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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi
Autoren: emons Verlag
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die Geräusche der anfahrenden Züge. Kurz
darauf tauchte der blau-weiße Zug der Nord-Ostsee-Bahn Richtung Westerland auf.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen, trafen sich jede Stunde um halb die Züge am
Husumer Bahnhof: Westerland, Hamburg, Kiel und St. Peter-Ording waren die
Bestimmungsbahnhöfe. Dann war wieder für eine Stunde Ruhe. Das passte zu Husum,
das nicht nur die Stadt der kurzen Wege, sondern auch der Beschaulichkeit zu
sein schien, obwohl während der Saison durch die vielen Gäste eine rege
Betriebsamkeit herrschte. Doch es war nicht die lärmende Atmosphäre der großen
Metropolen, sondern eine ruhigere, von Gelassenheit geprägte Stimmung.
    Christoph saß an seinem Schreibtisch und sah die Berichte zu den
Ereignissen durch, die sich in der vergangenen Nacht zugetragen hatten. Die
uniformierten Kollegen waren insgesamt drei Mal in die Straße »Neustadt«
ausgerückt, in der sich zahlreiche Kneipen befanden. Leider war diese Gegend
häufig das Ziel nächtlicher Einsätze. In Schobüll hatte es zwei
Einbruchsversuche gegeben. Offensichtlich waren Amateure oder Anfänger am Werk
gewesen, denn beide waren gescheitert und hatten nur ärgerlichen Sachschaden an
den Terrassentüren verursacht. Auch in Oldenswort waren Diebe unterwegs
gewesen. In Tönning hatte es eine handfeste Auseinandersetzung in einer Familie
gegeben. Die zur Schlichtung eingesetzte Streife hatte im Bericht angemerkt,
dass die Streithähne schon seit Langem polizeibekannt waren. Zu guter Letzt
hatte man in der Hermann-Tast-Straße einen hilflosen Jugendlichen aufgegriffen,
der mit Rauschmitteln vollgepumpt war und jetzt im Krankenhaus lag. Die beiden
Gifties, wie die Beamten, die sich mit Rauschgiftdelikten befassten, intern
genannt wurden, würden den jungen Mann verhören und versuchen, seine Quellen in
Erfahrung zu bringen.
    Christoph sah auf, als Oberkommissar Große Jäger aufstöhnte. Die
speckige Lederweste mit dem Einschussloch auf der Vorderseite und das dunkle
ungewaschene Haar mit den mittlerweile unübersehbaren Silberstreifen, das über
den Kragen der Weste hing, waren seine Markenzeichen.
    Große Jäger teilte sich mit Christoph aus alter Gewohnheit ein Büro,
nachdem der dritte, Harm Mommsen, nach seinem Studium an der Polizeihochschule
in Münster zum Kriminalrat befördert und als Leiter der Kriminalpolizei zur Direktion
nach Ratzeburg versetzt worden war.
    Der Oberkommissar kratzte sich seinen Bart, der wie ein beginnender
Dreitagebart aussah, aber einzig darauf zurückzuführen war, dass Große Jäger es
häufig am Morgen unterließ, sich zu rasieren.
    »Können Menschen so dumm sein?«, fragte er, und als Christoph
fragend eine Augenbraue in die Höhe zog, fuhr er fort: »Ich bearbeite den
Vorgang ›Goldener Herbst Reisen‹.«
    »Da liegen uns eine Reihe von Anzeigen wegen Betrugs vor«, warf
Christoph ein.
    »Richtig. Die uralte Masche. Meistens werden ältere Menschen zu
einem angeblich preisgünstigen Tagesausflug zu einem attraktiven Ziel
eingeladen. Dabei soll es ein hochwertiges Mittagessen und eine
Unterhaltungsshow am Nachmittag geben. Das Ganze entpuppt sich dann als eine
Verkaufsfahrt, auf der die Senioren eingeschüchtert und zum Kauf von
überteuerten Produkten genötigt werden. Mit rechtlichen Mitteln ist den
Veranstaltern selten beizukommen. Anzeigen werden fast nie weiterverfolgt, weil
die Staatsanwaltschaft keine Handhabe gegen die Betrüger hat.« Große Jäger rieb
sich das Kinn. »Ich würde zu gern das Haar in der Suppe finden, besonders bei
diesem Veranstalter. Ich habe schon mit einigen der ausgenommenen Fahrgäste
gesprochen, aber keinen Anhaltspunkt gefunden. Die Leute gehen sehr dreist vor.
Sie verkaufen die Ware auf Ratenbasis und schließen dabei zusätzlich ein
Kreditgeschäft mit einer ominösen Teilzahlungsbank ab, das vom eigentlichen
Kauf losgekoppelt ist. Die Bank interessiert beim rigorosen Eintreiben der
teils horrenden Raten nicht, dass die Ware Schund ist und schon lange nicht
mehr gebrauchsfähig. Und Reklamationen laufen auch ins Leere.« Der
Oberkommissar gab einen Knurrlaut von sich. »Ich werde mir dazu etwas einfallen
lassen müssen«, sagte er, als Christophs Telefon klingelte.
    »Neubürger, Klinikum Husum«, meldete sich eine sonore Männerstimme.
    Christoph war erstaunt. Das Krankenhaus hatte sich noch nie bei der
Polizei gemeldet. Bisher mussten die Beamten stets nachfragen. »Sie rufen an
wegen der Einlieferung heute Nacht?«, fragte er.
    »Heute früh«, korrigierte
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