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Tod in den Wolken

Tod in den Wolken

Titel: Tod in den Wolken
Autoren: Agatha Christie
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Sir.»
    Auch der Jüngere erinnerte sich an die Frau. «Ich bediente sie auf dem Frühflug – acht Uhr ab Paris», sagte er.
    «Wer von Ihnen beiden hat sie zuletzt lebend gesehen?»
    «Ich», meldete sich Mitchell. «Als ich ihr den Kaffee servierte.»
    «Machte sie da einen kranken Eindruck?»
    «Ich gab nicht Acht, Sir, reichte ihr nur den Zucker und die Milch, die sie ablehnte.»
    «Um wie viel Uhr war das?»
    «Genau kann ich es nicht sagen. Wir befanden uns über dem Kanal. Es mag zwei Uhr gewesen sein.»
    «Ja, so ungefähr», bestätigte Albert Davis die Aussage seines Kollegen.
    «Wann sahen Sie die Dame dann wieder?», forschte Inspektor Japp weiter.
    «Als ich die Rechnungen präsentierte.»
    «Um wie viel Uhr?»
    «Vielleicht eine Viertelstunde später. Ich dachte, sie sei eingeschlafen… Verdammt, da muss sie schon tot gewesen sein.» Mitchells Stimme schwankte.
    «Von dem da bemerkten Sie nichts?», fragte der Kriminalbeamte und zeigte auf den kleinen, wespenähnlichen Dorn.
    «Nein, Sir.»
    «Nun erzählen Sie mal, Davis.»
    «Das letzte Mal, als ich sie sah, servierte ich ihr Brot und Käse. Da fehlte ihr noch nichts.»
    «Wie handhaben Sie das Servieren?», mischte sich jetzt Hercule Poirot ein. «Bedient jeder von Ihnen getrennte Abteile?»
    «Nein, Sir. Wir arbeiten zusammen. Erst Suppe, dann Fleisch, Gemüse und Salat, schließlich die Nachspeise und so weiter. In der Regel servieren wir zuerst im hinteren Abteil und gehen dann mit neuen Platten und Schüsseln in das Vorderabteil.»
    Poirot nickte.
    «Sprach diese Morisot mit irgendeinem der Passagiere, oder zeigte sie durch irgendeine Geste an, dass sie jemanden von ihnen wieder erkannte?», nahm Japp jetzt den Faden wieder auf.
    «Meines Wissens nicht, Sir.»
    «Was sagen Sie, Davis?»
    «Mir ist nichts aufgefallen, Sir.»
    «Hat sie ihren Platz während des Flugs verlassen?»
    «Ich glaube nicht.»
    «Und Sie können nichts, gar nichts angeben, was ein wenig Licht auf diesen verworrenen Fall wirft?»
    Beide Männer überlegten, und beide schüttelten verneinend den Kopf. Sie konnten sich auf keine Einzelheiten mehr besinnen.
    «Dann brauche ich Sie einstweilen nicht mehr. Ich sehe Sie später noch.»
    «Es ist eine furchtbare Sache», meinte Henry Mitchell trübe. «Dass es passieren musste, als gerade ich Dienst hatte!»
    «Nun, es trifft Sie ja keinerlei Vorwurf», tröstete der Inspektor. «Aber ich pflichte Ihnen bei, dass es furchtbar ist.» Er machte eine Geste der Verabschiedung.
    Da beugte Hercule Poirot sich vor.
    «Gestatten Sie mir noch eine Frage, mon ami?»
    «Auch zwei, Monsieur Poirot.»
    «Hat einer von Ihnen eine Wespe herumfliegen sehen?»
    «Nein», erklärten die beiden Stewards wie aus einem Munde.
    «Es ist aber eine Wespe herumgeflogen. Sie lag tot auf der Untertasse eines Ihrer Passagiere.»
    «Ich habe sie nicht gesehen», beteuerte Mitchell.
    «Ich ebenfalls nicht», setzte Albert Davis hinzu.
    Als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, griff Inspektor Japp nach den Pässen.
    «Auch eine Gräfin war an Bord. Ich werde sie lieber nicht länger warten lassen, sonst führt sie Klage über die ‹brutalen› Methoden der Polizei und brockt mir eine parlamentarische Anfrage ein.»
    Den kleinen Mann mit dem Schnauzbart kümmerte die Gräfin offenbar wenig.
    «Sie haben doch hoffentlich eine gründliche Durchsuchung des gesamten Handgepäcks angeordnet, wie?», fragte er.
    Japp zwinkerte vergnügt.
    «Was haben Sie denn für eine Meinung von uns, Monsieur Poirot…? Wir werden jenes Blasrohr schon finden, sofern ein Blasrohr vorhanden ist und uns nicht alle ein Traum äfft. Es gemahnt freilich sehr an eine Art Nachtmahr! Oder sollte jener kleine Federfuchser plötzlich die Rolle gewechselt und sich entschlossen haben, eins seiner Verbrechen in der Wirklichkeit anstatt auf dem Papier auszuführen? Dieser Quatsch mit dem vergifteten Stachel klingt ganz danach.»
    «Ja, jeder wird durchsucht», fuhr er fort, als er Poirots zweifelnde Miene gewahrte, «ganz einerlei, ob die Herrschaften aufmucken oder nicht. Und jedes kleinste Kästchen, das sie mit sich führen, wird überprüft – so wahr ich hier vor Ihnen sitze!»
    «Ich würde raten, eine peinlich genaue Liste von allen Habseligkeiten der Fluggäste anzufertigen, mon cher.»
    Inspektor Japp musterte den andern neugierig.
    «Wenn Sie es gern wollen, soll es geschehen», versprach er, «obwohl ich den Zweck nicht begreife. Wir wissen ja schließlich, wonach wir zu
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