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Tod für Don Juan

Tod für Don Juan

Titel: Tod für Don Juan
Autoren: Colin Dexter
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ihren
Mädchennamen beibehält... jaja, das soll vorkommen... Bei Vornamen liegt der
Fall oft einfacher. Ein Mann, der George heißt, kann seine Tochter
nennen, oder .» Lewis warf
Morse einen raschen Blick zu. «Ich darf Sie daran erinnern, daß die Frau, die
bei dem Verkehrsunfall ums Leben kam, Philippa J. Mayo hieß. Der Vater hatte
ihr nicht seinen eigenen Namen, aber zumindest das weibliche Gegenstück geben
können. Philippa Mayo war die Tochter des einzigen hier Anwesenden, der Philip
heißt.
    So ist es doch, Mr. Aldrich,
nicht wahr?» fragte Morse in bedrohlichem Flüsterton.

58
     
    ...
that fair field
    Of
Enna, where Proserpin gathring flowrs
    her
self a fairer Flowre by gloomie Dis
    Was
gathered, which cost Ceres all that pain
    To
seek her through the world...
    (John
Milton, Paradise Lost, Buch IV)
     
    «Ist das alles wirklich Ihr
Ernst, Sir?» Phil Aldrich legte den Kopf schief, und auf seinen melancholischen
Zügen lag ein Ausdruck schmerzlicher Betroffenheit.
    «Ja, leider», sagte Morse ruhig
und vielleicht auch mit einem schmerzlichen Unterton. «Sie haben keine Tochter
in London oder sonstwo. Auch Ihr Alibi haben Sie eingebüßt, dieses raffinierte
Alibi, das Eddie Stratton Ihnen als seine erste Gegenleistung verschaffte...
ehe er Ihnen am gleichen Tag den zweiten Dienst erwies, indem er Kemps Leiche
im Cherwell versenkte.»
    Aldrich schien protestieren zu
wollen, aber Morse schüttelte nur müde den Kopf.
    «Sparen Sie sich die Mühe, Mr.
Aldrich. Wir haben uns mit den Behörden in Sacramento in Verbindung gesetzt,
unter anderem auch mit der Oberschule, die Ihre Tochter besuchte. Ihr Paß liegt
uns vor, wir haben Ihre Heimatanschrift geprüft, sie ist völlig korrekt. Ihre
Frau hingegen ging mit der Wahrheit etwas großzügiger um. Ihre Frau — Ihre
Komplizin, Mr. Aldrich! — hat ihre Angaben an einigen Stellen ein bißchen
retuschiert, nicht wahr? Daß Sie beide im gleichen Bezirk, in der gleichen
Straße wohnen, ist relativ unverfänglich. Daß Sie in der gleichen Wohnung
leben, durfte dagegen niemand erfahren. Aber daß Sie mit Ihrer Frau unter einem
Dach wohnen, ist nun mal nicht aus der Welt zu schaffen. Sie sind, wenn ich
recht informiert bin, seit fast zweiundvierzig Jahren verheiratet, glücklich
verheiratet. Außer Ihrer Tochter hat es in Ihrem Leben nur eine Frau gegeben,
die Sie geliebt haben, zärtlich und voller Leidenschaft: Die Frau, mit der Sie
einst getraut wurden. Ich habe mir sagen lassen, daß sie eine begabte
Schauspielerin war. An der Westküste war sie in den fünfziger und sechziger
Jahren eine bekannte Theaterpersönlichkeit, zunächst spielte sie hauptsächlich
in Musicals, dann in Arthur Miller-Stücken. Für sie als Schauspielerin — als
erfolgreiche Schauspielerin — lag es nahe, den Künstlernamen, der im übrigen
ihr Mädchenname war, beizubehalten. Auch Ihre Frau wollte ihren Vornamen in der
Tochter weiterbestehen lassen. Philippa J. Aldrich — Philippa Janet Aldrich so lautete ihr vollständiger Name.» Morse nickte bekümmert und sah zu
den beiden Menschen hinüber, die sich jetzt so nah waren.
    Und dann geschah etwas sehr
Rührendes, sehr Ergreifendes. Noch vor wenigen Minuten hatte Philip Aldrich die
Annäherungsversuche dieser lauten, unleidlichen Weibsperson scheinbar
entschlossen zurückgewiesen. Jetzt folgte er ihrer Aufforderung. Er stand auf,
setzte sich zu ihr und nahm ihre kleine Hand behutsam in die seine, während ihm
die Tränen über die Wangen liefen. Seine Frau sah ihn an, ohne Scham und ohne
Reue, und in ihren fahlen, trauernden Augen strahlte unvermittelt eine tiefe,
rückhaltlose Liebe auf. Es waren die Augen einer Mutter, die lange bitteres
Leid um ihre einzige Tochter getragen hat, die den Verlust nicht verwinden
konnte und die Reise nach England unternommen hatte, um den Raub ihres Kleinods
zu rächen.
     
     
     

59
     
    Je ne regrette rien (Französisches Chanson)
     
    Nach den Verhaftungen, nach dem
Protokollieren der Aussagen von Mr. und Mrs. Aldrich und des zerknirschten
Stratton, nach nochmaliger Durchsuchung der Wohnung von Kemp war der Fall für
Morse abgeschlossen.
    Am bedeutsamsten (und nach
Meinung von Morse literarisch wertvollsten) war die Aussage von Janet Roscoe,
die denn auch darauf bestanden hatte, den von PC Wright übertragenen langen
Text noch einmal durchzusehen. Bis auf einen Punkt stimmte ihre Aussage
faktisch mit der von Phil Aldrich überein, und beider Aussagen wiederum
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