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Todesdrang: Thriller (German Edition)

Todesdrang: Thriller (German Edition)

Titel: Todesdrang: Thriller (German Edition)
Autoren: Michael Hübner
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bei ICS gehabt hatte. Er hatte sich auf die bevorstehenden Gespräche konzentriert und daher nicht sonderlich auf ihn geachtet.
    Der Mann legte die Kappe ab und deutete auf den modifizierten Schriftzug. »Bitte entschuldige diese stümperhafte Arbeit«, meinte er grinsend. »An der Nähmaschine bin ich weitaus weniger begabt als am Computer. Ich musste also ein wenig improvisieren.«
    Dirk starrte ihn ungläubig an. »Aber wieso bist du nur …? Ich meine …«
    »Wieso ich nur ein dämlicher Hausmeister bin?« Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Ich fasse diese Frage mal als Anerkennung meiner geistigen Fähigkeiten auf«, sagte er, worauf sein Lächeln wieder erstarb. »Aber ein autoritäres Hirn wie deins sollte eigentlich wissen, dass man ohne den offiziellen Nachweis einer sogenannten Bildungsanstalt nicht die geringste Chance hat, in unserer leistungsorientierten Gesellschaft einen entsprechenden Job zu bekommen. Es zählt nicht, was man kann, sondern nur, wie man es sich angeeignet hat. In einer zunehmend digitalisierten Welt legen die Leute erstaunlich viel Wert auf einen Fetzen bedrucktes Papier. Und da ich gezwungen war, mein Studium abzubrechen, musste ich mich notgedrungen neu orientieren. Aber im Nachhinein, muss ich gestehen, war es das Beste, was mir passieren konnte. Das Studium wäre reine Zeitverschwendung gewesen. Diese Fachidioten hätten mir nichts beibringen können, was ich nicht schon längst wusste. Das meiste, was die in ihren Hörsälen predigen, ist ohnehin nicht von Belang. Unnützes Wissen. Ich habe einen meiner Professoren mal darauf angesprochen, und weißt du, was er mir geantwortet hat? ›Sie lernen hier nicht fürs Leben, Herr Lohmann, Sie lernen für eine Prüfung.‹ Ist das zu fassen?«
    Dirk lauschte stumm den Ausführungen dieses Irren. Begleitet wurde er dabei nach wie vor von Cookies Kratzen und Kläffen im Hintergrund, das aus der geschlossenen Küche zu hören war. Immer wieder fiel Dirks Blick auf seine beiden Nachbarn. Niklas kam langsam wieder zu sich und hob mühsam den Kopf. Hoffentlich ist die Polizei bald hier .
    »Ich habe mir mithilfe des Internets und entsprechender Bücher mehr Wissen angeeignet, als diese Stümper mir je hätten vermitteln können. Aber keiner von euch Bürokraten wollte das anerkennen. Anscheinend zählt man in diesem Land nichts, wenn man nicht ein paar Zahlen auf einer Urkunde nachweisen kann. Das zumindest haben mir die zahlreichen Absagen, die ich auf meine Bewerbungen hin erhalten habe, immer wieder verdeutlicht. Einer dieser Personalchefs hat mir sogar unverblümt zu verstehen gegeben, dass es eine Zumutung wäre, sich in seinem Unternehmen ohne eine entsprechende Ausbildung zu bewerben, und dass ich damit nur seine wertvolle Zeit verschwende. Ich bin mir sicher, er hat seine Aussage noch einmal überdacht, bevor er sich mit einer Überdosis Schlaftabletten von dieser Welt verabschiedet hat, nachdem ich ihm meine Fähigkeiten demonstriert hatte!«
    »Verstehe«, sagte Dirk. »Es sind mal wieder nur die anderen am eigenen Versagen schuld.«
    »Ich habe nicht versagt! Ich bin nur meiner Bestimmung gefolgt!«
    »Und die wäre?«
    »Es dieser rücksichtslosen und kranken Gesellschaft mit ihren eigenen Mitteln heimzuzahlen«, erwiderte Lohmann. »Einer Gesellschaft, die es mittlerweile als abendliche Fernsehunterhaltung ansieht, dass andere Menschen bloßgestellt und lächerlich gemacht werden. Einer Gesellschaft, in der die Würde eines Menschen scheinbar nichts mehr zählt. Es ist verdammt noch mal der Zeitpunkt gekommen, solchen Leuten zu beweisen, dass sie nicht über allen anderen stehen.«
    »Und was war mit meinem Sohn!«, brüllte Dirk. »Gehörte er deiner Meinung nach auch in diese Kategorie?«
    Zu Dirks Verwunderung legte sich ein Ausdruck des Bedauerns über Lohmanns Augen, bevor er seinen Blick senkte. »Es lag nie in meiner Absicht, deinem Sohn oder deiner Frau etwas anzutun«, sagte er. »Ich wollte ihnen nur Angst machen, euch auseinandertreiben, um dir alles zu nehmen. Aber nicht auf diese Weise. Ich habe einfach die Kontrolle verloren, wie über alles andere auch.«
    »Willst du mir jetzt etwa weismachen, dass der Tod meines Sohnes eine Art Betriebsunfall war?«, fragte Dirk.
    Lohmann zuckte mit den Schultern. »Wenn man es so betrachtet, ja.«
    Dirk trat zwei schnelle Schritte auf Lohmann zu, fest entschlossen, ihn in Stücke zu reißen. Doch Lohmann legte das Stemmeisen ab und griff in einer rasanten Bewegung
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