Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Tauerntunnel

Tod im Tauerntunnel

Titel: Tod im Tauerntunnel
Autoren: Felix Huby
Vom Netzwerk:
ist.
    »Zwei Halbe und zwei Kirsch«, sagt Bienzle.
    Kriminalanwärter Haußmann kommt herein, sieht seinen Chef und setzt sich unauffällig drei Tische weiter hin. So unauffällig, daß ihn jeder der Gäste aus größter Entfernung als Bullen erkennt.
    »Kommen Sie her, Haußmann«, ruft Bienzle. Der junge Polizist setzt sich zu den beiden an den Tisch und bestellt ein Viertel Wein. »Na, was haben Sie herausbekommen?« fragt Bienzle.
    »Eine ganze Menge«, flüstert Haußmann. »Ziemlich belastend für manche Leute...«
    Das mit dem Trauerstrauß war also kein Zufall, denkt Bienzle; helles Köpfchen; spielt mit... »Ja, ja«, sagt er laut, »einen Bruch machen, das ist eine Sache; die Beute zu versilbern ist eine andere - na, immerhin, darauf verstehen sich viele. Aber...« Er wird schon wieder laut: »...wehrlose Menschen kaltblütig zu erschießen, das ist wieder was anderes. Wir haben jetzt Killer in der Stadt, richtige große Gangster... Korbut, trinken Sie doch! Was haben Sie denn?«
    »Korbut?« fragt Haußmann interessiert. »Ach, das hier ist Korbut?«
    Der Junge ist wirklich klasse, denkt Bienzle und sagt laut: »Nun aber sachte, Kollege Haußmann; wir wollen unser Pulver nicht verschießen.«
    Korbut rutscht auf der Bank hin und her und kippt seinen Kirsch. »Herr Kommissar, was sollen denn die Andeutungen!« sagt er dann. »Sie wissen genau, daß ich nichts mit der Sache zu tun habe.«
    »Mit welcher Sache?« fragt Bienzle scheinheilig.
    »Na, mit dem Mord an Jarosewitch.«
    »Aber wer behauptet das denn?« Bienzle schaut seinem Gegenüber verschlagen ins Gesicht. »Ich will Ihnen mal eine Geschichte erzählen... Und ihr könnt alle zuhören«, ruft er ins Lokal. »Also: Da kommt ein Polizist in das Geschäft eines Juweliers, der am Tag zuvor ermordet worden ist. Die Angestellten haben es sich gemütlich gemacht, sie feiern ein bißchen... Aber das spielt ja keine Rolle. Auf jeden Fall, der Polizist fragt... Ist ja sein Job, nicht wahr? Er fragt, und eine der Angestellten antwortet auch. Sie sagt nicht viel, aber was sie sagt, macht einen anderen Angestellten ganz verwirrt. Er fährt dem Mädchen über den Mund, versucht statt ihrer die Antworten zu geben, brüllt sie an - gerade so, als ob er unbedingt verhindern müßte, daß sie was ausplaudert... Natürlich besucht der Polizist das Mädchen noch mal; will mehr wissen. Und erfährt auch mehr - freilich nicht genug, denn bevor das Mädchen richtig auspacken kann, hat sie schon eine Kugel im Kopf... Das ist die Geschichte, Korbut. Und jetzt kommt das Quiz: Wer wußte davon, daß jenes Mädchen mir etwas erzählen konnte und auch bereit dazu war? Na? Die Frage ist doch nicht so furchtbar schwer.« Und lauter: »Na, Korbut - wird's bald?«
    Beim Quellenwirt könnte man eine Stecknadel fallen hören. Haußmann hält den Atem an. Bienzle starrt dem bleichen Korbut ins Gesicht. Der sitzt völlig erstarrt auf der Bank. Seine Hand greift zum Glas und bewegt sich dann langsam zurück.
    Plötzlich lehnt sich Bienzle wie erschöpft zurück und sagt ziemlich leise: »Ich muß noch schnell was essen, dann verhafte ich Sie.«
    Keiner beim Quellenwirt lacht, denn jeder kennt Bienzle gut genug, um zu wissen, in welcher Stimmung er ist. Wortlos schiebt der Wirt dem Kommissar einen Teller mit einem Knöchle auf Sauerkraut hin.
    Bienzle denkt, ich muß das essen, sonst bin ich nach dem nächsten Glas hinüber... Er schlingt das halbwarme Eisbein hinunter. Spricht kein Wort. Das Mädchen fällt ihm ein. Rotes Blut unter rotem Haar... Er schiebt den Teller von sich und sagt laut in das Gemurmel im Wirtshaus:
    »Jeder, der was über die Geschäfte des Herrn Jarosewitch weiß, sollte es mir möglichst bald sagen - Diskretion Ehrensache, versteht sich.« Dann: »Herr Korbut, Sie kommen mit.«
    Es ist schon nach Mitternacht als Bienzle, Haußmann und Korbut in der Polizeidirektion in der Dorotheenstraße ankommen. Bienzle ist müde und überreizt. Er hat vergessen, Hanna anzurufen. Darauf legt sie Wert. Morgen, beim Frühstück, wird sie sagen, ich hab mich halb zu Tode gesorgt - man weiß doch nie, was passiert... Wenn er nach Hause kommt, wird sie tief und fest schlafen. Trotzdem wird sie morgen glauben, daß sie kein Auge zugetan hat in der Nacht.
    Er sieht Korbut an und sagt zu einem Uniformierten: »Passen Sie mal bißchen auf den Typ auf; ich muß mit Haußmann reden.« Sie gehen in Bienzles Büro. Er setzt sich langsam in seinen Sessel und holt aus dem Aktenschrank eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher