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Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Titel: Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi
Autoren: Andreas Schmidt
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zum Weitermachen zwang. Doch außer weiterer Warnungen hatte sie von Jan Petersen nichts mit auf den Weg bekommen. Richtig böse sein konnte sie ihm trotzdem nicht dafür. Er war länger als sie Polizist und hatte es sich wahrscheinlich bereits abgewöhnt, bei Anweisungen nach dem Warum und Weshalb zu fragen. Für Wiebke war es allerdings das erste Tötungsdelikt, in dem sie ermittelte. Wahrscheinlich konnte sie es deshalb nicht vertragen, dass man ihr den Fall weggenommen hatte, nur um einen bundesweiten Skandal zu vermeiden.
    Eigentlich sollte ich abschalten und mein Privatleben auf die Reihe kriegen , dachte sie und wusste im gleichen Augenblick, dass sie das einfach nicht konnte.
    Als sie mit der Papiertüte unter dem Arm ins Freie trat, rollte ein VW-Bus mitsamt Wohnwagen auf den McDrive-Bereich zu. Das Hinweisschild Nur für PKW missachtete der Fahrer großzügig. Als er sich mit seinem Gespann in der schmalen Kurve gründlich festgefahren hatte und auch nach dem vierten Versuch nicht schaffte, den Wagen samt Wohnanhänger zu wenden, war der sowieso schon enge Parkplatz des Fast-Food-Restaurants endgültig verkehrsberuhigt und die Mitarbeiter im Drive In hatten auf unbestimmte Zeit Zwangspause. Mit einem schadenfrohen Grinsen stieg Wiebke in den Wagen und rangierte geschickt auf die Ausfahrt zu. Sie nahm die Abkürzung durch das Wohngebiet in der Mommsenstraße und überlegte, ob sie Ellen Budde noch einen Besuch abstatten sollte. Ihr Abendessen konnte sie genauso gut mit der jungen Frau teilen, dachte sie. Schlimm genug, dass sie sich in den letzten Tagen fast ausschließlich von Fast Food ernährte.
    Ihrer spontanen Idee folgend, stoppte Wiebke den Passat am Straßenrand und blickte hinauf zu Ellen Buddes Wohnung. Hinter den Gardinen brannte jedoch kein Licht. Kurz entschlossen schaltete Wiebke den Motor ab und stieg aus. Mit der Papiertüte aus dem Fast-Food-Restaurant unter dem Arm trat sie an den Hauseingang und klingelte. Es dauerte einen Moment, und Wiebke wollte sich gerade abwenden, als der Türsummer ertönte und den Eingang freigab.
    Oben wurde sie von einer überrascht dreinblickenden Ellen Budde begrüßt. »Was ist denn los?«
    Wiebke hielt ihr die Tüte vor die Augen. »Ich bin eigentlich eher privat hier«, lächelte sie. »Und ich hoffe, ich störe nicht?«
    »Haben Polizisten ein Privatleben?«, antwortete Ellen Budde mit einer Gegenfrage und führte ihre Besucherin ins Wohnzimmer. Wie bei ihrem ersten Besuch lief auch heute der Fernseher.
    »Das fragt mich mein Exfreund auch immer«, murmelte Wiebke und beschloss, Tiedje später anzurufen. Es bestand Klärungsbedarf, und sie wollte endlich reinen Tisch mit ihm machen. Wie das aussehen sollte, wusste sie allerdings auch noch nicht.
    Während die beiden Frauen Pommes und Burger aßen, kamen sie ins Gespräch.
    »Warum haben Sie Bente verhaftet?« In Ellen Buddes Stimme schwang ein unterschwelliger Vorwurf mit.
    »Zunächst einmal habe nicht ich sie verhaftet, und es gibt gute Gründe für ihre Verhaftung, da ist sich der Staatsanwalt sehr sicher.«
    »Bente ist nicht in der Lage, jemanden zu töten. Ich kenne sie gut genug, um …«
    »Um was?«, fragte Wiebke, nachdem Ellen Budde stockte und sich den Mund an einer der mitgebrachten Papierservietten abtupfte.
    »Sie ist zu lieb, um zu töten.« Nun klang die junge Frau ein wenig kleinlaut. »Wir waren wie Schwestern, und ich kenne sie sehr gut.«
    »Wussten Sie, dass Klaus Georgs ein brutaler Seriensexualstraftäter war?«
    Ellen Budde wurde leichenblass. Ihre Hand zitterte, und sie legte den Hamburger auf das Papier zurück. Mit einer fahrigen Bewegung wischte sie sich eine Haarsträhne aus der Stirn.
    »Nein«, murmelte sie, ohne Wiebke anzuschauen. »Das ist mir neu.« Dann ruckte ihr Kopf hoch. »Hat er Bente etwas angetan?«
    »Nein, er hat sie gut behandelt«, erwiderte Wiebke. »Fakt ist, dass Georgs ein Doppelleben führte und schon mehrfach Frauen vergewaltigt hat.«
    »Mein Gott.« Ellen Budde schien der Appetit vergangen zu sein. Sie schüttelte den Kopf und barg das Gesicht in den Händen.
    Wiebke erhob sich und wanderte durch den Raum. Sie schwieg, um Ellen Zeit zu geben, die Neuigkeiten zu verarbeiten. So blieb sie an der Wand mit den Erinnerungsfotos stehen und betrachtete die Bilder, die ein trautes Familienleben zeigten. Unwillkürlich erinnerte sie sich an das Gespräch mit Beate Wegener. Sollte Wiebke Ellen Budde darauf ansprechen, ob sie lesbisch war? Ob das dieser Punkt in
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