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Todesdrang: Thriller (German Edition)

Todesdrang: Thriller (German Edition)

Titel: Todesdrang: Thriller (German Edition)
Autoren: Michael Hübner
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mehr ertragen.
    »Hör zu«, schrie Dirk. »Ich bin nicht wie du, kapier das endlich!«
    Lohmann fixierte ihn, als könnte er in ihn hineinsehen. »Du bist ein sehr gerechtigkeitsliebender Mensch, ist es nicht so? Und du fühlst dich zunehmend hilflos gegenüber den Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaft. Und das macht dich wütend. Du sehnst dich nach Anerkennung durch deine Arbeit, suchst nach Bestätigung. Aber richtige Freunde hast du nicht, weil es dir schwerfällt, auf andere zuzugehen. Und manchmal würdest du der Gesellschaft gerne den Rücken zukehren, um dich alldem zu entziehen. Trifft das bis hierhin zu?«
    Dirk erwiderte nichts und stand regungslos da.
    »Ich fasse dein Schweigen als Bestätigung auf«, fuhr Lohmann fort. »Sieh es endlich ein, wir beide sind vom selben Schlag. Zwei Getriebene, die schon als Kind erkennen mussten, dass diese Welt von Tyrannen beherrscht wird. Doch du hast dich all die Jahre in dein selbsterrichtetes Schlupfloch verkrochen, um diesen Drang unter der Liebe und der Geborgenheit einer intakten Familie zu begraben. Doch nun existiert dieses Schlupfloch nicht mehr, und dieses Gefühl wird immer mächtiger, nicht wahr? Du hast das Böse in dir wiederentdeckt. Und ich werde ihm den Weg weisen.«
    »Hör auf!« Dirks Unterlippe bebte. »Du bist ja vollkommen wahnsinnig!«
    »Nicht mehr als du«, entgegnete Lohmann. »Nur dass ich kein Problem damit habe, es mir einzugestehen.«
    Er trat einen Schritt vor, packte Rosi an den Haaren und zog ihren Kopf nach hinten, während Niklas sich mit aller Kraft gegen seine Fesseln stemmte.
    »Ich habe mich zu Fehlern verleiten lassen«, sagte Lohmann, »habe diesem Drang in mir zu viel Freiheit eingeräumt, mich von ihm kontrollieren lassen. Dadurch ist mein Name einmal zu oft mit meinen Opfern verknüpft. Früher oder später wäre selbst der dümmste Bulle auf mich aufmerksam geworden. Ein Fehler, den du hoffentlich nicht begehen wirst.«
    Das Messer näherte sich Rosis Hals. Ein dumpfer Schrei drang durch ihren Knebel.
    »Entschuldigung, darf ich kurz?«, fragte Lohmann mit übertriebener Höflichkeit und führte die Hand, mit der er das Messer hielt, an ihrem Kopf vorbei auf den weißen Umschlag zu, der vor ihr auf dem Tisch lag. Er griff ihn mit zwei Fingern und schleuderte ihn Dirk entgegen, der ihn reflexartig auffing. »Darin sind Informationen, die du auf deinem weiteren Weg brauchen wirst. Sieh es als eine Art Entschädigung für den Verlust deiner Familie an. Es wird eine Zeitlang dauern, bis du deine Mittel und Wege gefunden hast, um deine Art von Gerechtigkeit zu verwirklichen. Aber ich bin überzeugt davon, dass du es schaffen wirst. Du bist stark, stärker, als ich es je sein werde.«
    »Du musst noch verrückter sein, als ich dachte«, entgegnete Dirk, während er den Umschlag in seinem Hosenbund unter dem Pullover verstaute, um die Hände wieder frei zu haben, »wenn du tatsächlich glaubst, was du da vom Stapel lässt.«
    Lohmann sah ihn ausdruckslos an. Sogar sein schmieriges Grinsen war verschwunden. »Das hat nicht das Geringste mit Glauben zu tun«, erwiderte er. »Ich erkenne einen Gleichgesinnten, auch wenn es in deinem Fall ein wenig gedauert hat. Ich muss nur noch ein wenig Überzeugungsarbeit leisten, bis auch du das einsiehst. Meine letzte Aufgabe wird es sein, dir deine Zweifel zu nehmen und den Drang in dir endgültig zu befreien.«
    Mit Erleichterung registrierte Dirk die Sirenen und das dumpfe Schlagen mehrerer Autotüren, das von der Vorderseite des Hauses zu ihnen drang. Becker und seine Kollegen waren endlich eingetroffen. Doch sogleich sollte er feststellen, dass sie zu spät kamen, dass sie nie rechtzeitig hätten eintreffen können.
    Mit einer schnellen, ruckartigen Bewegung zog Lohmann den Arm zurück, und die Klinge des Messers schnitt tief in Rosis Hals.
    »Nein!«, schrie Dirk und wollte nach vorn stürmen, doch seine Beine wollten ihm nicht gehorchen. Wie gelähmt registrierte er den Blutschwall, der aus Rosis Hals schoss. Ihre von Schmerz und Panik erfüllten Augen waren hilfesuchend auf ihn gerichtet und schienen Fragen zu stellen, die ihm die Brust zuschnürten: »Wieso hast du das zugelassen? Wie konntest du uns da mit hineinziehen?«
    Niklas stürzte sich beim Anblick seiner blutenden Frau mit dem Kopf voran auf Lohmann und riss ihn mit sich. Polternd fielen sie zu Boden, und Dirk hörte, wie der Stuhl unter Niklas’ Gewicht zerbrach. Rosis Kopf sackte derweil kraftlos auf die Tischplatte, auf
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