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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee
Autoren: P Tremayne
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Sprachkenntnisse aufs beste unter Beweis, Schwester Fidelma, aber wie finden wir heraus, wo das ist?«, entgegnete Lepidus.
    Fidelma blickte ihn unverwandt an.
    »Die Römer nannten den Ort Darovernum Cantiacorum – die Cantiacische Festung am Erlensumpf.«
    »Ich verstehe noch immer nicht«, gestand Diakon Lepidus.
    »Du befindest dich in ebendiesem Ort. Die Cantiacische Festung am Erlensumpf wird von den Jüten heute die
burg
von Cantware genannt, Canterbury.«
    »Willst du damit sagen, dass der Adler hier versteckt sein könnte? Hier, in dieser Stadt?«, fragte Lepidus verblüfft.
    »Alles, was ich bisher sagen kann, ist, dass es sich bei dem Ort, der in dem Dokument erwähnt wird, um diese Stadt handelt«, antwortete Fidelma ernst.
    »Aber das ist unglaublich! Du meinst, dass Cingetorix den |431| Adler in diese Stadt brachte? Was vermagst du noch aus dem Pergament herauszulesen?« Der Diakon war sichtlich aufgeregt.
    Fidelma dachte nach.
    »Da du ihn gerade erwähnst, der Name Cingetorix steht ebenfalls mit den Cantiacern in Verbindung. Jeder, der Julius Cäsars Bericht über seine Landung hier studiert hat, würde ihn wiedererkennen. Es ist allerdings ein ungewöhnlicher Name für einen einfachen
mathematicus
im Dienst einer Legion – er bedeutet ›König der Helden‹. Einer der vier Könige der Cantiacer, die während Cäsars Landung sein Küstenlager angriffen, trug diesen Namen.«
    Diakon Lepidus lehnte sich mit einem Seufzen auf seinem Stuhl zurück. Nach dem kurzen Begeisterungsausbruch schien er plötzlich niedergeschlagen. Er dachte eine Weile nach, hob dann die Arme und ließ sie hoffnungslos wieder sinken.
    »Wir müssten also nach dem Haus von Cingetorix suchen. Das ist nach fünfhundert Jahren unmöglich.«
    Fidelma schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Das Pergament gibt uns einen kleinen Hinweis darauf, nicht wahr?«
    Der Diakon starrte sie an.
    »Einen Hinweis? Wie könnte es uns einen Hinweis auf das Haus geben? Die Römer sind fort, sie haben die Stadt zusammen mit den Britanniern verlassen, und die Jüten sind gekommen und haben sich hier angesiedelt. Die Stadt oder
burg
von Cantware hat sich total verändert. Die meisten der Gebäude von damals sind alt und verfallen. Nachdem die Jüten die Insel Tanatos verlassen hatten und nach Britannien gezogen waren, dauerte es eine ganze Generation, bis sie die Britannier von hier vertrieben hatten und Aesc sich zum König des jütischen Kent erklärte. Damals wurde ein großer Teil der Stadt zerstört.«
    |432| »Du scheinst in der kurzen Zeit, die du hier bist, eine Menge über die Geschichte dieser Stadt gelernt zu haben«, murmelte Fidelma. Sie erhob sich und ging zu einem Regal hinter ihr; dabei huschte ein belustigter Ausdrucküber ihr Gesicht. »Wir haben Glück, dass sich in der Bibliothek hier ein paar alte Karten der Stadt befinden. Ich habe sie mir heute Morgen erst angesehen.«
    »Aber sie stammen nicht aus der Zeit meines Vorfahren. Welchen Nutzen sollten sie für uns haben?«
    Fidelma breitete eine der Karten vor sich auf dem Tisch aus.
    »Der Bericht erwähnt, dass das Haus nahe bei einem Turm, Turm acht, steht. Und außerdem, dass es sich an der nordöstlichen Ecke eines Gebäudes befindet, dass einige Christen zu Ehren eines ihrer Anführer, Martin von Gallien, errichtet haben.«
    Diakon Lepidus schien ratlos.
    »Hilft uns das denn weiter? Das war vor so vielen Jahren.«
    »Die zehn Türme, die die Römer entlang der alten Stadtmauern errichtet haben, sind noch erkennbar, auch wenn sie allmählich verfallen. Die Jüten leben nicht gern in den alten Häusern der Britannier und Römer, sie ziehen es vor, ihre eigenen zu bauen. Es gibt jedoch noch immer eine Kapelle, die Martin von Gallien, besser bekannt als Martin von Tours, geweiht ist. Diese Kapelle steht noch. Menschen gehen dort nach wie vor zum Gottesdienst.«
    Ein warmes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Diakons aus.
    »Das ist fürwahr ein Wunder! Was der Ehrwürdige Gelasius über dich gesagt hat, war noch untertrieben, Schwester Fidelma. Du hast innerhalb weniger Augenblicke die Nebel der Vergangenheit durchdrungen und …«
    |433| Fidelma hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    »Bist du wirklich überzeugt, dass der Adler dort ist, wenn wir den genauen Ort ausfindig machen?«
    »Du hast gezeigt, dass uns der Verfasser des Pergaments genügend Hinweise liefert. Er führt uns nicht nur in diese Stadt, sondern vielleicht auch zu der Stelle, an der sein Haus
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