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Todesfracht im Jaguar

Todesfracht im Jaguar

Titel: Todesfracht im Jaguar
Autoren: Stefan Wolf
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mit dem Daumen über die Schulter
zeigen. Der Versuch riß ihn fast von den Füßen.
    „Beppo!“ herrschte der Direktor
ihn an. „Hast du schon wieder gebechert? Was sollen die Leute von uns denken!“

    „Ohne... ohne Schnaps“,
erwiderte Beppo, „ist... das Leben so traurig.“
    Er hielt sich jetzt beidhändig
am Gitter fest.
    „Das ist Francesco Tristesso,
unser Clown“, sagte der Direktor. „Sehr beliebt. Besonders bei Kindern.“
    „Den... Schatten“, lallte der
Clown, „habe ich noch gesehen. Vorhin. Ja… den Schatten. Kam gerade von dort.“
Er nickte in die Gegend. „Da... war Suleika schon weg. Jemand... wollte in den
Käfig. Ist aber... aber weggerannt. Um die Ecke.“
    „Und das sagst du erst jetzt?“
rief der Direktor. „Wer war das?“
    „Weiß... nicht. Nicht erkannt.
Ein Schatten.“
    „Immerhin hat er einen Schatten
gesehen“, sagte Tim. „Eigentlich sieht man in dem Zustand nur weiße Mäuse.“
Glockner hatte einen Entschluß gefaßt.
    „Wichtig ist im Moment nur“,
sagte er, „daß Suleika eingefangen wird. Ob sie entkommen konnte, weil hier
eine Nachlässigkeit vorliegt oder weil das Gitter absichtlich geöffnet wurde —
das werden wir nicht feststellen. Trotzdem — den Tierpfleger möchte ich noch
sprechen.“
    „Ich zische mal zum Parkplatz“,
sagte Tim. „Vielleicht finde ich ihn.“ Er wandte sich an den Zirkusdirektor.
„Wie erkenne ich Caldo?“

3. Das Rauschgift-Versteck
     
    Nach dem Gewitterguß brannte
die Sonne vom Himmel. In dem schwarzen Porsche wurde es heißer und heißer.
    Der Wagen parkte am Rande des
Festplatzes — außerhalb des Zirkusgeländes. Dieter Browski trug eine
Sonnenbrille mit spiegelnden Gläsern. Er äugte durch die Windschutzscheibe und
war ärgerlich.
    Er hatte sein Seidenjackett durchgeschwitzt.
Es lag auf dem Beifahrersitz. Sein Seidenhemd klebte am Körper. Wann kam dieser
Idiot endlich? Diese verdammte Unpünktlichkeit!
    Dieter Browski war 26 Jahre alt
und einziger Sohn von Oswald Browski, von dem später noch die Rede sein wird. Dieter
hatte sechs Jahre in den USA gelebt und dort in der organisierten Unterwelt
eine Menge gelernt. Vorgestern war er zurückgekehrt, um seinen Alten, den Gicht
und Gallensteine plagten, bei seinen dunklen Geschäften zu unterstützen.
    Dieter galt als Thronfolger in
der hiesigen Unterwelt. Allerdings — von Angesicht zu Angesicht kannte ihn noch
keiner.
    Ein Typ schnürte heran. Er trug
speckigen Overall, hatte speckiges Schwarzhaar und ein Gesicht wie ein Gelato- (Eis) -Verkäufer
am Strand der Adria. Seine Hände waren leer.
    Wo die ersten Wagen standen,
verharrte er und sah sich um.
    Er entdeckte den schwarzen
Porsche. Den mit einem andern Fahrzeug zu verwechseln, war unmöglich. Auf
beiden Türen hatte Dieter in Goldbuchstaben seine Initialen (Anfangsbuchstaben) anbringen lassen: DB.
    Der Italiener kam heran und
beugte sich ins geöffnete Fenster.
    „Browski?“
    „Caldo Forliamente?“
    „Si. Es ist schiefgegangen.“
    „Was?“
    „Ich muß warten, bis die Bullen
weg sind. Dann erst kann ich die Sendung holen.“
    „Nun mal langsam.“ Dieters
Zähne rieben aufeinander. „Was ist passiert?“
    „Bei der letzten Vorstellung in
Mailand war Suleika, eine junge Tigerin, zum ersten Mal probeweise in der
Manege. Im Rundkäfig. Da habe ich die Sendung in ihrem Käfigwagen versteckt.
Unter einer Bohle. Das sicherste Versteck, um die Sendung über die Grenze zu
bringen.“
    „Na und?“
    „Der Dompteur ist gestern bei
seiner Braut in Innsbruck geblieben. Damit fiel die Dressur heute vormittag
aus. Suleika blieb im Käfigwagen. Wie sollte ich rankommen? Das Vieh kann mich
nicht leiden. Vorhin habe ich also das Gitter geöffnet. Und mich dann
schleunigst in Sicherheit gebracht. Suleika ist getürmt. Richtung Wald. Aber
das hat keiner gesehen. Als ich im Käfigwagen das Versteck öffnen wollte, kam
Beppo, der Clown. Er ist meistens besoffen, kriegt aber trotzdem alles mit. Wir
sind verfeindet. Dem wäre es ein Fest gewesen, mich in die Pfanne zu hauen.
Also mußte ich mich wieder verdrücken. Einen zweiten Versuch konnte ich nicht
machen. Der Stallmeister entdeckte den offenen Käfigwagen. Der Direktor schlug
Alarm. Alle mußten suchen. Ständig war jemand beim Käfigwagen. Ich konnte nicht
ran. Suleika blieb verschwunden, und der Direktor hat die Bullen verständigt.
Jetzt sind sie da, und nun läuft gar nichts.“
    Dieter knirschte mit den Zähnen,
fluchte leise und rüttelte am Lenkrad. Er
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