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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras
Autoren: Gisa Pauly
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bereits hinter sich, jeder
Chor mit nur mäßigem Erfolg. Der Husumer Dirigent hatte das zweite Chorlied
abbrechen und noch einmal von vorne beginnen müssen, der Flensburger Chor war
durch mehrere Krankheitsfälle stark geschwächt, und die Niebüller hatten sich
ein Programm ausgesucht, das die Zuhörer zum Gähnen brachte. Als Höhepunkt
ihrer Darbietung kündigten sie »Amazing Grace« an, gesungen von der
dienstältesten Sopranistin, die ihr Bestes gab und sich das triumphierende
Grinsen auf den Gesichtern der Inselchor-Mitglieder nicht erklären konnte …
    Unter den Zuhörern wurde getuschelt, als Carolin ans Dirigentenpult
trat. Im Inselblatt war am Morgen zu lesen gewesen, dass die Chorleiterin durch
Krankheit verhindert sei, aber dass auch Harm und Arne Ingwersen an diesem Tag
fehlten und die junge, hübsche Kellnerin der Muschel II ebenfalls, gab den Gerüchten Nahrung, die seit dem vergangenen
Abend über die Insel flogen. Die St.-Severin-Kirche, in der der Chorwettbewerb
stattfand, platzte aus allen Nähten, weil viele Zuhörer nur gekommen waren, um
sich die Gerüchte bestätigen zu lassen. Diejenigen, die am Abend vorher den
Krankenwagen vor der Muschel I
gesehen hatten, waren dicht umlagert.
    Giovanna drängte sich neben Carlotta, obwohl ihr Platz eigentlich in
der ersten Reihe war. »Bist du mir immer noch böse?«, fragte sie und fuhr so
hastig fort, dass Mamma Carlotta kaum Zeit zum Antworten hatte: »Ja, ich habe
Erik angerufen und ihm gesagt, dass dieser schreckliche Wirt Francescos Mörder
ist! Und dass er gerade bei Harm Ingwersen einsteigt! Für mich sah alles danach
aus!«
    Â»Für dich!«, wiederholte Mamma Carlotta vorwurfsvoll.
    Â»Aber Erik hat ihn ja gar nicht gesehen. Stattdessen hat er Susala
angetroffen. Er glaubt also, dass ich mich geirrt habe.«
    Â»Dass du Susala und Tove Griess verwechselt hast?«
    Â»Seitdem rät er mir zur Anschaffung einer Brille. Ich bin es also,
die allen Grund hat, beleidigt zu sein!«
    Â»Du hättest nicht nur Tove Griess, sondern auch mich in
Schwierigkeiten bringen können«, zischte Carlotta zurück.
    Â»Ich habe mir Sorgen um dich gemacht«, fauchte Giovanna. »So, wie
der Kerl sich in der Imbiss-Stube benommen hat! Hast du vergessen, dass er mich
mit dem Messer bedroht hat? Da musste ich doch Angst um dich haben, als ich
sah, dass du in sein Auto stiegst.«
    Â»Woher wusstest du überhaupt, wohin wir fahren wollten?«
    Â»Ich habe dem Taxifahrer gesagt, er soll euch folgen. Und
hinter der Perlenmuschel habe ich dann nur noch den unausstehlichen Wirt
gesehen und dich nicht mehr. Dafür aber noch einen anderen Kerl, der ziemlich
verlottert aussah. Ich dachte, dir wäre was zugestoßen. Capisci?« Sie stieß
Mamma Carlotta in die Seite. »Dai, Carlotta! Hör auf zu schmollen! Freu dich
auf die Überraschung!«
    Mamma Carlotta starrte Carolin an, die mit zitternden Fingern in der
Partitur blätterte. Sie hatte von Anfang an mental bei ihrer Enkelin sein
wollen, ganz nah bei ihr, um sie zu stärken. Aber nun kam ihr dummerweise die
Neugier dazwischen. »Was denn für eine Überraschung?«
    Giovanna lächelte geheimnisvoll. »Die wird einschlagen wie eine
Bombe. Ich habe lange auf Enzo einreden müssen, aber schließlich hat er doch
dafür gesorgt, dass es heute einen Höhepunkt geben wird, mit dem niemand
rechnet. Er hat seine Kontakte spielen lassen.«
    Erik hielt nach Felix Ausschau, aber der hatte anscheinend
seine Drohung wahr gemacht und war nicht zum Chorwettbewerb erschienen. Dafür
aber sah er Sören den Mittelgang entlangkommen und sich suchend umblicken. Sein
Assistent war bereit gewesen, an diesem Morgen die Vernehmungen zu führen,
damit Erik sich ganz und gar dem großen Moment seiner Tochter widmen konnte. Er
winkte Sören zu und rutschte näher an seine Nachbarin heran, damit auch er noch
Platz in der Bankreihe fand. »Gibt’s was Neues?«
    Sören nickte. »Vor einer Stunde hat er auch den Mord an Francesco
gestanden. Mit Susalas Handy und in ihrem Namen hat er ihn zum Strand bestellt.
Francesco hat geglaubt, er hätte Susala endlich da, wo er sie haben wollte. Ob
er noch gemerkt hat, dass Harm Ingwersen in viel zu großen Schuhen kam, werden
wir nicht mehr erfahren.«
    Â»Was hat er zu den Doppelkreisen gesagt?«, fragte Erik flüsternd.
    Â»Damit wollte er
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