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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras
Autoren: Gisa Pauly
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schüttelt.
    Fietje ergänzte: »Ich habe mal gesehen, wie die hübsche Kellnerin
aus der Muschel II dort eingedrungen
ist.«
    Â»Ein zusätzlicher Beweis!« Mamma Carlotta strahlte. »Wenn das so
einfach ist, machen wir das auch!«
    Â»Wir?«, fragte Tove gedehnt.
    Mamma Carlottas Lächeln fiel in sich zusammen. »Sie wollen mich doch
nicht alleinlassen?«
    Tove sah so aus, als wollte er nichts lieber als das, aber dann
brummte er doch: »Also gut, ich komme mit.«
    Â»Es wird ganz schnell gehen«, versicherte Mamma Carlotta. »Wir sehen
unter dem Einwickelpapier nach, und wenn der Brief dort nicht ist …«
    Â»â€¦Â gehen wir wieder und
trinken hier den Rotwein aus«, schlug Tove vor.
    Â»Nein, dann durchsuchen wir die Schränke in der Perlenmuschel. Ich
bin sicher, dass Vera den Brief irgendwo dort aufbewahrt.«
    Â»Und wenn wir ihn nicht finden, nehmen wir wenigstens die Kasse mit,
damit sich der Einbruch gelohnt hat.«
    Carlotta sah Tove empört an. »Sie müssen mir versprechen, dass Sie
nichts anrühren! Und schon gar nichts mitnehmen!«
    Â»Wenn ich erwischt werde, wird mir niemand glauben, dass ich nichts
geklaut habe. Also kann ich genauso gut was mitgehen lassen.«
    Â»Tove!«, sagte Mamma Carlotta streng, als hätte sie einen Sohn im
Flegelalter vor sich.
    Â»Schon gut«, wehrte Tove ab, doch Mamma Carlotta schien nicht
besonders beruhigt.
    Â»Am besten, wir machen es heute Abend«, schlug sie vor. »Nach der
Chorprobe! Dann wird es bald dunkel.« Sie dachte kurz nach, dann nickte sie
bestätigend. »Carolin wird noch einiges mit Vera zu besprechen haben, sofern
die überhaupt wieder einsatzfähig ist. Wenn nicht, wird Carolin erst recht eine
Menge zu organisieren haben.«
    Â»Und Ihre schreckliche Verwandte?«, fragte Tove. »Die darf mir nicht
in die Quere kommen.«
    Carlotta winkte ab. »Giovanna nimmt immer ein Taxi. Und wenn ich
später nach Hause komme als Carolin und Giovanna, wird mir schon was einfallen.
Ich habe Frau Kemmertöns getroffen oder die Kassiererin von Feinkost Meyer oder …« Sie unterbrach ihre Aufzählung. »Es
wird ja nicht lange dauern!«
    Â»Wollen wir’s hoffen!«, seufzte Tove und sah jetzt so entschlossen
aus wie damals vor Gibraltar, als er sich als Einziger schwimmend an Land
rettete. »Ich komme mit dem Lieferwagen nach Keitum und warte in der Nähe der
Teestube auf Sie. Dann laden wir Ihr Fahrrad ein und sind im Nu in Westerland.«
    Erik saß am Schreibtisch und brütete vor sich hin.
Schließlich holte er seine Pfeife heraus und klopfte sie aus. Er betrachtete
sie eine Weile, dann steckte er sie kalt in den Mund. Das war zwar kein Ersatz
für das Paffen, für die Rauchwölkchen, die zur Zimmerdecke stiegen, für den
Tabakduft, aber es ging ihm trotzdem besser, als er auf dem Pfeifenstiel
herumkauen konnte.
    Das Telefongespräch mit Harm Ingwersen hatte nicht viel gebracht.
Natürlich war er gleich misstrauisch geworden, als Erik ihn auf seinen Sohn
ansprach. »Was wollen Sie von Arne?«
    Vorsichtig hatte Erik ihn nach Arnes Verhältnis zu seiner Mutter
gefragt, und Harm Ingwersen hatte widerwillig geantwortet: »Das war nicht
besonders. Nicht wirklich schlecht, aber … irgendwie kühl. Es hat mir oft wehgetan,
wenn Arne seine Mutter von der Seite ansah, als fürchtete er sich vor ihr.«
    Â»Er fürchtete sich?«
    Â»Das habe ich nicht gesagt. Aber er hat sie manchmal so angesehen.
Irgendwie war da kein Vertrauen zwischen Mutter und Sohn.« Und dann hatte sich
seine Stimme geändert, war scharf und knapp geworden: »Sie können mir
sicherlich erklären, warum Sie nach meinem Sohn fragen?«
    Nein, Erik konnte es nicht. Oder besser … er wollte es nicht.
Stattdessen stellte er eine weitere Frage, vorsichtig, zögernd, weil es ihm
eigentlich peinlich war, Harm Ingwersen derartige Fragen stellen zu müssen.
»Wie beurteilen Sie die Ehe Ihres Sohnes? Ist sie gut?«
    Â»Natürlich ist sie das«, kam es heftig zurück.
    Â»Natürlich?«
    Â»Sie ist gut! Eine ganz normale Ehe.«
    Â»Kann es sein, dass Ihr Sohn eine Geliebte hat?«
    Â»Nein, völlig unmöglich.«
    Ehe Harm Ingwersen sich erkundigen konnte, wie Erik zu dieser
ungeheuerlichen Frage kam, hatte der sich schon für die Antwort bedankt, sich
verabschiedet und aufgelegt.
    Ã„rgerlich
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