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Tod ist nur ein Wort

Tod ist nur ein Wort

Titel: Tod ist nur ein Wort
Autoren: Anne Stuart
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zu einem Bündel verschnürt, kauerte sie in dem dunklen kleinen Loch und versuchte, nicht zu schreien. Auch wenn sie wusste, dass niemand ihre Schreie hören würde.
    Sie rührte sich etwas und hörte trotz ihrer Panik etwas zu Boden fallen, etwas Metallisches, das auf dem kalten Betonfußboden herumrollte. Wenn er ihre Hände hinter ihrem Rücken zusammengebunden hätte, wäre sie nicht in der Lage gewesen, danach zu suchen, doch so konnte sie mit ihren Fingern umhertasten und sich auf den Gegenstand statt auf die tintenschwarze Dunkelheit konzentrieren. Das Geräusch hatte hohl und metallisch geklungen, wie eine Kugel, doch sie wusste, dass das lächerlich war. Es musste etwas anderes sein.
    Ihre Finger umschlossen einen schmalen Metallzylinder, den sie im ersten Moment nicht identifizieren konnte. Sie spürte die Hysterie in sich aufsteigen. War er so verrückt, ihr einen Lippenstift dagelassen zu haben? Und dann wusste sie, was es war.
    Helles Licht erleuchtete den engen Raum, als sie die kleine Taschenlampe einschaltete. Sie spürte, wie die Angst, die ihr die Kehle einschnürte, langsam nachließ und lehnte sich gegen die Wand, wo sie versuchte, ruhig durchzuatmen. Sie brauchte einen Moment, bis sie begriff, dass sie das Klebeband von ihrem Mund abziehen konnte. Sie gab keinen Laut von sich, als sie es abriss. Er hatte gewusst, dass sie früher oder später darauf kommen würde. Und dass sie zu dem Zeitpunkt ruhig genug sein würde, um zu wissen, dass jedes Geräusch sie beide in Gefahr bringen konnte.
    Sie versuchte, auch ihre Hände zu befreien, doch hier hatten seine Zugeständnisse ein Ende. Das Seil blieb fest, und auch ihre Fußknöchel waren zusammengebunden. Sie war hier gefangen, aber nicht der Dunkelheit ausgeliefert. Sie würde alles überstehen, wenn sie nur einen winzigen Lichtstrahl sah. Und falls er nicht zurückkam, konnte sie sich bei der Rückkehr ihrer Eltern durch Rufe bemerkbar machen und würde gerettet werden.
    Bastien hatte tatsächlich alle Eventualitäten einkalkuliert. Sie musste jetzt nur noch still bleiben und warten. Warten, bis er zu ihr zurückkam.
    Denn das würde er.
Sollt’ auch die Hölle mir den Weg versperren
, hatten sie das nicht beide gesagt? Daran musste sie glauben, sonst würde sie trotz der kleinen Taschenlampe in Tränen ausbrechen.
    Es musste nach vier sein. Sie hatte keine Vorstellung, wie lange sie miteinander im Bett gewesen waren – die Zeit hatte ihre Bedeutung verloren. Er hatte ihr prophezeit, dass er jeden Teil ihres Körpers küssen würde. Und das hatte er getan. Er hatte sie mit solch wunderbarer Zärtlichkeit geliebt, mit solch stürmischer Inbesitznahme und solch hingebungsvoller Intensität, dass sie noch immer erschüttert und aufgewühlt war. Erregt.
    Der Lichtkegel war hell und kräftig, doch die Batterie würde nicht ewig reichen. Sie hatte keine Ahnung, ob Licht durch die Ritzen der Holztür drang, doch sie wollte es nicht drauf ankommen lassen. Denn falls Monique sie aufspürte, hatte sie ein Druckmittel gegen Bastien, und das würde sie nicht zulassen.
    Sie machte die Taschenlampe aus. Dichte undurchdringliche Dunkelheit umschloss sie wie eine Decke, die sie erstickte, und zitternd atmete sie tief ein. Entschlossen, sich der Dunkelheit nicht auszuliefern, schloss sie die Augen. Zusammengekauert saß sie da, still und einsam, und wartete.
    Fast glaubte sie, eingeschlafen zu sein, doch das schien unmöglich. Sie zuckte plötzlich zusammen, als sie das unverkennbare Geräusch von Schritten auf der alten Treppe hörte und eine verrückte Hoffnung in ihr aufstieg.
    Sie wollte schon seinen Namen rufen, biss sich jedoch im letzten Moment auf die Lippen, sodass nur ein leises Einatmen zu vernehmen war. Es war nicht Bastien. Wer auch immer dort im Keller herumging, war sehr leise – sie konnte die Schritte kaum hören.
    Bastien jedoch hätte überhaupt kein Geräusch gemacht.
    Entweder hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt, oder es war geringfügig heller geworden in ihrem kleinen Kabuff. Sie konnte ihre gefesselten Hände vor sich erkennen, sah aber die Taschenlampe nicht. Als sie ihr Gewicht etwas verlagerte, fühlte sie etwas über ihren Bauch rollen, das einen Moment später scheppernd zu Boden fiel.
    Sie hielt den Atem an und betete inbrünstig. Bitte, lieber Gott, lass sie es nicht gehört haben. Lass es Bastien sein dort draußen, lass es jeden sein außer der verrückten Frau, die sie aus so abstrusen Gründen töten wollte, dass
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