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Todesfracht im Jaguar

Todesfracht im Jaguar

Titel: Todesfracht im Jaguar
Autoren: Stefan Wolf
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das Pulver weder Mehl, Kreide noch Puder war.
    „So sieht Heroin aus, denke ich
mir“, sagte Karl in die Stille. „Das übelste Rauschgift.“
    Glockner öffnete ein Säckchen,
prüfte mit Fingern und Nase. Er nickte.
    „Heroin. Eine Riesenmenge. Der
Wert ist, über den Daumen gesagt... nein, noch mehr. Ein Vermögen. Die Zeitung
verrät: Es kommt aus Italien. Kein schlechtes Versteck für Rauschgiftschmuggel.“

    Er wandte sich an Caldo. „Sie
haben natürlich keine Ahnung?“
    „Nicht die geringste, Herr
Kommissar. Ich bin fassungslos.“
    Tim hatte nachgedacht.
„Bestimmungsort sind wir hier, Herr Glockner. Unsere Stadt. Logo! Der Dealer
weiß Bescheid. Vorhin war er hier. Und damit er ans Päckchen ran konnte, hat er
Suleika freigelassen. Einfach so. Aber dann wurde er durch Clown Beppo gestört.
Schade, daß der nur einen Schatten sah.“
    Beppo, der etwas abseits auf
einem Gartenstuhl hockte, nickte. „Nur… einen Schatten“, nuschelte er.
    Tim trat zu seinen Freunden.
    „Wir schwärmen aus“, sagte er
leise. „Vielleicht ist der Dealer noch in der Nähe. Wenn er bis jetzt auf eine
Gelegenheit gelauert hat, ist das nun wie ein Tritt untern Gürtel. Hier gibt’s
nichts mehr zu holen, sieht er — und macht sicherlich die Biege.“
    „Bewegt euch unauffällig!“
mahnte Glockner, der mitgehört hatte.
    Auch seine Leute, die in der
Nähe und verfügbar waren, erhielten Anweisung.
    Freilich — niemand wußte, nach
wem er suchen sollte. Daß sich der Dealer nicht durch panikartiges Verhalten
verraten würde, lag auf der Hand.
    Man durchkämmte das
Zirkusgelände und verbreitete Mißtrauen. Es kam nichts dabei raus. Niemand
benahm sich verdächtig. Niemand floh Hals über Kopf.
    Tim schlenderte zum Rand des
Festplatzes, wo der schwarze Porsche geparkt hatte — außerhalb der Umgrenzung.
    Der Wagen war verschwunden.
    In Gedanken wiederholte Tim die
Zulassungsnummer. Während er noch überlegte, ob seine Beobachtung genügend
Gewicht hatte, um sie dem Kommissar mitzuteilen, kam Klößchen herangestolpert.
    „Pest und Pocken!“ rief er.
„Das Geld reicht nicht.“
    „Was ist?“
    „Vielleicht entsinnst du dich,
Tim“, brummelte er unwirsch. „Wir sind hergekommen, um Zirkuskarten zu kaufen.“
    „Ich entsinne mich.“
    „War eben an der Kasse. Mit
Gaby. Uns fehlen acht Mark. Wir haben unser Geld angezahlt. Die Karten werden
zurückgelegt. Den Rest erstatten wir heute abend.“
    „Ich bin sicher, daß uns
Kommissar Glockner das Geld vorgestreckt hätte.“
    „Mann, du hast recht. Egal. Nun
läuft es eben so.“
    Sie gingen zurück. Gaby kam
ihnen entgegen. Sie schmollte ein bißchen und blies heftig gegen ihren Pony.
    „Manche Väter sind undankbar.
Da biete ich nun an, daß wir uns an der Suche nach Suleika beteiligen. Was
meint der Kommissar: Das sei viel zu gefährlich. Wir sollen stadteinwärts den
Abflug machen und immer auf belebten Straßen bleiben, wo die Tigerin bestimmt
nicht ist. Wie findet ihr das?“
    „Richtig!“ grinste Tim. „Hast
doch gehört: Suleika ist lieb, aber nicht besonders berechenbar. Wenn ihr
Spieltrieb überschäumt, erschlägt sie den Nächstbesten mit der Pranke. Im
übrigen, liebste Pfote, ist Suleika ein Problem von untergeordneter Bedeutung.
Im Vordergrund steht der unbekannte Dealer. Über den sollten wir uns die
Gehirnzellen zermartern.“
    „Das können wir tun, während
wir an der Girlande arbeiten“, meinte Klößchen. „Allmählich müssen wir uns auf
den Empfang vorbereiten.“
    Dabei ging’s um dies: Erna und
Hermann Sauerlich, Klößchens steinreiche Eltern, befanden sich zur Zeit auf
Urlaub in Italien. Sie waren im Jaguar gefahren, dem Zwölfzylinder, und konnten
Klößchen nicht mitnehmen, denn noch war Schule, morgen der letzte Schultag.
Erst übermorgen brachen die Ferien an. Im übrigen hätte er sich gegen diesen
Familienurlaub sowieso mit Händen und Füßen gesträubt, was seine Eltern wußten.
Beleidigt waren sie deshalb nicht, sondern eher froh, weil er sich beizeiten
schon abnabelte und die Abenteuer im Kreise seiner Freunde dem Familiengehorsam
vorzog.
    Trotzdem: Alle TKKGler mochten
den großzügigen Schokoladenfabrikanten und seine Frau, die Diät-Esserin. Daß
man ihnen für ihre Rückkehr, die morgen oder in den nächsten Tagen erfolgte,
einen würdigen Empfang bereitete, war selbstverständlich. Einen Empfang mit
rotem Teppich auf der Treppe, Girlande über der Tür und selbstgebackenem
Kuchen, für den Gaby sich stark
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