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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras
Autoren: Gisa Pauly
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wollten!«
    Â»Aber Francesco hat es doch gesagt!«
    Â»Und du hast es geglaubt, weil es dir gut in den Kram passte!« Mamma
Carlotta trat so dicht vor Giovanna, dass die zu schielen begann. »Ich hab’s
dir doch gesagt: Susanna Larsen hat ein Verhältnis mit ihrem Chef.« Sie hatte
langsam und betont gesprochen und ergänzte nun: »Hast du es jetzt endlich
kapiert?«
    Giovanna nickte, wie ein Kaninchen nicken mochte, wenn die Schlange
es fragte, ob es einen letzten Wunsch hätte, bevor es gefressen wurde.
Daraufhin trat Mamma Carlotta einen Schritt zurück. »Wenn Susala ein Kind
erwartet, dann ist es von Arne Ingwersen.«
    Giovanna musste sich am Waschbecken festhalten, weil ihre Absätze
sie nicht mehr trugen. »Die arme Vera!«, stöhnte sie.
    Â»Ja, die arme Vera«, wiederholte Mamma Carlotta.
    Doch wo mochte Vera Ingwersen sich aufhalten, um den vielen Lügen
auf die Spur zu kommen, die ihr das Leben schwer machten?
    Der nächste Tag war Freitag, der Tag vor dem
Chorwettbewerb. Mit Carolin war kein vernünftiges Wort mehr zu reden, sie
dachte nur noch in Noten und Taktschlägen. Selbst nachdem sie erfahren hatte,
dass Vera Ingwersen zwar noch nicht gesund, aber doch auf dem Wege der
Besserung sei. Jedenfalls wollte sie, wenn eben möglich, den Chor während des
Wettbewerbs leiten. Doch sie hatte Carolin am Telefon gebeten, sich
vorsichtshalber darauf einzustellen, für sie einzuspringen, falls ihr Kreislauf
noch einmal zusammenbrechen sollte.
    Kein Wunder, dass Carolin von Lampenfieber geplagt wurde! Als beim
Frühstück Felix’ Nutellaglas einem Notenblatt zu nah kam, war es zu einem
heftigen Streit gekommen. Daraufhin hatte Felix ohne sein Nutellabrot das Haus
verlassen und verkündet, dass er nie und nimmer zu diesem blöden Wettbewerb
gehen werde, auch nicht, wenn seine Schwester damit den Grundstein für ihre
Karriere legte. »Wenn ich später als Fußballer berühmt bin, werde ich niemandem
erzählen, dass ich eine Schwester habe, die Volksmusik trällert. Das ist ja nur
peinlich!«
    Der Streit war nach der Schule weitergegangen, sodass Mamma Carlotta
irgendwann wortlos nach ihrer Jacke gegriffen und das Haus verlassen hatte. Das
war ja nicht auszuhalten! Die Kinder zankten sich, Carolin ließ ihr
Lampenfieber an der gesamten Familie aus, Felix wütete gegen alles, was aus
einer hübschen Melodie und schönen Reimen bestand, und Erik war derart
missgelaunt, dass sogar Sören es an diesem Tag vorgezogen hatte, Mamma
Carlottas Kochkunst zu entsagen und die Mittagspause ohne seinen Chef zu
verbringen. Mit Giovanna war überhaupt nicht zu reden. Sie hockte stundenlang
mit ihrem Mobiltelefon hinter geschlossener Tür, redete mit Enzo Meurer und
antwortete, wenn man sie fragte, nur mit dem geheimnisvollen Wort:
»Überraschung!«
    Zornig stieg Mamma Carlotta aufs Rad. Jetzt fehlte nur noch, dass
Tove, der alte Griesgram, ihr den Rotwein verweigerte! Dann würde sie glatt zum
Inselblatt gehen, diesem unsympathischen Chefredakteur erzählen, dass Susanna
Larsen eine Mörderin war, und gleichgültig bei allem zusehen, was dann geschah.
    Tove war gewiss kein Mensch, der sich durch besondere Sensibilität
auszeichnete, aber als Mamma Carlotta vor seiner Theke erschien, begriff er
schnell, dass er es sich an diesem Tag mit seinem Lieblingsgast ein für allemal
verscherzen konnte. Er hatte längst eingesehen, dass er ihr bei ihrem letzten
Besuch Unrecht getan hatte. Natürlich konnte sie nichts dafür, dass sie mit dem
Erpresser entfernt verwandt war, das war ihm bald aufgegangen. Zu spät, hatte
er schon befürchtet. Deswegen war er jetzt heilfroh, weil sich herausstellte,
dass Mamma Carlotta sich noch keine andere Stammkneipe gesucht hatte. Wenn er
es mit der Freude auch nicht übertreiben wollte, so brummte er doch immerhin
ziemlich aufgeräumt: »Moin, Signora! Rotwein aus Montepulciano gefällig?«
    Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern holte die Flasche aus dem
Vorrat und schenkte ihr ein. So viel, dass sie Mühe hatte, das Glas an den Mund
zu führen, ohne etwas zu verschütten. Sie merkte, dass sie sich bereits besser
fühlte. Die Ruhe in Käptens Kajüte tat ihr gut. Dass sich hier der Andrang der
Kunden zu fast jeder Tageszeit in Grenzen hielt, war wirklich sehr angenehm. So
dauerte es auch nicht lange, bis ihre Redseligkeit geweckt wurde. Bis Tove
alles
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