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Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
Autoren: Carmen Korn
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Leschinski.
    „Der Kommissar, der mich heute zu Stans Leiche geführt hat“, sagte Tinka Block.
    Pit griff in seine Tasche, ob er nicht nur die Pistole dabei hatte, sondern auch die Handschellen. Er hatte nicht.
    Leschinski erkannte den Vorteil. Er versuchte sich, auf Pit zu stürzen, als ein zehn Zentimeterabsatz von Prada auf ihn niedersauste. Leschinski fiel auf den Terracottaboden.
    Er hatte Glück, das er die Kante der Glasplatte verfehlte, die auf einem steinernen Kapitell lag. Doch er war auch ohne die Kante ohnmächtig geworden. Tinka kreischte.
    „Da seid ihr ja endlich“, sagte Pit und drehte sich zu den beiden keuchenden Gestalten um, die auf der Terrasse standen. „Habt ihr Handschellen dabei?“
    Es gelang den Polizisten zu nicken. Gab es keine Pflicht, an Sportgruppen teilzunehmen, damit ein paar Treppen einen nicht außer Gefecht setzten?
    „Legt ihm welche um und der Dame auch“, sagte Pit. „Wenn der Herr wieder aufgewacht ist, bringt ihn ins Holstenglacis. Die Dame bitte zu mir ins Büro.“
    „Welch glücklicher Fügung habe ich es zu verdanken, dass du zum richtigen Zeitpunkt hier warst?“, fragte Vera, als sie über die Elbe blickten.
    „Meinen unermüdlichen Recherchen. Ich hatte die Wahl, sie am Grindel oder hier fortzusetzen.“
    „Ein Zufall, dass du dich für Blankenese entschieden hast.“
    „Nicht wirklich“, sagte Pit, „mein Kollege riet mir, bei dem schönen Wetter nicht in der Stadt zu bleiben.“
    „Kleinigkeiten, von denen das Leben abhängt“, sagte Vera. Sie dachte an einen zwölfjährigen Jungen, der sich vor vielen Jahren über ein kleines Mädchen geschmissen hatte. Kein Wunder, dass Leontine ihn nicht aus ihrem Herzen ließ.
    „Tu das nie wieder“, sagte Pit. „Hast du nicht schon als Kind gelernt, das man am besten zu dritt losgeht?“
    „Der eine bleibt bei dem Verletzten. Der andere holt Hilfe.“
    „Genau“, sagte Pit.
    „Ich bin schon groß“, sagte Vera. Sie fing an, die Treppen hinunterzusteigen. Viel zu hoch, die Absätze.
    „Noch nicht groß genug“, sagte Pit, „auch wenn du mit diesen schrecklichen Schuhen nachhilfst.“
    „Sie haben dich gerettet.“ Vera grinste.
    „Ich mag dich enorm gern“, sagte Pit und trat einen großen Schritt über seinen eigenen Schatten. „Ich hoffe, dass es gut geht mit dir und Hauke Behn.“
    Vera wartete, bis er sie erreicht hatte und gab ihm einen dicken Kuss auf die Wange.
    „Danke“, sagte sie.
    Moja biedna owieczka, sagten die Stimmen. Jana Tempel fuhr aus dem Schlaf hoch. Mein armes Lämmchen. Wer sagte das zu ihr? Sie setzte sich auf.
    Hatte sie das nicht gesagt? An dem Abend, als Leontine in ihrem Schoß lag. Dem letzten Abend.
    Als sie Leontine schon verraten hatte.
    Moja biedna owieczka. Du hast ein hartes Herz, hatte Gustav einmal gesagt. Damals war es noch nicht hart gewesen, nur dumm. Was hatte sie geglaubt? Dass dieser Deutsche Wort hielt? Die Kleine gut unterbrachte?
    Der dummen Janka die Freiheit gab? Zwei Wochen vorher war sie siebzehn geworden. Stan hatte ihr an diesem Tag in der Fabrik ein kleines graues Stück Schokolade zugesteckt.
    Die zweite Hälfte dieses Stückes bewahrte er für Henryk auf. Stan hatte den Jungen geliebt.
    Er war kein SS-Mann, dieser Deutsche, dem sie geglaubt hatte. Nur einer von den Arbeitern in den Valvo-Werken, in denen die Aufträge der Luftwaffe ausgeführt wurden.
    Hätte sie wissen müssen, dass er Leontine der SS ausliefern würde, kaum, dass sie das Versteck verließe?
    Herausgelockt mit zwei bunten Stückchen Kreide.
    Am Tag, als Henryk starb, standen die Engländer schon vor den Elbbrücken. Der Tod der Kinder in der Schule am Bullenhuser Damm war einer der letzten der schrecklichen Befehle aus Neuengamme. Das Lager löste sich auf.
    Einen Tag zu spät für Henryk und auch für Leontine.
    Moja biedna owieczka.
    Jana Tempel tastete nach der Uhr, die auf dem Nachttisch lag. Das Mondlicht fiel ins Zimmer. Sie hatte die Vorhänge wieder aufgezogen, die das Zimmermädchen geschlossen hatte. Viertel nach drei. Die schlimme Stunde.
    Was hatte Stan ihr geben wollen? Dann bist du am längeren Hebel, Janka, hatte er gesagt.
    Am längeren Hebel der Maschine, die Leo Jantosch in Gang gesetzt hatte, kaum dass Jana Tempel zu Ruhm gekommen war. Geld verteilen konnte.
    Jantosch war es gewesen, der sie in einem Keller der Fabrik erwischt hatte, als sie mit dem Deutschen schlief.
    Kleine Vergünstigungen. In den Bunker dürfen bei Alarm. Viele von ihnen waren bei einem
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