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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern
Autoren: P Tremayne
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und nickte. »Blaue und verzerrte Lippen und Muskelverkrampfung. So was hab’ ich schon früher gesehen, Lady, auf
     dem Schlachtfeld. Zweimal ist mir das vorgekommen: Männer haben sich in eine maßlose Kampfeswut gesteigert, sich plötzlich
     an die Brust gegriffen, die Gesichtszüge verzerrten sich, und dann hatten sie einen Herzanfall. Viele starben daran.«
    »Dagegen scheint niemand gefeit zu sein, ob alt oder jung«, pflichtete ihm Fidelma bei. »Ich habe auch gehört, dass manche
     den Anfall überleben, und die haben es als einen fürchterlichen und lähmenden Schmerz in der Brust beschrieben. Nein, sei
     unbesorgt, Ferloga, dich kann man nicht für seinen Tod verantwortlich machen.«
    Von der Tür kam ein Seufzer der Erleichterung. Lassar, Ferlogas Frau, war Caol nach oben gefolgt. Bei Fidelmas Worten war
     ihr ein Stein vom Herzen gefallen.
    »Ich gehe runter und sorge für eine kleine Erfrischung, Lady«, meinte sie nun.
    »Vielleicht hast du auch frisches Brot und Honig, das würde mich vollends beglücken«, rief ihr Caol nach.
    Fidelma warf einen erneuten Blick auf den Leichnam. »Wer war er?«
    »Ich hatte kaum Gelegenheit, das herauszufinden«, erwiderte Ferloga achselzuckend. »Er erreichte den Gasthof nach Einbruch
     der Dunkelheit, sagte bloß, er käme aus dem Norden, was mich nicht weiter überraschte, denn sein Tonfall verriet, dass er
     im Nordland aufgewachsen war. Auf Fragen antwortete er nicht, stellte selbst nur eine Frage, aß nichts, trank nichts und wollte
     nur die Bettstatt gezeigt haben.«
    |31| Aufhorchend sah Fidelma den Gastwirt an. »Stellte selbst nur eine Frage? Nämlich welche?«
    »Er erkundigte sich, welchen Weg er heute früh nehmen müsste, um nach Cnánmchailli zu kommen.«
    Gedankenvoll wiegte Fidelma den Kopf. »Der Platz an der Ara-Quelle? Da gibt es doch aber nichts weiter, nur eine alte Steinsäule.«
    »Das hab’ ich ihm auch gesagt. Er wollte trotzdem den Weg wissen, und ich hab ihm den beschrieben.«
    »Hast du dir irgendeine Meinung über den Mann bilden können? Du bist dafür bekannt, nach kürzester Zeit über deine Gäste Bescheid
     zu wissen.«
    Er grinste ironisch. »Erst heute früh hab ich zu Lassar gesagt, dass ich am Ende meiner Weisheit bin. Zuerst dachte ich ja,
     er wäre irgendein frommer Bruder, bis ich dann seine Kleidung und seinen Schmuck etwas näher in Augenschein genommen hatte.
     Trotzdem, er bleibt mir ein Rätsel.«
    »Und er ist zu Fuß hierher gekommen?«, fragte Caol. Überrascht sah Fidelma zu ihm hinüber. Wie konnte er das wissen? Erklärend
     fügte er hinzu: »Als ich vorhin unsere Pferde in den Stall brachte, habe ich kein anderes Pferd gesehen, das einem Gast hätte
     gehören können.«
    Ferloga nickte bestätigend. »Er kam zu Fuß hier an; er hat sich unterwegs nur auf seinen merkwürdigen Stab stützen können.«
    Fidelma ging zu dem kunstvoll geschnitzten Stab, der in einer Ecke des Raumes lehnte. Sie nahm ihn zur Hand und drehte und
     wendete den Stab aus dunkler Eiche, dessen Knauf mit Bronze beschlagen war. Das Metall überzog die mit winzigen Buckeln versehene
     Stockzwinge und auch den kunstvoll gearbeiteten Griff. Das oberste Ende war ganz aus Bronze gestaltet und hatte die Form eines
     Kopfes. Dargestellt war ein Mann |32| mit Halsreif, langem Wallebart und Augen aus rot glitzernden Halbedelsteinen. Ein halbmondförmiger Kopfschmuck, der mit kleinen
     im Dreifußstil angeordneten Sonnensymbolen besetzt war, reichte von einem Ohr zum anderen.
    »Eine wunderschöne Arbeit«, murmelte Caol, der ihr über die Schulter blickte.
    »Stammt aus alten Zeiten«, ergänzte Ferloga.
    »Aus sehr alten Zeiten«, bestätigte Fidelma. »Irgendwo habe ich solche Symbole schon mal gesehen, ich kann mich nur nicht
     erinnern, wo …«
    »Der ganz Stab ist ein einziges Schnitzwerk, von oben bis unten voller geheimnisvoller Symbole und Tiere. Er muss ungemein
     wertvoll sein«, sagte Caol sinnend.
    »Hatte er sonst noch etwas bei sich, was Rückschlüsse auf seine Person zuließe?«, fragte Fidelma an Ferloga gewandt.
    Der Gasthausbesitzer wies auf einen Lederranzen, den der Mann bei seiner Ankunft über der Schulter gehabt hatte. Auf dem Tischchen
     neben dem Bett lag auch der mit vielen Gravuren versehene Halsschmuck, den er am Abend zuvor getragen hatte. Offensichtlich
     hatte der Gast ihn abgelegt, bevor er sich zur Ruhe begab.
    »Außer seinem Überwurf und der sonstigen Kleidung hatte er nur den Ranzen und das Schmuckstück
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