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Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
Autoren: Carmen Korn
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gesagt? Kolp sei besitzergreifend?
    Pit würde es wagen. In seinem privaten Leben hatten wenige versucht, Besitz von ihm zu ergreifen. Zu wenige
    „Was haben Sie da?“, fragte der kleine Herr Kolp, als er das Manuskript in Pits Hand sah. Pit hielt es ihm hin, dass er den Titel entziffern konnte.
    Kolp nickte. „Lesen Sie es“, sagte er, „alles ist wahr. Maria hat sorgfältig recherchiert.“
    „Sie kennen es?“
    „Ich kenne die Gründe, aus denen es geschrieben wurde.“
    „Sie haben mir nicht immer die Wahrheit gesagt, nicht wahr?“
    Der kleine Herr Kolp lächelte. „Ich habe sie nicht immer gleich als Wahrheit erkannt“, sagte er, „kommen Sie in die Küche. Der Wodka ist kalt.“
    Leo Jantosch stand in seiner Bibliothek und starrte auf die Lederrücken der Bücher, als er verhaftet wurde. Er bat, eine Pfeife und etwas Tabak mitnehmen zu dürfen.
    Es gab keinen Zweifel, dass er Stan Block getötet hatte.
    Die Laboranalyse überführte ihn.
    Das Manuskript der Maria Loew, das Pit in der Nacht noch gelesen hatte, tat das auch. Doch dies war eine moralische Anschuldigung, für die Pit Gernhardt nicht zuständig war. Nicht einmal für den Tod des Häftlings Arne Larsen, an dem Jantosch Verrat begangen hatte.
    Jana Tempel schien sich mit ihrem Körper die eine und andere Vergünstigung verschafft zu haben.
    Leo Jantosch mit Informationen.
    Was wog schwerer unter Freunden?
    Die hohe Kunst des Jantosch war es gewesen, die Gefährten ein Leben lang im Glauben zu lassen, dass Jana Tempel die Verräterin gewesen war. Fast bis zum Ende.
    Doch er hatte die Schergen auf Maria Loew gehetzt, in die Küche der Kolps. Nur das Nahen der Engländer hatte die Achtzehnjährige, die vorgab aus Schlesien zu kommen, und doch ein Stück weit hinter der Grenze aus Polen kam, vor dem Strick bewahrt.
    Maria Loew hatte sich rächen wollen mit diesem Stück.
    Das nie aufgeführt wurde.
    Hatte ein Privatdozent der Philosophie Macht?
    Im Wahn, ein Gerechter zu sein?
    Zwei Stück bunte Kreide, die ein Kind aus dem Versteck auf die Straße lockten? Woher waren sie gekommen?
    Das kleine Mädchen in Maria Loews Stück wurde von keinem Arbeiter der Valvo-Fabrik aus der Fruchtallee abgeholt, der dann seine Versprechen nicht erfüllte. Es war von der SS auf einen Lastwagen geworfen worden, als es gerade eine Sonne gemalt hatte. Eine Katze.
    Alles ist wahr, hatte der kleine Herr Kolp gesagt.
    Jantosch, politischer Häftling aus Neuengamme. Konnte man Hitler als schlecht erkennen und selbst kein Guter sein?
    Das Dossier des Stan Block würde Pit Gernhardt erst später in die Hände kommen. Wenn Jantoschs Enkel zurückkehrte und sich wunderte über eine Langspielplatte mit einer Operette von Leo Fall und einer Mappe aus rotem Karton, in der sein Großvater als Verräter beschuldigt wurde.
    Beides hinter sein Bücherregal geklemmt.
    Leo Jantosch der Dritte gab alles an Pit weiter.
    Doch er tat sich schwer mit den neuen Erkenntnissen.
    Es war so viel leichter, einen Gerechten zum Großvater zu haben. Wer wünschte sich das nicht.
    Jana Tempel hatte den Notar im Morgenmantel empfangen. Sie hatte keine Lust mehr, sich anzuziehen.
    War das nicht das Schlechteste aller Zeichen bei ihr?
    In den letzten friedlichen Stunden der Nacht hatte sie Leontine im Traum gesehen und Henryk, den sie kaum gekannt hatte. Heinerle, warum magst mich denn nit?
    Wie konnte es sein, dass sie hinter dem Bretterverschlag gestanden und jede Zeile von diesem verdammten Lied gehört hatte, und es ihr im Gedächtnis klebte.
    An dem Tag, an dem Leontine verschwand. Vier Tage verschollen blieb, bis sie wieder in der Spaldingstraße auftauchte mit den anderen Kindern.
    Stan hatte ihr später erzählt, dass der SS-Mann, der sie in seinen Verschlag abgeschleppt hatte, Tomek zwingen wollte das verdammte Lied zu singen. Doch der Dreizehnjährige, der eben dem Sterben seines jüngeren Bruders zugesehen hatte, war verzweifelt genug, sich zu weigern.
    Stan Block hatte schließlich gesungen. Block, der immer einlenkte. Doch auch er verweigerte sich dem Heinerle-Lied.
    Und wieder geht ein schöner Tag zu Ende.
    Das hatte der SS-Mann aus ihm herausgepresst.
    Voller Glück und voller Sonnenschein.
    Jana Tempel verabschiedete den Notar und trat ans Fenster.
    Ich leg mein Herz in deine lieben Hände.
    Nur, wo du bist, kann die Welt noch schöner sein.
    Gustav, ich hoffe, du stehst am Tor und zeigst mir den Himmel, dachte Jana Tempel.
    Keiner stand mehr dort unten. Nicht am helllichten Tage
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