Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)
Autoren: Irene Rodrian
Vom Netzwerk:
rot-grünen Stachelfrüchten. Dekoration Saint-Tropez, zweiter Akt, dritter Auftritt. Der gräfliche Playboy im blütenweißen Tennisdreß überwindet alle Standesunterschiede und küßt hinter dem Busch das Küchenmädchen, das in Wirklichkeit eine deutsche Au-pair-Studentin mit reichem Fabrikantenpapi ist ... Erika schloß das Tor hinter Ruth wieder ab und holte sie ein, bevor sie die Terrasse erreichte.
    Baumann saß in einem Korbstuhl an dem runden steinernen Terrassentisch und schrieb. Stöße von Notizzetteln um ihn herum; ein grünes Glas, eine Flasche mit spanischem Bier. Er sah nicht auf. Wirkte beschäftigt. Sein weißes Haar war ein äußerst malerischer Kontrast zu dem braunen Gesicht. Der Bart war noch blond. Schnauzbärtchen. Markig. Weißes Hemd und weiße Hose ... Wie im Drehbuch.
    »Ruth«, sagte Erika im Tonfall eines Zeremonienmeisters.
    Baumann sah irritiert auf. Ruth war Schauspieler und Zuschauer zugleich. Wartete auf ihr Stichwort.
    »Ruthchen«, Baumann stand auf. Zeigte Lachzähne, kam auf sie zu, groß und männlich. Streckte ihr beide Hände entgegen, nahm ihre Hände. Noch mehr Zähne. »Ruthchen, was für eine nette Überraschung! Man sieht dich ja überhaupt nicht mehr in der letzten Zeit. Komm, setz dich. Siehst zauberhaft aus. Was, Erika? Hahaha.«
    Ruth wurde in einen Liegestuhl gedrückt und fühlte sich dort hilflos wie in einem Zahnarztsessel. Erika stand wartend an der Terrassentür. Ruth klopfte sich eine Zigarette aus der Packung; Baumann schoß mit seinem Feuerzeug auf sie zu: Klick und Zisch.
    »Was willst du trinken, Ruthchen?«
    Wenn er mich doch gottverdammtnochmal nicht immer Ruthchen nennen würde! »Nichts, danke. Nein, gar nichts.«
    »Doch, doch – irgend etwas zum Abkühlen ... Gin-Tonic? Cuba Libre? Wir haben sogar Eis hier; der Kasten funktioniert ausnahmsweise mal.«
    »Nein ... Nein, danke ...« Idiotisches Gestotter. »Ein Tonic vielleicht, oder nur eine Cola ...«
    »Mit Rum drin, klar! Komm, du siehst aus, als könntest du's brauchen. Mach uns drei, ja?« Ohne Erika dabei anzusehen.
    Erika verschwand im Haus. Baumann setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Ruth lag tiefer als er, versucht sich wieder aufzusetzen; der weiche Stuhl machte es unmöglich. Baumann schaute auf sie herunter.
    »Max, hör zu, ich bin ...«
    »Zauberhaft!« Er beugte sich vor, berührte mit einer Hand ihr Knie. Wirkte rein zufällig. Strich ein bißchen am Bein hoch. »Ganz zauberhaft.« Die Terrassentür schwang auf, Eiswürfel klirrten. Baumanns Hand glitt wieder zum Knie zurück und war auf dem Tisch, bevor Erika das Tablett mit den Gläsern abstellte.
    »Max, hör zu – du mußt ...« Ruth kam nicht weiter.
    Erika drückte ihr ein Glas in die Hand. Mit Zitrone und Eis und allem Drum und Dran. Ruth trank, und es schmeckte auch noch.«
    »... ihn rausholen!« beendete sie den Satz aggressiv.
    »Salud!« Baumann hob sein Glas und lächelte ihr zu.
    Erika ahmte seine Bewegung nach, Ruth konnte nicht sehen, ob in Erikas Glas überhaupt Rum war oder nur Cola. »Salud«, sagte Erika. Baumann trank. Sein Adamsapfel tanzte unter den Halssehnen.
    »Schließlich ist das Ganze nur deine Schuld!« Ruth stellte das Glas neben ihren Stuhl auf den Boden und zündete sich eine neue Zigarette an der alten an.
    Baumann schien ganz auf sein Glas konzentriert; er studierte die Maserung der Eiswürfel. Die Papiere auf dem Tisch flatterten unter einem leichten Windstoß, Baumann legte zwei Steine drauf. Sah hoch. »Du rauchst zuviel, Kindchen.«
    »Deine Schuld, hab ich gesagt!« Ruth schluckte. »Es war doch dein albernes Motorrad, oder? Damit hat alles angefangen! Du mußt jetzt einfach ... Fünfzigtausend Pesetas wollen die als Kaution! Fünfzigtausend!«
    »Kindchen« Lächeln, dann noch mal: »Kindchen, was bezeichnest du denn als mein Motorrad?« Baumann zog die Augenbrauen hoch. Sehr freundliches Lächeln.
    Ruth hätte ihm gern ihren Cuba Libre ins Gesicht geklatscht. Statt dessen sagte sie, genauso freundlich: »Falls dein Gedächtnis wirklich so schlecht ist – soll ja im reiferen Alter vorkommen –, will ich dir gern weiterhelfen.« Sie merkte, daß die Anspielung auf sein Alter saß, und fuhr ruhiger fort: »Du warst doch ganz verrückt nach Harrys Motorrad. Du hast ihn unentwegt gelöchert, weil du's haben wolltest. Und als er endlich blank war, hast du's ihm abgekauft. Für ganze läppische ...«
    »Irrtum!« Leichtes Grinsen. »Irrtum, mein Schatz. Ich habe es nicht gekauft. Nur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher