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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras
Autoren: Gisa Pauly
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biss er auf seinem Pfeifenstiel herum. Wie konnte er nur!
Was dachte Harm Ingwersen jetzt von ihm? Wenn sein Sohn eine Affäre hatte,
würde der Vater der Letzte sein, der davon erfuhr. Erstaunlich genug, dass Harm
Ingwersen so ehrlich Auskunft über das Verhältnis seines Sohnes zu seiner
Mutter gegeben hatte. Kühl war es gewesen. Also konnte man nicht davon
ausgehen, dass Arne Ingwersen sich aus Verzweiflung über ihren Tod an ihrem
Mörder gerächt hatte.
    Nach dem Gespräch mit Harm Ingwersen war Erik nichts anderes
eingefallen, als Enno Mierendorf damit zu beauftragen, Arne eine Weile zu
beobachten. »Sein Tagesablauf, seine Gewohnheiten, seine Kontakte. Na, Sie
wissen schon.«
    Als das Telefon nun klingelte, legte Erik erst sorgsam seine Pfeife
beiseite, ehe er abnahm. Es war Enno Mierendorf.
    Â»Haben Sie was herausgefunden?«, fragte Erik.
    Â»Nicht wirklich«, kam es zögernd zurück. »Arne Ingwersen hat sich
mit einem Freund getroffen. Mit Willem Jäger, dem Leiter der Tanzschule. Die
beiden sind gemeinsam weggefahren.«
    Â»Wohin?«
    Â»Zum Morsumer Kliff. Vor der Gaststätte Morsum-Kliff sind sie rechts
abgebogen und dann den Weg fast bis zum Ende gefahren. Den Weg, der oberhalb
der Bahnlinie entlangführt und dann zur Tischlerei.«
    Â»Den kenne ich.«
    Â»Noch vor der Tischlerei haben sie den Wagen abgestellt.«
    Â»Sind sie ausgestiegen?«
    Â»Nein. Aber ich kann die beiden nicht erkennen. Ich weiß nicht, was
sie tun. Wenn ich näher rangehe, werden sie mich sehen. Was soll ich jetzt
machen?«
    Erik seufzte. »Kommen Sie am besten zurück. Das bringt ja alles
nichts.«
    Â»Okay, Chef!«
    Erik wollte schon auflegen, da merkte er, dass Mierendorf zögerte.
»Sind Sie noch dran?«, fragte er.
    Â»Ja, warten Sie mal, da kommt gerade ein Wagen … er hält in der Nähe … eine
Frau steigt aus … Vera Ingwersen! Sie geht zu dem Auto, in
dem ihr Mann mit Willem Jäger sitzt.«
    Erik saß plötzlich aufrecht da. »Das ist merkwürdig. Eigentlich ist
sie so krank, dass meine Tochter ihr die Chorleitung abnehmen musste. Wie sieht
sie aus? Gleichgültig? Erregt? Oder ganz normal?«
    Â»Erregt, würde ich sagen. Sie geht sehr schnell. Und sie bewegt sich
so geschickt auf den Wagen zu, dass sie von den Männern weder in den
Außenspiegeln noch im Rückspiegel gesehen wird.«
    Es war tatsächlich so einfach, wie Fietje gesagt hatte.
Die Dämmerung war noch nicht zur Dunkelheit geworden, als sie sich hinter das
Gebäude der Perlenmuschel schlichen. Nur wenige Autos standen dort, und mehrere
Türen führten ins Gebäude, in die Küche, in den Getränkekeller, in die
Privatwohnung von Harm Ingwersen.
    Â»Wir dürfen uns hier nicht lange aufhalten«, flüsterte Tove. »Hier
kann jederzeit einer auftauchen.«
    Sie fanden die Tür sehr schnell, die in den Abstellraum führte. Tove
schob Mamma Carlotta hinein, blieb selbst aber zurück. »Mir war, als hätte ich
was gehört«, sagte er leise. »Ich sehe mich um, dann komme ich nach.«
    Mamma Carlotta huschte in den Abstellraum und lauschte mit
angehaltenem Atem. Draußen knirschten Toves Schritte, dann war alles still.
Hoffentlich waren sie nicht beobachtet worden! Toves Lieferwagen war auffällig.
Wer ihn gesehen hatte, würde wissen, dass Tove nach Westerland gefahren war und
in der Nähe der Muschel I, vor der
Kirche St. Christophorus, geparkt hatte. Vorsichtshalber waren sie getrennt zur
Perlenmuschel gegangen, um wenigstens nicht gemeinsam gesehen zu werden. Aber
Mamma Carlotta war bis zu diesem Augenblick sicher gewesen, dass alle
Vorsichtsmaßnahmen überflüssig waren. Sie war niemandem begegnet, den sie
kannte, niemand war auf sie aufmerksam geworden.
    Die Tür öffnete sich, Tove erschien. »Die Luft ist rein. Ich dachte,
ich hätte im Gebüsch was gehört, aber da war nichts.«
    Mamma Carlotta nickte zufrieden. Gemeinsam schoben sie das Regal zur
Seite, und Tove öffnete die Tür, die dahinter zum Vorschein gekommen war. Sie
huschten in den Toilettenraum und von dort in die Perlenmuschel.
    Â»Perfetto«, sagte Mamma Carlotta zufrieden.
    Im Verkaufsraum war es dämmrig, aber nicht finster. Tove konnte
darauf verzichten, seine Taschenlampe anzumachen, die Straßenbeleuchtung sorgte
für ausreichend Helligkeit. Mamma Carlotta huschte zur Kasse,
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