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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern
Autoren: P Tremayne
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Eintritt das Kloster
     wieder verließ. Sie war berechtigt, mit »Schwester« angeredet zu werden, er aber hielt es für angebracht, sie daran zu erinnern,
     dass sie die Tochter eines Königs und die Schwester eines Königs war und darüber hinaus aus der Linie der Eóghanacht stammte.
     In seinen Augen gebührte ihr die Anrede »Lady« als die Ehrfurcht gebietende Form.
    »Ich hoffe doch, es ist alles zum besten bestellt, Lady«, nahm er sogleich das Wort. »Nicht, dass dich und die Deinen Beschwerden
     plagen und ihr meiner Rezepturen bedürft.«
    Warmherzig erwiderte sie sein Lächeln. »Nein, wir sind alle wohlauf und brauchen deine Fürsorge und Mittelchen nicht, guter
     Freund. Was ich jedoch brauche, ist dein Wissen und deinen Rat.«
    »Womit kann ich dienen, Lady?« Er bemerkte den Stab in ihrer Hand und warf einen interessierten Blick auf ihn.
    »Sagt der dir etwas?«, fragte sie. Er nahm ihn, ging damit ans Licht und betrachtete ihn sorgfältig von allen Seiten.
    »Es ist lange her, dass ich so etwas gesehen habe, da war ich noch ein Kind«, offenbarte er ihr schließlich. »Es ist ein sehr
     altes und schönes Stück. Wo hast du ihn her?«
    »Du siehst so einen Stab also nicht zum ersten Mal? Erzähl mir erst, was du darüber weißt«, drängte sie ihn.
    »Es ist ein alter Stab, wie ihn zu Zeiten, bevor der Neue Glaube in unser Land gebracht wurde, die weisen Lehrer bei sich
     führen durften.«
    »Du meinst die Druiden?«
    Bruder Conchobhar nickte mehr zu sich selbst. »Die Druiden, und dem Begriff gebührt Respekt, denn das Wort ›vid‹ |44| bedeutet ›Wissen‹, und die Vorsilbe ›dru‹ steht für ›Versen kung ‹. Die Druiden galten als Menschen, die sich in ihr Wissen versenkten. Niemand war weiser oder besser unterrichtet als sie.«
    Fidelma konnte ihre Ungeduld nicht verbergen.
    »Ich weiß über die Druiden sehr wohl Bescheid. Ich habe auch mit Leuten zu tun gehabt, die sich bis heute so nennen. Trotzdem
     sind es Menschen, die an dem Alten Glauben und den alten Vorstellungen festhalten.«
    »Aber dieser verzierte Stecken hier spricht für einen Weisen von Rang. Wo hast du den Stab her?«, wiederholte er seine Frage.
    Fidelma berichtete ihm von den Geschehnissen in Ferlogas Gasthaus. Was er zu hören bekam, stimmte Conchobhar nachdenklich.
    »Hatte er noch andere Dinge bei sich? Irgendetwas anderes außer dem Stab?«
    Fidelma langte in ihren Beutel und reichte ihm den glänzenden Halsschmuck; die in die halbmondförmige Platte gehämmerten fremdartigen
     Muster und Symbole funkelten prächtig. Ganz gegen seine Gewohnheit gab Bruder Conchobhar einen leisen Pfeifton von sich.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass ein Gegenstand wie dieser den Übereifer derer, die den Neuen Glauben in unserem Land verbreiteten,
     überdauern würde. Nur einmal habe ich bisher etwas Ähnliches gesehen, und das war bei der Leiche eines Mannes. Man sprach
     von ihm als einem großen Lehrer, ein Mystiker war er, wenn auch ein Heide. Ein Krieger nahm den Stab, und der wurde dann auf
     Anweisung eines Priesters zusammen mit dem Leichnam ins Meer geworfen, begleitet von vielen Gebeten und lauten Rufen, Christus
     möge die Frommen schützen.«
    |45| Fidelma schüttelte betrübt den Kopf. »Aberglaube und Furcht bringen uns nicht weiter.«
    »Ohne ein gewisses Maß an Furcht gewinnt kein Glaube an Boden«, philosophierte der Alte. Fast klang er besorgt. »Der Glaube
     ist nichts Logisches, sonst wäre er kein Glaube. Seinerzeit fanden die Verkünder des Neuen Glaubens Anhänger, wenn ihre Wunderkraft
     stärker als die der alten Götter war. Deshalb mussten wundersame Legenden erfunden und verbreitet werden; die Menschen sollten
     erfahren, welche Macht die frühen Glaubensväter über ihre heidnischen Widersacher hatten. Das war der Grund, weshalb der heilige
     Patrick durch die Feuer zu gehen vermochte oder der heilige Ailbe den Sohn des Mac Dara zum Leben wiedererwecken konnte, nachdem
     er im Fluss ertrunken war. Wir brauchen doch bloß an die Geschichte zu denken, wie Patrick den Schädel des Druiden Lochru
     an einem Felsen zerschmettert hat. Wie es heißt, tat er das mit Hilfe seiner magischen Kräfte. Es ging darum zu zeigen, dass
     seine Zauberkraft von größerer Wirksamkeit war als die der anderen. Aus Furcht bekannten sich die Menschen zu dem Glauben,
     den er verkündete, er schien verheißungsvoller für ihr Wohlergehen. Der Glaube stützt sich auf Furcht.«
    So recht einverstanden mit seiner Beweisführung
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