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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer
Autoren: Jonathan Kellerman
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sehen können. Hände hoch - hoch mit den Händen!« Scoppio zwinkerte. Hob eine Hand.
    Ließ die andere zum Bund seines Kapuzenshirts sinken, griff darunter, holte etwas Glänzendes mit langem Lauf heraus.
    Der Chor stimmte eine andere Hymne an: »Knarreknarre-knarreknarreknarre!«
    Scoppio legte seine Waffe an. Milo zielte mit seiner Glock.
    Der gleiche Instinkt wie vor ein paar Tagen im Moghul, wo er Officer Randy Thorpe um Jahre seiner Lebenserwartung gebracht hatte.
    Thorpe war schlau gewesen.
    Scoppio blinzelte. Sein Finger wurde weiß.
    Milo schoss.
    Alle anderen ebenfalls.
     
    44
     
    »Diese Autopsie hat Spaß gemacht«, sagte Dr. Ciarice Jernigan.
    »Ein richtiger Brüller«, sagte Milo.
    Das Büro der Pathologin in der Krypta hätte sonst wo sein können.
    Keine in Formaldehyd schwimmenden Proben, kein schwarzer Humor. Töpfe mit Inkalilien und Kakteen standen auf einem niedrigen weißen Bücherregal, daneben Fotos von einer fröhlichen Familie. Jernigan mit fünf gesund aussehenden Kindern und einem Mann, der wie ein Banker wirkte.
    »Ich meine Spaß im Sinne eines intellektuellen Puzzles«, sagte sie. »Ihr Mr. Scoppio hatte achtundzwanzig Kugeln aus fünf verschiedenen Schusswaffen im Leib, und mindestens vier Wunden waren theoretisch tödlich. Ich muss nicht genau feststellen, welche ihn erledigt hat, denn, offen gestanden, wen kümmert’s, er ist ein Sich. Aber wenn ich für das Journal der forensischen Wissenschaft darüber schreiben sollte, würde ich die Wunde im vorderen Schädelbereich angeben. Eine großkalibrige Kugel, die mitten durch den Kortex ging, sich senkte und im Hirnstamm stecken blieb.«
    »Eine Dreisiebenundfünfziger?«
    Nicken. »Ihre?«
    »Meine ist eine Neunmillimeter.«
    »Wie die von zwei anderen Schützen. Keine Gewehrschüsse? Wie kommt’s? Die Jungs vom Greiftrupp nehmen doch immer Sturmgewehre mit.«
    »Der betreffende Mann hatte kein freies Schussfeld.«
    »Die Schießerei an der O.K. Mall… Nun, wenn Ihre Neunmillimeter irgendwo oberhalb des Brustkorbs getroffen hat, können Sie sich eine ehrenhafte Erwähnung verdienen. Wenn Sie ihn an den Beinen erwischt haben?« Sie zuckte die Achseln.
    Milo klärte sie nicht auf.
    Jernigan sagte: »Was die Frage angeht, warum er sich gegen eine solche Feuerkraft gestellt hat, das ist Dr. Delawares Fachgebiet.« An mich gewandt: »Ich kann mit Selbstmord durch die Polizei leben. Was ist mit Ihnen?«
    »Ist mir recht«, sagte ich.
    »Ich werde schreiben, dass seine inhärenten psychischen Probleme durch eine Amphetamin-Intoxikation verstärkt wurden, denn wir wollen dem Mistkerl die ganze Schuld in die Schuhe schieben, dafür sorgen, dass die Typen von der Bürgerrechtsbewegung nicht zetern und ächzen.«
    »Hatte er sich schwer was reingezogen?«, sagte Milo.
    »Ich habe mich gewundert, dass er nicht aus der Haut gefahren ist, Lieutenant. Jedenfalls sehe ich da kein Problem, die Bürohengste hoffentlich auch nicht.«
    »Das werde ich früh genug erfahren. Ich treffe mich in einer Stunde mit dem Chef.«
    »Das sollte lustig werden.« Sie begleitete uns zur Tür. »Danke, Doc«, sagte Milo.
    »Ich danke Ihnen. Für das, was Sie für Bobby getan haben. Bobby war ein großartiger Junge. Ich weiß, ich sollte objektiv sein, aber als ich erfahren habe, dass der Mistkerl ihm aufgelauert hat, habe ich mir ein bisschen Freude gegönnt, als ich ihm sein verdammtes Gesicht von seinem verdammten Schädel geschält habe. Und übrigens, ich denke an meine Zusage, was die Autopsien angeht. Solange Sie’s nicht übertreiben.«
     
    45
     
    Milo fuhr zum Büro des Chefs, und ich kehrte nach Hause zurück.
    Machte einen kleinen Umweg und fuhr an dem Grundstück an der Borodi Lane vorbei. Sämtliche Überreste des Brandes waren verschwunden, sauber weggeräumt und einplaniert, von einem neuen, stabilen Zaun umgeben. Doyle Bryczinski saß in seinem Auto am Straßenrand. Er schien zu dösen, doch als ich vorbeifuhr, winkte er.
    Ich setzte zurück. »Wieder im Dienst, was?«
    »Die Firma hat die Sache endlich auf die Reihe gekriegt«, sagte er. »Denen ist klar geworden, dass es besser ist, wenn ich jeden Tag da bin, den ganzen Tag. Manchmal geben Sie mir sogar ‘ne Doppelschicht. Wenn Mom mich nicht braucht, bin ich hier.«
    »Leisten Sie weiter gute Arbeit.«
    Er salutierte. »Was anderes kann ich gar nicht.«
    Milo rief nach der Besprechung mit dem Chef nicht an, und ich fragte mich, ob sie schlecht verlaufen war.
    Vermutlich war er schon unterwegs
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