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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee
Autoren: P Tremayne
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nicht dem Statthalter Verus aushändigen, da ich fürchte, er könnte den Verdienst seiner Rettung selbst beanspruchen. Er ist ein Mann, dem man in solchen Dingen nicht trauen kann. Deshalb habe ich mich entschlossen, den Adler zusammen mit einem Bericht in meinem |428| winzigen Haus zu verbergen, das nahe bei Turm acht liegt, an der nordöstlichen Ecke eines Gebäudes, das einige Christen zu Ehren eines ihrer Anführer namens Martin von Gallien errichtet haben. Ich habe das Feldzeichen der IX Hispana im Hypokaustum versteckt. Dort wird es bleiben, bis mein Sohn herangewachsen ist und nach meinen Anweisungen nach Rom reisen und mein Versprechen …«
    An dieser Stelle endete das Pergament, und Fidelma hörte auf zu lesen. Sie blickte mit leicht verengten Augen zu Diakon Lepidus auf.
    »Nachdem ich nun dieses Dokument gelesen habe, was willst du von mir?«
    Diakon Lepidus schenkte ihr ein gewinnendes Lächeln.
    »Ich dachte mir, dass das Dokument vielleicht Hinweise enthält, die dir sagen könnten, woher sein Verfasser kam und wo der Adler versteckt sein könnte. Wenn ich den Adler und weitere Erkenntnisse mit nach Rom bringen könnte, wenn ich eine glaubwürdige Zeugin für seine Wiederentdeckung hätte, dann könnte ich voller Selbstbewusstsein ans Schreiben meiner Abhandlung gehen. Meine Familie, die Familie Lepidus, könnte in Rom den Kopf stolz erhoben tragen und all die wichtigen Ämter anstreben, ohne dass ein Schatten auf unserer Vergangenheit läge. Ja, ich hätte berechtigte Hoffnung, Bischof oder Kardinal zu werden … dem weltlichen oder geistlichen Ehrgeiz wären keine Grenzen gesetzt, wenn …«
    Er schwieg plötzlich und lächelte ein wenig verlegen.
    »Als Historiker gilt mein Interesse jedoch einfach nur dem Entdecken der Wahrheit. Vielleicht hat sich dieser Cingetorix das alles nur ausgedacht? Vielleicht … Wenn wir aber herausfinden könnten, wo er gelebt hat und wo er den Adler versteckt hat, wenn er denn je in seinem Besitz war, dann hätten wir ein großes Rätsel der Geschichte gelöst.«
    |429| Fidelma lehnte sich zurück und betrachtete den Römer aufmerksam.
    »Es gibt viele Britannier, die besser als ich in der Lage wären, dieses Dokument zu prüfen und Hinweise herauszulesen.«
    Lepidus zuckte mit den Schultern.
    »Britannier? Die wagen sich doch nichtüber die neuen Grenzen des Königreiches hinaus, in dem die Sachsen sie zusammengedrängt haben. Sie würden sich mit Sicherheit nicht in das Land der Sachsen trauen. Und haben sie uns Römer nicht immer bekämpft? Nicht nur in jenen Tagen, in denen unsere Legionen in ihrem Land standen, sondern auch in jüngster Zeit, indem sie sich weigerten, die Weisungen unserer Mutter Kirche in Rom zu befolgen. Ihre Könige lehnten es ab, ihr Haupt vor dem Missionar Augustinus zu neigen, dem persönlichen Gesandten des Papstes. Sie zogen es vor, sich an ihre Götzen zu halten, an den Ketzer Pelagius und ihre Anführer.«
    Fidelma hob amüsiert eine Augenbraue.
    »Sicher werden wir aus Éireann ebenfalls von Rom verdammt? Denn auch unsere Kirchen folgen der Theologie des Pelagius und nicht der Meinung, die von Augustinus von Hippo verbreitet wurde.«
    Lepidus lächelte entwaffnend.
    »Aber das Volk von Éireann ist stets für Argumente offen, während die Britannier ein stolzes Volk sind und dazu neigen, ihren Glauben mit Waffengewalt durchsetzen zu wollen.«
    Fidelma wollte schon sagen: »Genau wie die Römer«, besann sich jedoch eines Besseren.
    »Ich weiß ein wenigüber die Geschichte und Sprache der Britannier, aber ich bin keine Expertin.« Sie warf einen erneuten Blick auf das Pergament und lächelte dünn. »Dieser Bericht enthält natürlich eine ganze Reihe von Hinweisen.«
    Diakon Lepidus beugte sich interessiert vor.
    |430| »Genug, um nachzuvollziehen, woher Cingetorix kam?«
    Fidelma tippte mit dem Zeigefinger auf das Pergament.
    »Das ist einfach. Schau, Cingetorix hat doch den Ort genannt.«
    Der Diakon sah sie fragend an.
    »Sicher hat er das. Da steht Darovernum. Aber wo liegt das? Ich habe mehrere Leute danach gefragt, und niemand schien es zu wissen.«
    Fidelma lachte leise.
    »Es ist ein Ortsname, der von dem Geographen Ptolemäus etwa zu der Zeit festgehalten wurde, zu der auch die in diesem Bericht erwähnten Ereignisse stattgefunden haben sollen.«
    »Was bedeutet er?«
    »In der Sprache der Britannier bezeichnet
duro
eine Festung, und
verno
ist ein Erlensumpf. Es ist also die Festung am Erlensumpf.«
    »Das stellt deine
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