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Tod ist nur ein Wort

Tod ist nur ein Wort

Titel: Tod ist nur ein Wort
Autoren: Anne Stuart
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sie es nicht glauben könnte, hätte sie nicht noch immer die Szenen aus dem Hotel Denis im Kopf.
    Ohne jede Vorwarnung öffnete sich plötzlich die Tür der Abseite, und vor ihr stand jemand, den sie gegen das gedämpfte Licht von der Kellertür nur schemenhaft erkennen konnte. Sie kannte die Person nicht – sie war groß, furchtbar dünn und kahl. Sie rührte sich nicht – vielleicht hatte Bastien Hilfe geschickt.
    “Hier bist du also,
chérie.”
Die skelettartige Figur hatte Moniques Stimme und klang auf schaurige Weise fröhlich. “Ich wusste, dass ich dich früher oder später finden würde. Komm raus.” Mit einer dünnen, überraschend kräftigen Hand griff sie Chloe an ihren gefesselten Händen, zerrte sie aus dem Kabuff heraus und stieß sie zu Boden.
    Als Monique sich neben sie kniete, konnte Chloe sie deutlicher erkennen. Sie war nicht kahl – ihr Kopf war geschoren worden. Und Bastien hatte recht gehabt – man hatte ihr ins Gesicht geschossen. Ihr linker Kiefer war praktisch weg, und nach vier Monaten hatte die Wunde gerade mal angefangen zu heilen. Vier Jahre würden nicht helfen.
    “Na, bin ich nicht hübsch?”, gurrte Monique.
    “Ich war das nicht”, stammelte Chloe zitternd.
    “Natürlich warst du das nicht. Ich bezweifle, dass du überhaupt schießen kannst, du nutzlose kleine Idiotin. Ich habe keine Ahnung, wer es war – die Leibwächter von dem Griechen, Bastiens Leute oder sogar meine eigenen. Es spielt keine Rolle. Ich bringe nur noch einige unerledigte Dinge zu Ende. Und du bist das letzte davon. Sonst ist niemand mehr übrig.”
    Chloe fühlte einen Kloß im Hals aufsteigen. “Was meinst du damit?”
    “Was glaubst denn du, was ich damit meine? Bastien ist tot.”

25. KAPITEL
    “N ein”, rief Chloe und hörte die Angst in ihrer Stimme.
    “Aber ja doch. Dachtest du, er wäre Superman? Auch er hat rotes Blut, wie jeder andere. Ich gebe zu, dass er schwieriger umzubringen war als die meisten, doch letztlich ist auch er nur ein Sterblicher.”
    “Ich glaube dir nicht.”
    “Und ob du das tust. Ich höre es an deiner Stimme. Ich denke, du wusstest die ganze Zeit, wie aussichtslos das Ganze war. Ich hatte nicht erwartet, ihn gleich hier vorzufinden. Warum hat er nicht versucht, mit dir abzuhauen? Er wäre nicht weit gekommen, aber besser, als hier wie ein in die Enge getriebenes Wild zu warten. Doch vielleicht wollte er lieber sterben, als den Rest seines Lebens einen Jammerlappen wie dich am Hals zu haben.”
    Irgendwo im tiefsten Inneren mobilisierte sie ihre letzte Kraft. “Er wäre nicht gekommen, um mich zu retten, wenn ihm nichts an mir liegen würde.”
    Monique zuckte die Achseln. Es wurde etwas heller – offenbar war es schon nach sechs. Chloes Schlaf war so unbeständig geworden, dass sie die verschiedenen Stadien der Morgendämmerung nur allzu gut kannte. “Unser gemeinsamer Freund hat Todessehnsucht – das habe ich schon lange erkannt. Ich bin nur diejenige, die ihn erlöst.”
    Sie sagte nicht, dass sie ihn schon erlöst hatte. Bestimmt hätte sie die Vergangenheitsform gewählt, wenn er wirklich schon tot wäre.
    Auf der anderen Seite war Englisch nicht ihre Muttersprache, und Chloe durfte ihre Hoffnungen nicht auf die grammatischen Unzulänglichkeiten einer Verrückten setzen.
    “Wenn du erledigt hast, weshalb du kamst, warum bist du dann noch hier? Bastien ist tot – was willst du noch?”
    “Aber
chérie!”
, sagte Monique spöttisch. “Hast du mir nicht zugehört? Zwar war es mir eine Genugtuung, Bastien zu töten, doch deswegen bin ich nicht gekommen. Außerdem haben ihn zuerst meine Männer entdeckt, als er flüchten wollte. Er wollte dich mir überlassen, doch Dmitri war zu schnell für ihn. Wenn wir ihn nicht hier erledigt hätten, hätte ich ihn früher oder später in Europa aufgespürt. Nein, ich bin deinetwegen gekommen.”
    “Warum?”
    Monique runzelte die Stirn. “Weil du mich nervst. Weil Bastien gewillt zu sein scheint, aus einem lächerlichen Ehrgefühl heraus alles, sogar mich, aufs Spiel zu setzen.”
    “Ehre? Du glaubst, dass er mich deswegen gerettet hat?”
    “Selbstverständlich. Welchen anderen Grund sollte er denn haben?”
    “Er liebt mich.”
    Monique schlug so hart zu, dass Chloes Kopf auf den harten Zementboden geschleudert wurde. Sie hatte eine Waffe in der Hand, ein Umstand, der Chloes Aufmerksamkeit entgangen war, bis sie nun das kühle Metall an ihrem Mund spürte. Sie schmeckte ihr eigenes Blut, doch das kümmerte sie
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