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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi
Autoren: emons Verlag
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Dr. Neubürger.
    »Der junge Mann«, sagte Christoph.
    »Ich glaube, da liegt ein Irrtum vor. Ich bin Oberarzt in der
Gynäkologie.«
    Christoph war erstaunt. »Ja bitte?«, fragte er.
    »Wir haben ein Missbrauchsopfer medizinisch aufgenommen und
erstversorgt. Können Sie eine Beamtin vorbeischicken?«
    Christoph sagte es zu.
    »Liegt uns dazu etwas vor?«, fragte Große Jäger, nachdem Christoph
ihm vom Anruf berichtet hatte.
    »Nein. Offenbar ist das Opfer direkt ins Krankenhaus gebracht
worden.« Er stand auf und ging zwei Zimmer weiter. »Moin, Hilke«, grüßte er die
rotblonde Kommissarin mit dem wuscheligen Haar, der Stupsnase und den
Sommersprossen.
    »Moin«, erwiderte Hilke Hauck den Gruß und sah Christoph
erwartungsvoll an.
    »Wir haben eine Vergewaltigung. Das Opfer befindet sich in der
Husumer Klinik. Ich bitte dich, mich zu begleiten.«
    »Selbstverständlich«, sagte Hilke, stand auf und griff ihre
Handtasche, die auf der Schreibtischecke lag.
    Kurz darauf fuhren sie mit Christophs Volvo zum Erichsenweg.
    Die Husumer Klinik war ein Haus des Klinikums Nordfriesland, das mit
den weiteren Krankenhäusern in Niebüll, Tönning und in Wyk auf Föhr die
medizinische Versorgung der Region sicherstellte.
    Gegenüber dem heute als schnödes Bürohaus dienenden ehemaligen
Parkhotel erhob sich das Klinikareal mit dem großen Bettenhaus, von dessen
Südseite aus ein wunderbarer Blick über den Schlosspark bis zum Schloss vor
Husum und der dahinterliegenden Altstadt möglich war. Rechts befand sich ein
flacher Anbau, an dessen Spitze sich die Anfahrt für die Rettungsfahrzeuge
befand.
    »Das hat man für Wilderich und seine Kollegen errichtet«, sagte
Christoph und zeigte auf einen gläsernen Pavillon vor dem Haupteingang, der für
Raucher reserviert war. Zu dieser Jahreszeit standen die Nikotinsüchtigen vor
dem Gebäude, zum Teil sogar im Bademantel, und frönten ihrer Leidenschaft.
    Christoph schien es, als wenn alle Krankenhäuser nach dem gleichen
Funktionsschema gestaltet waren. Hinter der großen Drehtür fanden sie sich im Foyer
mit dem Empfangstresen wieder. Rechts lagen die Büros für die Aufnahme und die
Verwaltung, links, hinter einer Glaswand versteckt, die Cafeteria. Eine große
Orientierungstafel wies ihnen den Weg in die dritte Etage.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, wurden sie auf dem Flur von einer
zierlichen Krankenschwester begrüßt. Christoph vermutete, dass die aparte junge
Frau eine Philippinerin war.
    »Wir möchten mit Dr. Neubürger sprechen«, bat Christoph.
    Die junge Frau sah prüfend Hilke an. »Nehmen Sie bitte Platz«, wies
sie auf eine Sitzgelegenheit auf dem Flur. Kurz darauf erschien der Oberarzt.
Christoph schätzte den Mediziner mit den krausen Haaren höchstens auf Anfang
vierzig. Er hatte die Fingerspitzen in den Taschen seines Arztkittels
versteckt, während der Daumen außen über den Rand des Taschensaums eingehakt
war. Dr. Neubürger kam mit elastisch federndem Schritt auf sie zu.
    »Sie sind die Herrschaften von der Polizei?«, vermutete er.
    Als Christoph nickte, bat er um die Vorlage der Dienstausweise. »Ich
muss sichergehen, dass sich die Presse nicht unter einem Vorwand einschleicht«,
erklärte er. »Würden Sie mir bitte folgen?« Er führte sie in das Arztzimmer.
Der Raum war schlicht ausgestattet. Ein Schrank mit einer Glastür, hinter der
sich Fachliteratur verbarg, zwei gegen die Wand gestellte Schreibtische und ein
kleiner Besprechungstisch mit vier Stühlen.
    »Die Patientin ist heute früh zu uns gekommen.«
    »Mit einem Rettungswagen?«, unterbrach Christoph.
    Der Arzt schenkte ihm einen Blick, der zeigte, dass er die Unterbrechung
seiner Ausführungen nicht guthieß. »Sie wurde von ihrem Lebenspartner
gebracht«, erklärte er dann. »Da die Patientin erkennbar traumatisiert war, hat
uns der Mann über die Vorfälle informiert. Wir haben daraufhin eine eingehende
Untersuchung vorgenommen. Eine gynäkologische«, schob Dr. Neubürger
erklärend hinterher.
    »Ich entnehme Ihren Worten, dass das Opfer zudem unter einem
schweren Schock steht.«
    »Natürlich! Ich beschränke mich hier aber zunächst auf die
physischen Auswirkungen. Es ist unwiderlegbar, dass der Frau Gewalt angetan
wurde. Wir konnten einwandfrei nachweisen, dass sie Geschlechtsverkehr hatte.
Nach meiner Meinung weisen die Symptome eindeutig aus, dass es unfreiwillig
erfolgte.«
    »Also – eine Vergewaltigung«, sagte Christoph.
    Dr. Neubürger nickte. »Ja«, sagte er und wirkte dabei
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