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Tod auf der Piste

Tod auf der Piste

Titel: Tod auf der Piste
Autoren: Nicola Förg
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lassen?«
    »Ja.«
    »Wer hat die Gewehre ausgegeben? Wer durfte Schicksal spielen? Maria?« Irmi hatte mehr und mehr das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren.
    »Maria hat nichts damit zu tun. Nein, es war Flori«, sagte Deubel.
    »Flori? Florian Eitzenberger, der Junior?« Irmis Stimme brach.
    »Ja.«
    »Sie haben ihn zum Mitwisser an einem Mord gemacht?«
    »Ja, ich weiß, das klingt alles abwegig. Aber Flori ist über all die Jahre zu einem Freund geworden, er war der Sohn unseres Kumpels.«
    »Ich verstehe Sie aber schon richtig: Florian Eitzenberger junior glaubt bis heute, dass sein Vater allein in der Nacht unterwegs war?«
    »Ja, und das muss so bleiben. Bitte.« Deubel klang wie ein kleiner Junge.
    Irmi war für den Moment so konsterniert, dass Kathi sagte: »Wird schwer jetzt, oder? Er hat die Waffen präpariert, das ist mindestens Beihilfe zu einem Mord.«
    Irmi hatte sich wieder etwas gefasst. »Sie wollen mir also vermitteln, dass Sie Florian Eitzenberger den Auftrag gegeben haben, drei Waffen zu präparieren? Und er hat nie gefragt, zu welchem Zweck? Herr Deubel, Herr Dr. Ostler, Herr Grasegger – das ist doch nicht möglich! Ich habe Florian erlebt, er ist ein kluger, sensibler und willensstarker Mann.« Irmi brach ab, das ging ihr alles nicht in den Kopf.
    »Genau«, fiel Kathi ein. »Er muss doch nachgefragt haben!«
    »Hat er auch«, erwiderte Ostler. »Wir haben ihn gebeten, uns zu vertrauen. Wir haben ihm versichert, dass das nicht zu seinem Schaden ist. Er hat die Waffen an einem vorher festgelegten Platz nahe der Aule-Alm deponiert. Er hatte dann nichts mehr damit zu tun. Wirklich!«
    Irmi sah Kathi an, nur ganz kurz. Und das war einer der Momente, in denen sie froh war, ihre junge Kollegin bei sich zu haben. Noch eine Person mit der weiblichen Sicht der Dinge. Sie wusste, dass in einer Männerwelt so etwas passieren konnte. Markige Sprüche, Männlichkeitsrituale, ein Paar Halbe zuviel, Verdrängen auf Teufel komm raus. Männer waren Meister im Verdrängen und im blinden Glauben-Wollen. Vertrau uns, Flori, vertrau deinen großen Freunden… Es war zum Kotzen!
    Irmi nickte Kathi unmerklich zu, diese fuhr fort: »Sie standen also nebeneinander und haben abgedrückt, als Buchwieser herunterkam? Und sofort die Szenerie verlassen, die Augen tunlichst von den Hülsen gelassen, oder. Sie alle drei waren im Glauben, es nicht gewesen zu sein?«
    Deubel nickte.

20
    »Sie warten dann bitte hier«, sagte Irmi schließlich und verließ mit Kathi den Raum, nachdem sie Sailer als Aufpasser beauftragt und den Herren anheim gestellt hatte, ihre Anwälte zu informieren.
    Es war ein Albtraum. Ein schlechter Film, ein sehr schlechter. In ihrem Büro sank Irmi auf einen Stuhl.
    »Garmischer Roulette. Drei Freunde, drei Musketiere, einer für alle, alle für einen. Keiner sollte die Schuld allein auf sich laden. Keiner sollte wissen, wer geschossen hat. Geteilte Schuld ist halbe Schuld. Ins Grab wollten sie diese geteilte Schuld nehmen. Genauso wie das Wissen, dass Ernst Buchwieser Florian Eitzenberger auf dem Gewissen hatte. Gott, in was sind wir da nur hineingeraten?« Sie stöhnte auf.
    »Florian Eitzenberger junior hat ihnen die Waffen präpariert. Er hat sie am vorher festgelegten Ort abgelegt. Die drei holen sich die Waffen…« Kathi stockte.
    »Da kam Buchwieser, sie haben gezielt, abgedrückt. Es war vollbracht.« Irmi war es auf einmal sehr kalt.
    »Sie sind schnell verschwunden«, ergänzte Kathi.
    »Mit reiner Seele, denn jeder konnte sich einreden, dass es nicht seine Kugel gewesen war.« Plötzlich kam Irmi die Aussage von Martina Jochum in den Sinn: Der Täter musste einer gewesen sein, der das Gefühl hatte, nicht gemordet zu haben. Es war kein herkömmlicher Mord, wahrlich nicht.
    »Es war auch keiner der drei.« Kathi flüsterte fast. »Es waren doch drei Platzpatronen.«
    »Sie haben es nicht gewusst. Sie glauben noch immer, sie hätten russisches Roulette gespielt. Sie zweifeln keine Sekunde daran. Und doch waren es drei Waffen mit Platzpatronen.« Irmi sah Kathi an.
    »Die einer präpariert haben muss.« Kathi wurde noch leiser.
    »Florian Eitzenberger. Der auf der anderen Seite der Piste stand und als Einziger scharf geschossen hat. Muss ein brillanter Schütze sein«, sagte Irmi ebenso leise.
    »Warum? Aber warum?«
    »Er wollte seinen Vater rächen, das war die Gelegenheit.«
    »Aber er kannte die Wahrheit doch nicht, oder?«, meinte Kathi.
    »Er muss es gewusst haben. Er
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