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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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eine weitere Furche in den Schlamm grub.
    »Tja, wie ich sehe, waren die Bauarbeiter bereits überall herumgetrampelt, bevor wir eingetroffen sind.«
    Fry drehte sich um und sah, dass sich Detective Inspector Paul Hitchens der inneren Absperrung näherte. Er war leger gekleidet, mit Jeans und grünen Stiefeln mit hohem Schaft, als sei er nur kurz aus dem Haus gegangen, um einen Sonntagnachmittagsspaziergang mit seinem Hund zu machen.
    »Guten Morgen, Sir.«
    »Guten Morgen, Diane.« Er richtete den Blick auf das Meer aus Schlamm. »Großartig. Das fängt ja schon gut an. Der Unterschied ist allerdings, dass es diesmal ausnahmsweise einmal nicht unsere eigenen Leute waren, die alles zertrampelt haben.«
    »Tatsächlich? Ich kann von hier aus keinen Unterschied feststellen. Für mich sehen Stiefel in Größe sechsundvierzig alle gleich aus. Welche Art von Helm sie beim Trampeln getragen haben, ist mir ziemlich egal. Schließlich sind sie nicht auf dem Kopf herumgehüpft, oder?«
    »Stimmt.«
    »Wenn wir den Abdruck eines Helmabzeichens des Derbyshire Constabulary im Schlamm finden würden, wäre es eine andere Sache«, sagte Fry. »Dann müssten wir nach irgendeinem uniformierten Idioten suchen, der über seine eigenen Füße gestolpert ist. Und wir hätten eine Liste möglicher Verdächtiger unmittelbar vor der Nase.«
    Hitchens lachte. »Wollen wir einen Blick auf das Zentrum des Geschehens werfen?«
    Detective Constable Murfin trottete widerwillig hinter ihnen her, als sie über einen provisorischen Steg aus Holzbrettern gingen, die von den Bauarbeitern ausgeliehen worden waren. Ihre Schritte dröhnten auf den Brettern, als wären sie auf einen Pier an der Küste hinausgegangen. Blackpool im Schlamm.
    Und hier war die Attraktion am Ende des Piers: eine Art Wahrsagerin, die sich in einem düsteren Zelt verbarg und Gebeine konsultierte.
    Mrs van Doon, die Pathologin des Innenministeriums, richtete sich auf, als sie sich näherten. Sie strich sich eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn und hinterließ dabei mit ihrem Handschuh einen Schmutzschmierer an ihrer Schläfe.
    »Ich würde mir an Ihrer Stelle nicht allzu große Sorgen machen, dass Ihr Verbrechensschauplatz verschmutzt werden könnte«, sagte sie. »Diese Leiche liegt hier schon so lange, dass die Hälfte der Bevölkerung von Derbyshire auf dem Weg zum Pub und zurück hätte vorbeikommen können.«
    Murfins Interesse schien plötzlich geweckt. »Hier gibt es einen Pub?«
    »In der Ortschaft«, erwiderte die Pathologin und gestikulierte mit einem Spachtel. »Ungefähr eine Meile entfernt, in dieser Richtung.«
    Hitchens seufzte ungeduldig. »Wie lange genau liegt sie denn schon hier?«
    » Genau ? Soll das ein Witz sein, Inspector?«
    »Geben Sie einfach eine Schätzung ab. Wir werden Sie nicht darauf festnageln.«
    »Unter dieser Voraussetzung...« Mrs van Doon zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Etwa ein Jahr vielleicht? Ich nehme an, Sie werden die sterblichen Überreste von Ihrem forensischen Anthropologen untersuchen lassen. Dr. Jamieson wird Ihnen womöglich eine genauere Schätzung geben können.«
    »Auf den ersten Blick wirkt der Leichnam ziemlich gut erhalten«, stellte Hitchens fest.
    »Oh, Sie sehen sich die Hand an. Nun, die Hand ist nicht allzu stark verwest, das stimmt. Aber die war auch gut zugedeckt und vor der Luft geschützt – zumindest bis irgendjemand mit der Ecke eines Spatens die Plastikfolie durchstochen hat. Am Kopfende befinden sich allerdings ein paar ältere Risse in der Folie. Deshalb sieht es mit dem Zustand dieses Teils der Leiche etwas anders aus.«
    »Am Kopfende? Das klingt nach schlechten Nachrichten. Wie stehen unsere Chancen, die Leiche zu identifizieren?«
    Mrs van Doon zuckte mit den Schultern, wobei ihr Schutzanzug leise raschelte. »Es ist noch zu früh, um das zu beurteilen. Aber ich kann Ihnen sagen, dass der Toten auf der linken Seite eine ganze Menge Fleisch fehlt. Stellenweise bis zu den Knochen. Ich werde mehr wissen, sobald ich sie in die Leichenhalle geschafft habe. Das könnte allerdings eine Weile dauern.«
    »Warum?«
    »Wir müssen sie ganz vorsichtig ausgraben. Zum Teil löst sich die Haut ab, und je weniger wir von ihr in diesem Stadium verlieren, desto besser. Würden Sie mir da nicht zustimmen?«
    »Aber es handelt sich definitiv um eine ›Sie‹?«, fragte Fry. »Sie sagten ›sie‹.«
    »Ja, da bin ich mir ziemlich sicher, Sergeant«, erwiderte die Pathologin, und ihre Stiefel schmatzten,
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