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Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Titel: Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi
Autoren: Andreas Schmidt
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sollten Sie sich die alten Akten noch mal genauer ansehen. Sie hat sich vor einen Zug geworfen, in der Nähe von Büsum. Mitten in der Nacht. Der Zugführer hatte keine Chance, und Laura fand einen schnellen Tod. Sechs Jahre ist das jetzt her. Wir waren nicht nur Schwestern, wir waren die besten Freundinnen, die man sich vorstellen kann.«
    »Das tut mir leid.« Wiebke bemerkte, dass Ellen Buddes Augen feucht schimmerten. Der Tod der Schwester nahm sie immer noch sehr mit. »Und weil Sie ihm sonst nicht gewachsen gewesen wären, haben Sie ihn betäubt? Mit Chloroform?«
    »Es war Sevofluran, um genau zu sein. Ein Anästhetikum, das nur schwache Wirkung zeigt. Damit kann man einen gesunden Menschen nicht umbringen. Das Zeug wird oft in der Kinderanästhesie benutzt.«
    »Und als Apothekerin wissen Sie an das Zeug heranzukommen«, vermutete Petersen, der langsam verstand, worauf Wiebke hinauswollte.
    Ellen Budde nickte. »Ich kam nicht damit klar, dass dieser Scheißkerl Lauras Leben ruiniert hat. Und meines, denn ich bin nicht in der Lage, eine Beziehung zu führen. Und, um noch mal auf Ihre Frage von vorhin einzugehen: Nein, ich bin nicht lesbisch, nur weil ich keinen Freund habe. Das wäre wohl auch zu einfach. Einen Freund hatte ich noch nie, weil ich immer Angst hatte, dass auch er zum Monster werden könnte, so wie der Kerl, der sich an Laura vergangen hat. Als Bente den anschleppte und ihn mir freudestrahlend als ihren Liebhaber vorstellte, dachte ich, der Albtraum geht schon wieder los. Er hat mich seltsam angesehen, gesagt hat er aber nichts … Aber ich glaube, er hat mich wiedererkannt.«
    »Sie haben Klaus Georgs getötet.« Petersen blickte die junge Frau mit versteinerter Miene an, und Wiebke blieb nicht verborgen, dass er damit nicht gerechnet hatte.
    Ellen Budde nickte. »Seit er meine Schwester vergewaltigt hat, sind zehn Jahre vergangen. Damals war ich ein Kind, aber ich kann mich noch an jedes Detail erinnern. Albträume plagen mich noch heute und ich wollte, dass das endlich aufhört. Ja, ich habe ihn umgebracht. Ich wollte Bente schützen, wollte nicht, dass ihr das Gleiche widerfährt wie Laura und all den anderen Frauen, denen er das Schlimmste angetan hat, was man einer Frau nur antun kann.«
    Wiebke überlegte, ob sie das Gespräch in der Polizeiinspektion fortführen sollten, entschied sich aber dagegen. Auf der Polizeischule hatte man ihr eingetrichtert, dass man Verdächtige reden lassen soll. Und Wiebke glaubte zu spüren, dass Ellen Budde dem Druck nicht mehr gewachsen war, eine Mörderin zu sein. Sie warf Petersen einen Blick zu.
    Er schien verstanden zu haben und räusperte sich. »Sie legen hier gerade ein Geständnis ab«, sagte er an Ellen Budde gewandt. Sie nickte stumm, und Petersen hakte nach. »Wie kam es dazu, dass Klaus Georgs – oder Michels, wie er eigentlich hieß – im Möwennest auftauchte? Das war doch sicher kein Zufall?«
    »Nein.« Kopfschütteln, dann blickte Ellen zu ihm auf. »Die Sache mit der Apotheke war Ihr Strohhalm, nicht wahr? Damit steht fest, woher das Zeug kommt, mit dem ich das Schwein unschädlich gemacht habe.« Sie brachte ein zaghaftes Lächeln zustande. »Wenn ich gestehe, bekomme ich dann eine mildere Strafe?«
    »Das können wir nicht entscheiden, aber die Möglichkeit besteht. Also: Wie ging die Geschichte weiter?«
    »Ich rief ihn einfach an, die Nummer hatte ich aus Bentes Handy. Es lag oft unbeachtet in der Küche herum, und so wartete ich einen günstigen Augenblick ab. Ich rief ihn von Bentes Handy aus an, und er bemerkte nicht, dass sie es gar nicht war, mit der er sprach. Ich bat ihn also zu einem Treffen beim Möwennest . Abends, nach Feierabend, um ungestört zu sein, gab ich vor. Er zögerte keine Sekunde und kam zur verabredeten Zeit. Ich musste abwarten, bis Beate Wegener verschwunden war, dann lauerte ich diesem Mistkerl auf. Er hockte in einem der Strandkörbe, weil die Seitentür zum Außenbereich nicht abgeschlossen war. So hatten wir es verabredet. Es war ein Leichtes für mich, ihm das mit Sevofluran getränkte Tuch ins Gesicht zu drücken. Dann ging es ganz schnell. Bente hat mir mal erzählt, dass er immer eine Pistole bei sich trug. Er sei ein sicherheitsbeflissener Mann, hat sie gesagt. Aber ich wusste, dass das mit seiner Scheiß-Angst zu tun hat. Er war vorsichtig. Er hatte Schiss, dass sich eines seiner Opfer irgendwann für die Schweinereien mal rächt, die er ihnen angetan hat.« Nun lachte sie auf. »Und so war es dann
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