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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi
Autoren: emons Verlag
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mittlerweile vernachlässigt.«
    »He, du Sexbombe«, rief jemand aus der Gruppe der Bauarbeiter. »Komm
mal rüber zu uns. Wir wollen deine Gesellschaft. Die haben wir uns verdient.«
    »Bring die anderen Schnuckelchen auch mit«, ergänzte einer seiner
Kollegen. »Heute wird gefeiert. Da lassen wir es richtig krachen.«
    »Hier geht’s handfest zu. Wir sind nicht so ’ne Langweiler wie die
Weißkragenproleten«, lallte ein Dritter. »Oder glaubst du, der Pfaffe kümmert
sich um deine Lust?«
    »Halt die Klappe«, wurde er von seinem Kollegen zurechtgewiesen. »Du
bist hier Gast.«
    »Nach der Arbeit das Vergnügen«, protestierte der Bauarbeiter und
schwenkte seine Bierflasche.
    »Hören Sie nicht auf die. Der Alkohol enthemmt«, sagte Hansen zu
Schwester Heike, die mit einem verlegenen Gesichtsausdruck die Anwürfe der
Männer verfolgt hatte.
    »Ach, Hähne, die gackern, legen keine Eier«, tat sie es ab und
entfernte sich mit dem Getränketablett in die entgegengesetzte Richtung.
    Ein Mann mit wallendem Haar, das bis über den Kragen seiner Jacke
aus grober Seide reichte, löste sich aus der Gruppe um den Monsignore und kam,
eine Hand lässig in die Tasche seiner hellen Hose vergraben, auf Hansen zu. Bei
den offiziellen Reden war er als Jean de Frontier, der verantwortliche
Architekt des Bauvorhabens, vorgestellt worden. De Frontier trug eine zu enge
Hose. Deutlich zeichnete sich seine Männlichkeit unter dem hellen Stoff ab. Für
einen Moment spielte Hansen mit dem Gedanken, ob er den Mann nach dem Trick mit
der Hasenpfote fragen sollte, die einem Gerücht zufolge von Balletttänzern zum
Ausstaffieren ihres engen Kostüms getragen werden sollte.
    Der Architekt hatte ein von Furchen gezeichnetes Gesicht, das
verlebt aussah. Die Bräune sah ebenso künstlich aus wie die dichten blonden
Brauen. Die Tränensäcke waren nicht zu kaschieren gewesen. Über eine Halbbrille
auf der Spitze der langen Nase maß de Frontier Hansen mit einem langen Blick.
    »Und?«, fragte er, als er Hansen gegenüberstand. »In welcher
Funktion sind Sie hier?« Er nippte an seinem Sektglas und verzog das Gesicht,
als hätte er Essig probiert. »Fürchterliches Zeug. Völlig ungenießbar.
Vielleicht haben die Proleten sogar recht.« Dabei deutete er mit seinem Glas in
die Richtung der johlenden Bauarbeiter. »Wenn die sich mit Bier vollschütten.«
De Frontier wurde kurz abgelenkt, als eine andere Schwester in der Nähe über
den Rasen ging. Sie war deutlich jünger als Schwester Heike, hatte eine
dunklere Haut und lange blonde Haare, die bis zum Ende der Schulterblätter
reichten. Sie war ähnlich wie Schwester Heike gekleidet. Hansen bemerkte, wie
es in den Augen des Architekten aufblitzte und de Frontier sich mit der
Zungenspitze über die Lippen fuhr. Es war jener Blick, von denen Frauen oft
sagten, sie würden damit ausgezogen.
    »Ich bin Ihr Auftraggeber«, sagte Hansen und zog damit die
Aufmerksamkeit des Architekten auf sich.
    »Mein – was?«, fragte de Frontier irritiert. Ihm war
anzumerken, dass er nur widerwillig seinen Blick von der jungen Frau lassen
konnte.
    »Wir sind die Betreiber dieser Klinik«, sagte Hansen und bezog damit
eine Position, die ihm nicht behaglich war. Schließlich war er nur als
Vertreter des Propstes anwesend.
    »Sie sind ein Mitarbeiter von Kuslmair?«
    »Ein Partner«, stellte Hansen richtig. »Betreiber der neuen Klinik
ist eine Gesellschaft, die von beiden Kirchen getragen wird.«
    »Also doch! Irgendwie gehören Sie zu Kuslmair.« Der Architekt machte
einen verärgerten Eindruck, weil er Hansens Ausführungen nicht folgen konnte.
    »Hinter der Sanitas Klinik GmbH stehen die beiden großen Kirchen.«
    De Frontier verzog die Mundwinkel zu einem spöttischen Grinsen.
»Groß? Das ist doch Vergangenheit.«
    »Wenn Sie meinen«, entgegnete Hansen. »Vielleicht hätten wir uns
früher, als sich noch mehr Menschen zur Kirche bekannt haben, einen besseren
Architekten leisten können.«
    De Frontier lief rot an und schnappte nach Luft. Er warf Frode
Hansen einen letzten vernichtenden Blick zu und eilte dann der jungen Schwester
mit den langen blonden Haaren hinterher, die durch den Garteneingang ins Haus
verschwunden war.
    Hansen lächelte vergnügt in sich hinein. Er mochte Leute wie den
Architekten nicht, die vor Überheblichkeit nahezu platzten und von dem Glauben
an die eigene Größe beseelt waren. Der Mann war mit einem Porsche vorgefahren.
Das war in Hansens Augen kein Manko. Wer viel und gut
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