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Tod im Tauerntunnel

Tod im Tauerntunnel

Titel: Tod im Tauerntunnel
Autoren: Felix Huby
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Cognacflasche. Er gießt beiden ein.
    »Wie wars bei der Witwe?« fragt er.
    Haußmann hat sich tatsächlich Blumen beschafft, ein Kärtchen dazu geschrieben und ist dann hin marschiert. »Ich sagte, Konsul Hermanndung schickt mich - ein anderer Name ist mir nicht eingefallen... Sie hat mich selber empfangen. Da war ein Herr Bäuerle, ihr Bruder. Der Fahrer des Volvos. Ich hab irgendwas gesagt von Geschäften, die da noch abzuwickeln seien, und der Herr Konsul besteht auf einem baldigen Gespräch... Die hat gesagt, sie kommt mit ihrem Bruder vorbei, sobald die Trauerfeierlichkeiten überstanden sind - ihr Bruder führt das Geschäft weiter. Ob sie denn das Testament schon kenne, hab ich noch gefragt, aber da hat mich der Bruder ziemlich kompromißlos hinauskomplimentiert.«
    »Sonstige Beobachtungen?« fragt Bienzle müde.
    »Zuerst dachte ich, sie hat was mit dem Diener oder was der ist, aber da ist wohl nichts dran. Der Bruder, dieser Rechtsanwalt Bäuerle, spielt den großen Macker. Das ist so ein Aufsteigertyp... Ich hab mich ein bißchen umgehört. Ein Bekannter von mir ist Anwalt und kennt den Herrn Bäuerle. Er sagt, die Geschwister seien ganz dick, aber Jarosewitch habe seinen Schwager nur verachtet. Alle Versuche von Hedwig, ihren Anwaltsbruder ins Geschäft zu bringen, seien gescheitert. ›Winkeladvokat‹ habe er ihn genannt... Sein Geld verdient Bäuerle vor allem mit Scheidungsfällen und so. Außerdem gilt er als Frauenheld. Er soll auf ziemlich großem Fuß leben, aber niemand weiß so recht, wie er das finanziert. Ob ihm sein Schwesterherz was zuschießt, wußte mein Bekannter nicht, aber er hält's für möglich.«
    »Komisch«, sagt Bienzle, »aber er war der erste, der im Büro war... Und er hat da offensichtlich rumgestöbert.«
    »Ob die beiden Jarosewitch auf dem Gewissen haben?« überlegt Haußmann.
    »Schon möglich, aber unwahrscheinlich«, meint Bienzle. »Ich glaube eher, daß sie absahnen wollen, ehe zuviel gefragt wird.« Und dann: »Nehmen Sie sich doch mal Korbut vor.«
    Haußmann ist geschmeichelt. Er läßt sich vom Nesenbach-Maigret die Details geben und geht Richtung Vernehmungszimmer. Der erste große Fall, den er vor die Nase bekommt, und Bienzle zieht ihn gleich so mit hinein... Auf dem Weg zum Verhör ruft Haußmann noch schnell seine Freundin an und erzählt ihr von den Fortschritten in seiner Polizeikarriere.
    Bienzle sitzt am Schreibtisch ›wie ein Pfund Schnitz‹, wie er selber sagen würde. Aber er sagt nichts. Müde ist er, ausgepumpt und traurig... Was mag mit dem Mädchen sein? Er ruft das Karl-Olga-Krankenhaus an. Eine Nachtschwester ist ungnädig, der Arzt spricht nur gebrochen Deutsch, aber soviel versteht Bienzle: Hannelore Schmiedinger ist am Leben, aber nicht aussagefähig. Ihm würde es genügen, wenn sie fähig wäre, einen Blumengruß von ihm in Empfang und zur Kenntnis zu nehmen.
    Wenn Bienzle an einem Fall ist, kann ihn niemand stoppen oder auch nur beeinflussen. Er steckt seinen Kopf ins Vernehmungszimmer: »Korbut, ich geh jetzt zu dem Bäuerle und sag, du hättest gegen ihn ausgesagt... Hat er?« fragt er den jungen Kollegen.
    Haußmann zuckt nur die Schultern; Korbut starrt den Kommissar böse an und murmelt: »Ist doch Ihr Problem, was Sie für einen Scheiß machen.«
    Das war nichts, denkt Bienzle und macht sich auf den Weg.
    Bäuerle bewohnt ein Haus in Stuttgart-Zuffenhausen, gleich beim Porsche-Werk rechts rum, so hat es ein ortskundiger uniformierter Kollege beschrieben. Das Haus liegt im Dunkeln. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite parkt ein weißer Mercedes. Bienzle hat den Mann noch gesehen, der schnell seinen Kopf unter das Armaturenbrett drückt. Er klingelt so lange, bis im Innern des Hauses ein Lichtschimmer aufleuchtet. Dann steht Bäuerle verschlafen und im Morgenrock unter der Tür.
    »Sagen Sie bitte nicht, es sei eine Unverschämtheit und so was«, sagt Bienzle, ohne sich lange zu bemühen, Bäuerle zu begrüßen. »Ich kenne das alles, und ich würde doch nur sagen, Sie hätten sich strafbar gemacht, weil Sie gestern vormittag wichtiges Beweismaterial im Mordfall Jarosewitch beiseite geschafft haben, noch ehe die polizeiliche Ermittlungsarbeit begonnen hatte. Ich bin Kommissar Bienzle von der Mordkommission, und wenn ich an einem Fall arbeite, mache ich manchmal die Nacht durch. Dafür kriege ich dann später mal ein paar Tage frei.«
    Bäuerle bittet ihn herein. Wenn er sich erschrocken hat, läßt er es sich zumindest nicht
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