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Tod in Kreuzberg

Tod in Kreuzberg

Titel: Tod in Kreuzberg
Autoren: C Ditfurth
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auf dem Küchentisch lag. Ein Foto und eine Überschrift: »Mord im Gräfekiez«. Das Bild zeigte Rosi.
    Matti und Twiggy starrten regungslos auf das Foto.
    »Vorgestern«, sagte Dornröschen. »Ihre Leiche wurde auf der Admiralbrücke gefunden.«
    Matti überkam ein saublödes Gefühl. »Jetzt machen sie uns fertig«, sagte er.
    Dornröschen setzte sich und rührte in ihrem Teebecher. »Nein. Das ist eine andere Geschichte. Und ich glaube, ich weiß, was für eine es ist.«
    Die beiden Männer setzten sich an den Tisch und blickten sie an.
    »Rosi hatte was herausgefunden …«
    »Woher weißt du das?«, drängelte Twiggy.
    Dornröschen rührte weiter in ihrem Becher und dachte nach. »Also, ich habe vor Kurzem mit ihr telefoniert, am Tag ihres Todes … Ich bin vielleicht eine der Letzten, mit der sie gesprochen hat … Da werden die Bullen ja bald hier aufschlagen … Die checken bestimmt die Anruferliste auf Rosis Handy.« Sie gähnte noch einmal.
    Mattis Hand knallte auf den Tisch. »Was ist los?«
    Dornröschen gab sich unbeeindruckt. »Rosi hat was herausgefunden«, wiederholte sie. Ihre großen grünen Augen blickten erst Matti an, dann Twiggy.
    Robbi kratzte an Twiggys Oberschenkel, und der nahm den schwarz-weißen Kater auf den Schoß, wo er sich gleich hinfläzte, um seine Streicheleinheiten zu empfangen.
    »Und was?«, fragte Matti.
    »Sie hat in der Stadtteilzeitung angerufen. Am Telefon wollte sie nicht viel sagen.«
    »Aber sie hat was gesagt?« Matti ärgerte sich über Dornröschens Zögern. Gedanken irrten durch sein Hirn: dass er irgendwie schuld sein könnte, weil es eine Racheaktion war für die Geschichte von vor einem Jahr, dass Dornröschen vielleicht auszog, dass alles zusammenbrach, was seine Welt ausmachte. Er wusste, dass nichts bliebe, wie es war, aber nicht jetzt, jetzt durfte sich nichts ändern. Die WG musste bleiben, wie sie war, Dornröschen musste bleiben, was sie war, er brauchte die Sicherheit, den Zufluchtsort, weil er sich so mies fühlte seitdem und weil er doch auch mit Lily nicht fertig war, ihm immer noch Nächte einfielen, in denen sie zusammen gewesen waren. Er wachte oft auf mit ihrem Gesicht vor Augen, mit ihrem Lächeln, sah, wie sie nackt aus dem Bett stieg und langsam zur Küche ging, als wünschte sie, dass er sie beobachtete. Er sah sie im Tagtraum, wie sie ihm in der Küche gegenübersaß und den Fuß des einen Beins unter den Oberschenkel des anderen steckte. Und wie sie ihn angrinste.
    Dornröschen rührte in ihrem Becher und dachte nach. Dann sagte sie endlich: »Es geht um eine Immobiliengeschichte. Gräfekiez, die Verdrängung der alten Mieter durch neue, reichere Mieter. Gentrifizierung eben«, murmelte sie vor sich hin. »Allein wegen dieses schrägen Begriffs ist mal einer in U-Haft gewandert, dieser Soziologe …«
    »Ja, das wissen wir doch alles. Was hat Rosi gesagt?« Matti kochte, aber er traute sich nicht, seine Wut rauszulassen, weil sie vielleicht auf dem Absprung war. Wenn sie darüber nachdachte, ob sie ausziehen sollte, genügte womöglich ein falsches Wort von ihm, und sie war weg.
    »Nun mal los«, brummte Twiggy.
    »Also«, sagte Dornröschen gähnend, »Rosi war da einer Immosauerei auf der Spur. Es geht um den Deal eines ausländischen Konzerns mit einem Bezirksstadtrat und einem Typen aus dem Senat oder so ähnlich. Da soll Knete geflossen sein, aber sie hat nicht gesagt, für was und von wem.«
    »Und warum erzählt sie dir das?«, fragte Matti.
    »Weil wir die Geschichte bringen sollten in der Stadtteilzeitung .«
    »In der Stadtteilzeitung ?« Twiggy ließ den Mund ein paar Sekunden offen, schloss ihn und sagte: »Also wenn die einen Typen vom Senat geschmiert haben, ist das eine Nummer größer.«
    Dornröschen blähte die Backen und pustete über den Tisch. »Wahrscheinlich hat sie geglaubt, dass die alle unter einer Decke stecken.«
    Matti winkte. »So blöd war sie nicht.« Seltsam, in der Vergangenheitsform über sie zu sprechen.
    »Oder sie war sich ihrer Sache nicht sicher«, sagte Twiggy.
    »Aha, und was sagt uns das?«, fragte Dornröschen.
    Twiggy verzog sein Gesicht. »Dass die bei einer … großen Zeitung ihre Behauptungen genau geprüft hätten.«
    »Du wolltest sagen, bei einer richtigen Zeitung«, schnappte Dornröschen.
    Es ist gerade so, als würden wir über ein Minenfeld laufen, dachte Matti.
    »Und dass wir jeden Scheiß drucken«, fügte Dornröschen hinzu.
    »Nun regt euch ab«, sagte Matti, und im Stillen sagte er
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