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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau
Autoren: Susanne Goga
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diesem Wetter würden
     nicht viele Leser kommen. Daher schaute sie überrascht hoch, als die
     Türglocke klingelte. Georg und Marie Wechsler in warmen Mänteln,
     das Mädchen mit einer selbstgestrickten Mütze mit rosa Bommel,
     der Junge mit einer Schirmmütze und einem ellenlangen Schal, der fast
     bis auf den Boden reichte.
    »Guten Tag, was kann
     ich für euch tun? Schön, dass ihr mich besucht.«
    Die beiden schauten sich um.
     »Wir wollten schon mal nach einem Geschenk gucken, für Vati und
     Tante Ilse«, sagte Georg und klopfte auf seine Hosentasche, aus der
     ein leises Klingeln zu hören war. »Wir haben was gespart.«
     Er wühlte in der Tasche und zog ein Sammelsurium an Münzen und
     Scheinen heraus, das er auf der Theke ausbreitete. »Ich weiß
     nicht, ob es für beide reicht.« Er sah sie zweifelnd an. 
    »Ich glaube schon,
     Georg. Es wäre auch nicht nett, nur ein Geschenk zu kaufen.«
    »Tante Ilse liest nicht
     so gern, hast du auch was anderes?«, ließ sich das kleine Mädchen
     vernehmen.
    Clara überlegte kurz,
     stand auf und kniete sich vor ein Regal, um eine Schachtel herauszuziehen.
     Darin lagen Notizbücher mit schimmerndem Einband, jedes hatte an der
     Seite einen goldenen Bleistift in einer Metall-Öse. »Meinst du,
     so etwas könnte eurer Tante gefallen?«
    Marie strich vorsichtig mit
     dem Zeigefinger über den Einband und nickte. »Das ist schön.«
    »Und für euren
     Vati?«
    Georg schaute sich zwischen
     den Regalen um. »Er interessiert sich für Malerei, aber die Bücher
     sind sicher teuer, oder?«
    Clara dachte nach. Dann fiel
     ihr etwas ein. Sie öffnete eine Schublade und nahm eine Geschenkmappe
     mit zehn Kunstpostkarten heraus. Meisterwerke des Louvre war in Gold
     daraufgeprägt. »Die sind aus einem berühmten Pariser
     Museum. Wäre das etwas für euren Vater?«
    Georg schaute sich alle
     Karten an und sagte dann: »Bestimmt. Was kostet beides zusammen?«
    Clara überschlug flüchtig,
     wie viel Geld auf der Theke lag, es war nicht viel, und nannte einen
     Betrag knapp darüber. Georg und Marie schauten sie betreten an.
    »Tja, so ganz reicht es
     nicht, aber… habt ihr ein bisschen Zeit?«
    Die Kinder nickten. »Tante
     Ilse muss putzen, und da hat sie gesagt, wir dürfen heute allein
     herkommen.«
    »Gut. Seht ihr den
     Stapel Bücher da hinten? Die haben Leute zurückgegeben, und ich
     bin noch nicht dazu gekommen, sie einzuräumen. Wenn ihr mir helft,
     bekommt ihr das Notizbuch und die Karten für euer Geld.«
    Die Kinder nickten eifrig.
     »Dann können wir sagen, wir haben dafür gearbeitet«,
     sagte Georg nicht ohne Stolz und machte sich ans Werk.
    Clara schaute zu, zeigte
     ihnen geduldig die richtigen Regale und grübelte dabei, ob es
     verwerflich war, die Kinder ein bisschen auszufragen. »Wie geht es
     eigentlich eurem Vater?«, fragte sie schließlich in beiläufigem
     Ton.
    Marie, die gerade mit beiden
     Händen ein Buch heranschleppte und ihrem Bruder reichte, sagte:
     »Gut. Er muss aber viel arbeiten und kommt spät nach Hause.«
     Sie legte den Kopf ein bisschen schief und überlegte. »Hast du
     Vati gern?«
    Clara spürte, wie sie
     rot wurde. Georg, der auf einer kleinen Trittleiter stand, hatte in der
     Bewegung innegehalten und schaute zu ihr herüber. Sie schluckte.
     »Na ja, wir haben uns ein paarmal unterhalten. Das war sehr nett.«
    »Warum kommst du uns
     nicht mal besuchen?«, fragte Marie arglos.
    Georg versetzte ihr einen
     leichten Stoß. »Das geht nur Vati was an«, zischte er
     leise.
    »Hör auf, das tut
     weh«, beschwerte sich seine Schwester und schaute Clara zutraulich
     an. »Du kannst ruhig mal kommen, Tante Ilse bäckt leckeren
     Kuchen. Dann zeig ich dir meine Puppen. Zu Weihnachten wünsche ich
     mir schöne Möbel für mein Puppenhaus, die kosten leider
     viel Geld, hat Tante Ilse gesagt. Aber ich hab gesagt, dann wünsche
     ich mir ein Zimmer nach dem anderen, zum Geburtstag und so.«   
    Clara musste lächeln.
     »Vielleicht kann ich es mir irgendwann mal ansehen. Aber jetzt
     solltet ihr allmählich nach Hause gehen, sonst macht eure Tante sich
     Sorgen.« Sie packte die Geschenke in eine Papiertüte und gab
     sie den Kindern. Georg nahm seine Schwester energisch an die Hand, winkte
     zum Abschied und verschwand mit ihr in den verschneiten Winternachmittag.
    Robert Walther klopfte sich
     im Gehen den Schnee von Hut und Mantel und riss ungestüm die Tür
     zum Vorzimmer auf. Fräulein Meinelt blickte hoch
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