppe, die in die Maschinenräume hinunterführte.
    Als sie den unteren Absatz erreichte, traf sie der erste kalte Lufthauch. Das Rauschen des hereinströmenden Wassers ähnelte dem Getöse eines gigantischen Wasserfalls.
    Sie fand sich in einem Vorraum mit einer wasserdichten Tür wieder, durch die man den Maschinenraum erreichen konnte.
    Sie legte die Hand auf das Metall. Es war noch warm von den riesigen Dieselmotoren. Aber als sie ihre Hand nach unten schob, bis ganz dicht über den Boden, fühlte sich der Stahl geradezu eisig an. Sie war noch nie im Maschinenraum gewesen und hatte keine Ahnung von seiner räumlichen Aufteilung. Trotzdem wollte sie es versuchen.
    »Also los.« Ihre Stimme zitterte, als sie sich Mut zusprach, während sie das Schott entriegelte.
    Wasser ergoss sich über ihre nackten Füße, und innerhalb von Sekunden stand es kniehoch und stieg schnell höher. Eine Stahltreppe führte hinunter auf den Grund des hell erleuchteten Maschinenraums. Jenseits des Durcheinanders von Leitungsrohren, Stromleitungen und anderen Röhren konnte Tory erkennen, dass die riesigen Motoren, jeder so groß wie ein Kleinbus, bereits zur Hälfte vom Wasser umspült wurden. In Wellen schlug es gegen ihre Gehäuse.
    Sie tat einen Schritt über die Lukenkimming und stieg die Treppe beherzt hinunter. Für einen kurzen Moment verschlug es ihr den Atem: Das Wasser erreichte ihre Brust. Wahrscheinlich war es immer noch an die achtzehn Grad Celsius warm, aber sie begann schnell zu frösteln. Auf der untersten Stufe musste sie sich auf die Zehenspitzen stellen, um den Kopf über Wasser zu halten. Halb gehend, halb schwimmend schickte sie sich an, den höhlenartigen Raum zu durchqueren, und hoffte dabei, feststellen zu können, auf welchem Weg das Wasser ins Schiff eindrang.
    Während die
Avalon
weiterhin auf mehr oder weniger ebenem Kiel sank, schwankte sie im Rhythmus des Wellengangs.
    Diese Bewegung machte es Tory unmöglich, im Wasser Strömungen aufzuspüren und zu lokalisieren, wo sie am stärksten waren und sie vermuten konnte, dass sich dort irgendwelche Öffnungen befanden. Das Wasser im überfluteten Maschinenraum schäumte und brodelte wie in einem riesigen Kochtopf.
    Nach nur wenigen Minuten hektischer Suche verloren ihre Zehen den Kontakt mit den Deckplatten. Tory schwamm noch gut eine Minute fruchtlos herum. Es gab nichts, was sie hätte tun können. Selbst wenn sie die Bodenventile fände, sie wüsste doch nicht, wie sie zu bedienen waren.
    Die Beleuchtung flackerte wieder, erlosch kurzfristig, und als die Lampen erneut aufflammten, waren sie nur noch halb so hell. Das war für sie das Zeichen, diesen Ort schnellstens zu verlassen. Im Dunkeln würde sie niemals aus dem labyrinthartigen Gangsystem herausfinden. Sie glitt mit kräftigen Schwimmzügen durch das Wasser und schwamm geradewegs in den Vorraum. Als sie wieder Grund unter den Füßen fand und sich aufrichtete, stellte sie fest, dass der Wasserspiegel jetzt schon ihre Taille erreichte. Sie musste ihre gesamte Kraft aufbieten, um die Tür zum Maschinenraum zu schließen. Im Stillen
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