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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern
Autoren: P Tremayne
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sie zu der alten Amme auf. »Ist alles gut gegangen, Muirgen?«
    »Alles ist in bester Ordnung. Und schon gestern ist Bruder Eadulf zurückgekommen, auch er ist wohlauf.«
    »Er ist bereits da?«, fragte Fidelma überrascht. »Wo ist er?«
    »Bei Bischof Ségdae; sie besprechen das Ergebnis seiner Reise nach Ros Ailithir. Kein Grund zur Beunruhigung. Soll ich das
     Bad richten, oder möchtest du erst etwas zu dir nehmen?«
    Fidelma stand auf und warf ihren Reitmantel aus Dachsfell ab.
    »Wir haben am Vormittag eine Rast gemacht und uns in Ferlogas Gasthaus ein Frühstück gegönnt, insofern wäre mir ein Bad jetzt
     recht.« Sie wandte sich wieder dem Kleinen zu. |41| »Komm auf meinen Schoß, mein Schatz. Muirgen geht und bereitet das Badewasser für mich. Deine Mutter ist viele Stunden geritten
     und ist ganz staubig von dem langen Weg.«
    Muirgen war im Begriff, ihren Auftrag zu erledigen, als die Tür aufgerissen wurde und Eadulf hereingestürmt kam.
    »Man hat mir soeben gesagt, dass …«. Mitten im Satz brach er ab, weil er Fidelma erblickte. Freudig eilte er ihr entgegen,
     während Muirgen sich taktvoll zurückzog.
    Schon bald überfiel er seine Frau mit Fragen. Klein-Alchú hatte sich in eine Zimmerecke getrollt und spielte. Sie berichtete
     ihm von ihren ermüdenden Tagen in Lios Mhór. Auch für Eadulf war der Ritt nach Ros Ailithir eine der langweiligsten Unternehmungen
     gewesen, ganz zu schweigen von dem sich in die Länge ziehenden Rückweg. Dann sah er den Stab, den Fidelma mitgebracht hatte.
     Er nahm ihn zur Hand und betrachtete neugierig die Verzierungen daran.
    »Ein bemerkenswertes Geschenk, das man dir da gemacht hat.«
    »Ich habe ihn nicht geschenkt bekommen«, beeilte sie sich zu sagen und erklärte ihm, was sich in Ferlogas Gasthaus zugetragen
     hatte. »Ich gedachte ihn Bruder Conchobhar zu bringen, dessen Wissen ist unerschöpflich. Ich will nur erst baden und ein wenig
     ruhen, dann suche ich ihn auf.«
    Sie zeigte Eadulf auch die anderen Sachen, die sie aus dem Gasthaus mitgenommen hatte. »Und nichts davon gibt einen Anhaltspunkt,
     wer der Mann gewesen sein könnte?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es täte mir leid, wenn man ihn namenlos begraben müsste, denn nach den Dingen, die er bei sich führte,
     muss er ein Mann von Bedeutung gewesen sein.«
    »Und auch die Münzen sind wertvolle Stücke«, meinte Eadulf. »Wer oder was mag er gewesen sein?«
    |42| »Darüber zu spekulieren ist reine Zeitvergeudung. Lass uns abwarten, was der alte Conchobhar dazu sagt.«
     
    Erst am späten Nachmittag begab sich Fidelma zu Bruder Conchobhars Apotheke, die etwas abseits von der Kapelle auf dem Burggelände
     lag. Eadulf war noch einmal zu Bischof Ségdae gerufen worden, der weitere Dinge mit ihm besprechen wollte, und so hatte sie
     sich allein auf den Weg gemacht. Als sie den düsteren Raum betrat, verschlug ihr der Moschusgeruch von getrockneten Kräutern
     und Mixturen kurz den Atem. Der Duft war nicht unangenehm, hing aber schwer in der Luft. Unter einer tief hängenden Öllampe
     ganz hinten beugte sich ein alter Mann in abgetragenem und beflecktem braunen Gewand über einen Tisch und hantierte zwischen
     Schälchen und Gefäßen mit Stößel und Mörser.
    Er schaute auf, erhob sich von seinem Schemel und kam ihr freundlich lächelnd mit ausgestreckten Armen entgegen, um sie zu
     begrüßen. Bruder Conchobhar kannte Fidelma seit ihrer Kindheit, hatte er doch schon ihrem Vater, König Failbe Flann, und auch
     davor und danach anderen Königen von Cashel gedient. Viele konnten sich die Hauptstadt von Muman ohne den alten Conchobhar,
     den Apotheker, Arzt und Astrologen, überhaupt nicht vorstellen. So manchem hatte er seine Kenntnisse weitergegeben, auch der
     jungen Fidelma, die eifrig darauf bedacht gewesen war, auf möglichst allen Gebieten gediegenes Wissen zu erlangen.
    Obwohl sie sich lange genug kannten, redete Bruder Conchobhar sie stets mit »Lady« an; dass er sie bei all ihren Kinderkrankheiten
     umsorgt, sie unterrichtet und sie beraten hatte, spielte dabei für ihn keine Rolle. Nur ein einziges Mal hatte sie seinen
     Rat nicht befolgt, und das war, als er gemeint hatte, sie wäre nicht der Mensch, um in der Abtei von Cill Dara das Leben |43| einer Nonne zu führen. Tatsächlich kannte er ihr Wesen so gut, dass er ihr rundweg davon abriet, sich der Lebensführung einer
     frommen Schwester zu verschreiben. Nie hatten sie darüber ein Wort verloren, dass sie schon kurz nach ihrem
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