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Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Titel: Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi
Autoren: Andreas Schmidt
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an die Nieren gegangen sein. Fahren Sie einfach zur Schleswiger Chaussee. Dort werden Sie die gute Frau bestimmt finden.« Der Alte wandte sich ab.
    »Moment«, rief Wiebke plötzlich. »Sie sagten eben, dass Frau Budde vorher als Apothekerin gearbeitet hat?«
    »Ja. Warum?« Der Alte runzelte die Stirn.
    »Nur so, schon gut – danke.«
    Wiebke warf Tiedje einen viel sagenden Blick zu. Gemeinsam stiegen sie in den Bus. Weit war es nicht zum Ostfriedhof, und trotzdem wollte Wiebke keine Zeit mehr verlieren.
    Dass der Alte ihnen neugierig nachblickte, sahen sie nicht mehr. »Seit wann hat die Kriminalpolizei denn so unauffällige Zivilautos?«, wunderte er sich, bevor er vergeblich versuchte, den alten Benzinrasenmäher in Gang zu bekommen.
     
    Auf dem Weg zur Schleswiger Chaussee telefonierte Wiebke mit Petersen.
    Er wunderte sich, weil sie sehr aufgeregt klang. »Warum soll ich zum Ostfriedhof kommen?«, fragte er.
    »Weil wir da gleich die Mörderin von Robert Michels festnehmen werden – die wahre Mörderin, wohlgemerkt.«
    »Das ist doch Unsinn.«
    »Nein, komm einfach, und ich erzähl dir den Rest vor Ort.« Sie unterbrach die Verbindung.
    Tiedje warf ihr einen Seitenblick zu und lächelte sie aufmunternd an. »Ich bin ja auch noch bei dir«, murmelte er, dann konzentrierte er sich wieder auf den Verkehr.
    »Du wirst hier im Wagen warten«, wehrte Wiebke ab. »Es wäre unverantwortlich, dich in die Sache mit hineinzuziehen. Allein das, was ich mache, ist schon grenzwertig. Ich werde einen Mordsärger bekommen, wenn was schiefgeht.«
    Tiedje schwieg betroffen. Wahrscheinlich betete er, dass Wiebke die richtigen Entscheidungen traf.
    Es dauerte nicht lange, bis sie den Parkplatz am Friedhof erreichten. Wiebke sprang aus dem Bulli. Von Petersen keine Spur – mit dem Rad brauchte er ein wenig länger zum Ostfriedhof. Am liebsten wäre Wiebke schon allein losgezogen. Nur ihre Vernunft bewog sie dazu, auf den Kollegen zu warten. Währenddessen gingen ihr tausend Dinge durch den Kopf. Dann endlich tauchte Petersen auf. Völlig außer Puste sprang er vom Rad. Die Männer begrüßten sich distanziert; Petersen musterte den auffälligen VW-Bus, sagte aber nichts und fragte Wiebke, was denn los sei.
    »Ellen Budde hat Michels auf dem Gewissen. Sie muss durchgedreht sein, als sie sah, mit wem ihre Chefin da ein Verhältnis angefangen hat: mit dem Peiniger ihrer Schwester.«
    Petersen schüttelte den knallroten Kopf. »Ich versteh nur Bahnhof.« Er ließ sich von Wiebke berichten, was sie in den alten Aufzeichnungen gefunden hatte.
    »Und nun werden wir sehen, was Ellen Budde uns dazu zu sagen hat.«
    »Du bist völlig durchgeknallt, Wiebke. Aber gut, versuchen wir unser Glück.« Seite an Seite marschierten sie über den Weg an gepflegten Grabreihen entlang. Sie sahen zwei, drei ältere Damen, die mit der Grabpflege beschäftigt waren, nickten ihnen grüßend zu und trafen schließlich auf Ellen Budde. Sie stand an einem Grab und hatte den Kopf gesenkt. Anscheinend war sie so in ihren Gedanken versunken, dass sie nicht hörte, wie sich die Polizisten von hinten näherten.
    »Frau Budde?« Wiebke sprach sie an und die junge Frau zuckte zusammen.
    Dann wandte sie sich um und blickte die beiden Kommissare unverwandt an. »Was tun Sie denn hier?«, fragte sie feindselig.
    »Dasselbe könnten wir Sie fragen.«
    »Ich besuche das Grab meiner Schwester.«
    »Laura ist … tot?« Damit hatte Wiebke nicht gerechnet; eher, dass Ellen Budde das Grab von Vater oder Mutter pflegte. Nach Wiebkes Berechnungen musste Laura jetzt Ende zwanzig, Anfang dreißig sein. Unwillkürlich dachte sie daran, dass Michels sie möglicherweise getötet hatte. Aber von einem Mord an einem seiner Opfer hatte Wiebke in den alten Unterlagen nichts gefunden.
    »Woher wissen Sie …?« Ellen Budde stockte. »Ach so. Sie sind Polizisten, klar. Und Sie haben sich den alten Fall noch einmal zur Brust genommen. Und somit hat Sie die Spur gleich zu mir geführt.« Sie nickte und presste die Lippen zu schmalen Strichen zusammen. »Hätten Sie gründlicher recherchiert, wüssten Sie bereits, dass Laura nicht mehr lebt.«
    »Dazu blieb uns leider keine Zeit«, mischte sich jetzt Petersen ein. »Was ist mit Ihrer Schwester geschehen?«
    »Sie ist nicht damit klargekommen, was das Schwein ihr angetan hat. Sie war bei mehreren Psychiatern in Behandlung, wurde schwer depressiv und sah keine andere Lösung als den Freitod. Und bevor Sie das auch noch anzweifeln,
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