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Tod auf der Piste

Tod auf der Piste

Titel: Tod auf der Piste
Autoren: Nicola Förg
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Eitzenberger für Aufruhr und Wut gesorgt, aber mir fehlt der eigentliche Skandal.«
    »Na ja, ich finde das schon skandalös. Fünf Falschaussagen und dann die Tatsache, dass die den Toten einfach haben liegen lassen. Überleg dir das mal. Mir läuft es heute noch kalt den Rücken hinunter.« Kathi schüttelte sich wie zur Demonstration.
    Doch Irmi genügte das nicht. Alle Beteiligten hatten sie immer nur mit winzigen Brotkrumen gefüttert, mit Fitzelchen, mit Brocken, die man ihr hingeworfen hatte wie einer Ente auf dem Barmsee. Die ganze Wahrheit musste anders aussehen. Ihr reichte es allmählich mit den Krumen.
    »Ich will keine Brotkrumen mehr, keine Halbwahrheiten«, sagte sie. »Da haben diese fünf stets zusammengesteckt, und einer macht plötzlich so einen Alleingang? Rast die Piste runter?«
    Es war eine Weile still, bis Kathi sagte: »Du meinst…?«
    »Ja, wäre das nicht viel logischer? Die Fünf Freunde, immer komplett, immer im Land der tausend Abenteuer.«
    »Dann hätte Maria Buchwieser aber gelogen. Sie hat doch gesagt, sie war mit ihrem Walkie am Ziel und die anderen oben am Start, oder.« Kathi atmete einmal tief durch.
    »Was, wenn Maria Buchwieser gar nicht gelogen hat? Was, wenn auch sie nur eine Brotkrume der Wahrheit hingeworfen bekommen hat?«
    Kathis große, schwarz geschminkte Augen wirkten riesig in ihrem blassen, schmalen Gesicht. »Du meinst, die haben Maria all die Jahre belogen? Im Irrglauben gelassen?«
    »Vielleicht haben die Jungs sie auch nur geschont. Weil die ganze Wahrheit zu schrecklich gewesen wäre.«
    Irmi war sich auf einmal sicher, dass sie endlich am Ziel waren: Die Fünf Freunde waren gemeinsam gefahren, sie hatten ein irres Nachtrennen durchgezogen. Natürlich waren sie alle oben am Start gewesen, aber sie hatten da nicht etwa ihrem Kumpel Flori zugejubelt, nein, sie waren im Massenstart losgedonnert.
    Was war wirklich passiert in jener Nacht? Vielleicht waren sie tatsächlich am Ziel, doch solange keiner redete, würden sie auf der Zielgerade verhungern.
    Irmis Handy ging. Es war Lutz.
    »Lutz, wie geht es dir?«
    Sie hörte zu, doch schon bald hielt es sie nicht mehr auf dem Stuhl. Sie ging im Zimmer auf und ab und beendete das Gespräch.
    »Ja!«, schmetterte Irmi anschließend.
    »Jetzt sag schon!« Kathi war aufgesprungen.
    »Das war Lutz Rasthofer. Er hat mit seinem Freund Robin noch mal alles durchgekaut. Wohl auch, weil die Psychologin, die wirklich gut ist, mit den Jungs über ihre Ängste gesprochen hat.«
    »Ich brauch kein Plädoyer für diese Frau, ich geh ja eh hin. Jetzt sag schon, was ist?« Kathi klang gereizt. Sie fand allmählich wieder zu ihrer alten Form.
    »Robin erinnert sich, dass er Quirin Grasegger an jenem Sonntag aus seinem Zimmer hat kommen sehen. Er hatte das irgendwie verdrängt, weil er vermutet hatte, dass Grasegger seine Tochter Bea gesucht hatte. Robin und Lutz teilen sich ja ein Zimmer. Das war genau zu dem Zeitpunkt, als der Film verschwunden ist.« Irmi blickte Kathi triumphierend an.
    »Dafür wird Grasegger sicher auch noch eine Erklärung finden, oder. Alles Zufall.«
    »Mir sind das aber zu viele Zufälle. Komm!« Irmi war entschlossen.
    Im Nebenzimmer hatte Grasegger sich am Fensterbrett aufgestützt und sah nach draußen. Ostler saß auf einem Stuhl, und Deubel lehnte an der Wand.
    »Sie spielen lieber mit dem Feuer als mit der Asche, meine Herren, nicht wahr? Wie haben Sie mal so schön gesagt, Herr Deubel: Es sei doch beklemmend, wie stark die Vergangenheit die Gegenwart prägt. So stark, dass Sie morden mussten. Ich sage Ihnen jetzt mal, wie das 1978 abgelaufen ist: Sie sind zu fünft ein aberwitziges Nachtrennen gefahren, und dann ist etwas passiert, was zu Floris Tod geführt hat.«
    Stille.
    Irmi begann die Aussagen von vorher vorzulesen. »Und, kommt Ihnen das bekannt vor?«
    Schweigen.
    »Es gab so eine Situation vor dreißig Jahren schon einmal. Polizeiprotokolle, die sich glichen wie ein Ei dem anderen. Es ging um den Tod eines gewissen Florian Eitzenberger. Den Mann, der weggezogen ist. Schöne Formulierung, am Rande bemerkt. Hatten Sie da vielleicht Ihre philosophischen fünf Minuten: Tod ist wie ein Umzug in eine andere Welt?« Irmis Stimme war lauter geworden. »Und, war das so, Herr Deubel, Herr Grasegger, Herr Ostler, Verzeihung: Herr Dr. Ostler?«
    Die drei Herren schwiegen beharrlich weiter.
    »Sind Sie diesmal wieder auf dem Wank gestanden und haben einen Schwur getan, ja? Einen Pakt geschlossen? Ist in
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