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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus
Autoren: Åke Smedberg
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blieb auf der Bettkante sitzen und starrte vor sich hin. Sie hatte sich für diese Gestrauchelten entschieden, dachte er. Es fragte sich bloß, warum?

Die Misshandlung hatte tiefe Spuren hinterlassen. Die Wunden im Gesicht waren inzwischen fast verheilt, aber der Nasenbeinbruch war nicht ganz geheilt. Einige tiefe Schnittwunden waren genäht und die Fäden bereits gezogen worden. Wahrscheinlich sind die Nerven beschädigt, dachte Nielsen. Ein Augenlid hing kraftlos herunter.
    »Haben Sie sich satt gesehen?«
    Die nasale Stimme klang ungewöhnlich tief für eine Frau. Im Ober- und Unterkiefer fehlten Zähne, wodurch sie eher undeutlich sprach.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er hastig. »Ich wollte nicht …«
    »Ich erkenne Sie wieder«, fiel sie ihm ins Wort. »Kommen Sie rein.«
    Sie ging vor ihm in die Wohnung. Ein Bein war bis zur Hüfte eingegipst. Sie ging langsam und keuchte bei jeder Bewegung vor Anstrengung.
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, sagte sie. »Ich weiß, wie ich aussehe.«
    Nielsen folgte ihr.
    »Sie scheinen es aber gut überstanden zu haben …«
    Katja Walter schnaubte verächtlich.
    »Sind Sie immer so übertrieben höflich? Oder sind Sie blind?«
    Sie ließ sich auf das Sofa im Wohnzimmer sinken und legte mühsam das Bein hoch. Nach einer Weile deutete sie auf den einzigen Stuhl im Zimmer.
    »Sie sind Journalist, ja? Magnusson hat’s mir erzählt. Und jetzt hätten Sie gern was für Ihre Mühe? Etwas, worüber Sie schreiben können.«
    Nielsen zog sich den Stuhl heran und nahm Platz.
    »Das dürfen Sie selbst entscheiden«, erwiderte Nielsen. »Ich kann Sie zu nichts zwingen.«
    Katja Walter verzog den Mund.
    »Das wäre ja noch schöner!«
    Sie griff nach der Zigarettenschachtel auf dem Tisch.
    »Aber ich kann Ihnen das kaum abschlagen, nicht wahr? Wenn Sie nicht gewesen wären, säße ich jetzt nicht hier.«
    »Das ist nicht mein Verdienst«, entgegnete Nielsen.
    »Ach? Kein Schwein hätte mich in dieser Bruchbude gehört.
    Und ich wäre aus eigener Kraft nicht mehr von dort weggekommen.«
    Katja Walter musterte die Zigarettenschachtel in ihrer Hand und warf sie auf den Tisch zurück. Sie deutete auf ihre Lippen.
    »Kein sonderlich hübscher Anblick, nicht wahr? Und es tut so verdammt weh, dass ich kaum noch rauchen oder sprechen kann.«
    Sie lächelte.
    »Alles hat eben auch seine guten Seiten.«
    Sie betrachtete ihn.
    »Sie wollen natürlich, dass ich drauflosrede und Ihnen Material liefere. Aber leider habe ich nicht viel zu sagen.«
    »Sie erinnern sich nicht?«, fragte Nielsen.
    Katja Walter schnitt eine Grimasse.
    »An die Vorfälle im Haus erinnere ich mich, obwohl ich sie lieber vergessen würde. Aber wie ich dort hingeraten bin und was vorher war …«
    Sie machte eine ratlose Geste.
    »Wenn Sie Lust haben, mir zu erzählen, woran Sie sich erinnern, höre ich gern zu«, meinte Nielsen.
    Katja Walter dachte nach.
    »Ich bin in diesem verdammten Keller aufgewacht«, sagte sie dumpf. »Wusste nicht, wie lange ich schon dort gelegen hatte, zwei Tage müssen es mindestens gewesen sein. Er hatte mich wie Schlachtvieh festgebunden. Immer wieder ist er runtergekommen und hat mich getreten …«
    Sie verstummte und schüttelte den Kopf.
    »Weshalb?«, fragte Nielsen.
    »Hat man Ihnen das nicht verraten?«
    Sie sah ihn verärgert an.
    »Ich sah ihn an jenem Morgen nach dieser Sache in Rönnåsen nach Hause kommen. Das habe ich den Bullen erzählt.
    Wahrscheinlich haben sie diese Information an ihn weitergegeben, obwohl sie versprochen hatten dichtzuhalten.
    Aber denen ist vermutlich scheißegal, was aus so jemandem wie mir wird …«
    »Hat er gesagt, dass es deswegen war?«, unterbrach sie Nielsen.
    »Er sagte ungefähr Folgendes: ›Ich zeige dir, was passiert, wenn man die Schnauze nicht hält. Ich glaube nicht, dass dir das nochmal passiert.‹«
    Sie ließ ihren Blick auf Nielsen ruhen.
    »Er hätte mich totgeschlagen. Wenn es mir nicht gelungen wäre, mich zu befreien, und ich den Besenstiel nicht gefunden hätte, wäre ich jetzt tot. Sie glauben mir nicht? Sie haben doch gesehen, wie ich aussah, oder etwa nicht?«
    Er nickte.
    »Doch, das hab ich gesehen.«
    Er machte eine Pause, bevor er weitersprach.
    »Und erinnern Sie sich, was davor passiert ist?«
    »Ich bin nach Hause gekommen … Ich weiß nicht, an welchem Tag das war … Dann ist alles schwarz … Doch, ich muss in einem Auto gelegen haben. Gefesselt. Wie ein Paket bin ich hin und her gerollt und habe mich
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