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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi
Autoren: emons Verlag
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nicht leisten. Das ist schlecht für
das Geschäft.«
    »In welcher Branche? Für welches Geschäft?«
    Meine Schokolade wurde serviert. Die Sahne war süß und kalt und das
Getränk darunter kochend heiß. Ich nippte daran und verbrannte mir die Zunge.
    »Weihnachten.« Schubert machte eine weltumfassende Geste. »Machen
Sie sich eine Vorstellung, Herr Frings, wie viel Arbeit hinter all dem Rummel
steckt?«
    Ich überlegte noch, ob ich das tat, da plapperte er auch schon
weiter: »Besinnliche Stimmung, Schnee und Glitter, Lieder, die einen warm ums
Herz werden lassen – das entsteht nicht von selbst. Christbäume müssen
geschmückt und Geschenke verpackt werden.«
    »Sie würden sich also als eine Art Weihnachtsmann bezeichnen?«
    Er nickte. »›World of Christmas‹, drüben im Gewerbegebiet
Auenviertel – das ist mein Laden. Schauen Sie mal vorbei, wenn Sie Zeit haben.
Dann bekommen Sie eine Ahnung, wovon ich spreche.«
    »Und was haben diese Karten damit zu tun?«
    »Ist doch klar: ›World of Christmas‹ ist Marktführer für alles, was
mit dem Fest zu tun hat. Das zieht Neider magisch an, glauben Sie mir. Und dann
kommt so ein Bekloppter und droht, mich auszuknipsen.«
    »Sie ausknipsen?«
    » Gott sei Ihrer Seele gnädig . Können Sie
nicht lesen, Herr Frings?«
    »Wenn überhaupt, dann will er Sie nicht
ausknipsen, sondern der andere. Der Geist der blutigen Weihnacht. Der Schreiber
ist doch der Geist der vergangenen Weihnacht.«
    »Ach, hören Sie auf.« Schubert nippte lustlos an seinem Getränk – er
hatte sich einen Kirsch-Bananensaft bestellt. Sein cooles Gehabe wirkte bemüht.
Die Sache schien ihm wirklich Kopfschmerzen zu bereiten.
    »Ich verstehe nicht ganz«, meinte ich, »warum Ihnen das so zu
schaffen macht. Wieso gehen Sie nicht einfach davon aus, dass es sich um einen
harmlosen Pennälerscherz handelt?«
    Mein Gegenüber verzog das Gesicht zu einem unsympathischen Grinsen.
»Ich wäre wohl der Letzte, der etwas dagegen hätte, wenn es so wäre.«
    »Was meint der Schreiber damit, dass Sie ein Heuchler sind und
bereuen sollen?«
    Das Grinsen wurde endgültig eingestellt.
    »Hören Sie mal, wenn Sie sich einbilden, Herr Frings, Sie würden
Ihren Marktwert dadurch steigern, dass Sie Ihren Klienten verdächtigen, dann –«
    »Niemand verdächtigt Sie. Ich versuche lediglich, mir ein Bild zu
machen.«
    »Okay!« Er klatschte in die Hände. »Dann sind wir uns auch schon
einig. Gehen Sie an die Arbeit und bringen Sie mir den Kerl – wie sagt man so
schön: tot oder lebendig. Das war’s auch schon.« So, wie ich den Mann
einschätzte, dachte er nicht daran, mich zu einer weiteren Schokolade
einzuladen.
    »Da wäre noch die Frage des Honorars«, sagte ich. »Bevor die nicht
geklärt ist, gehe ich grundsätzlich nicht an die Arbeit.«
    »Ich sagte Ihnen doch schon, Sie werden mich ausgesprochen großzügig
finden. Eine fünf mit drei Nullen – wie klingt das für Sie? Sobald Sie mir
Namen und Adresse dieses Verrückten überreichen, werde ich –«
    »Moment mal«, sagte ich. »Es wird immer ein Vorschuss fällig.«
    Schubert trank noch etwas Kirsch-Banane und stellte sein Glas
lautlos auf den Tisch. Griff nach einer Papierserviette und tupfte sich den
Mund ab. »Ich fürchte, da irren Sie sich«, sagte er.
    Mein Auflachen veranlasste einige Gäste, sich nach uns umzudrehen.
»Sie wollen also erst im Erfolgsfall zahlen?«
    »Ein in der Geschäftswelt durchaus übliches Gebaren. Sehen Sie, Herr
Frings, ich bin Unternehmer und kein städtischer Wohlfahrtsverein. Liefern Sie
mir, worum ich Sie bitte, und ich bezahle dafür. Ich werde Ihnen aber nicht
finanziell unter die Arme greifen, damit Sie die Füße hochlegen können.« Der
unverschämte Blick, mit dem er mich fixierte, signalisierte kein bisschen
Verhandlungsbereitschaft. Er schien anzunehmen, dass er alle Bedingungen
diktieren konnte. »Im Übrigen, Herr Frings, habe ich das Gefühl, dass wir
trotzdem glänzend zusammenarbeiten werden.«
    Der Kerl war mir unsympathisch. Und für einen erfolglosen Schnüffler
wie mich, der sich seine Klienten nach Möglichkeit aussuchte, war das ein
Problem. »Ich fürchte, wir beide haben unsere Zeit verschwendet«, sagte ich
frostig und stand auf. »Schönen Dank für den Kakao, und grüßen Sie mir den
Geist der blutigen Weihnacht.«
    »Herr Frings!«
    Schuberts verblüfftes Gesicht, das sich in der Glastür des Cafés
spiegelte, gab mir beim Hinausgehen das Gefühl, doch nicht ganz umsonst
hergekommen
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