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Tod auf der Piste

Tod auf der Piste

Titel: Tod auf der Piste
Autoren: Nicola Förg
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Hubert Deubel sehr kühl.
    »Herr Deubel, wo waren Sie noch gleich am Sonntagvormittag vor einer Woche?«
    »Beim Laufen, das habe ich Ihnen doch gesagt!«
    »Danke, das wollte ich nur noch mal wissen. Ach, Herr Deubel, kennen Sie diesen Spruch, dass jeder Mensch bis auf die Stufe aufsteigt, wo ihn seine Unzulänglichkeit einholt? Mit Lügen verhält es sich genauso. Irgendwann erreichen Sie eine Stufe, auf der alles in sich zusammenstürzt.«
    Er sah sie an und zögerte den Bruchteil einer Sekunde. Sie dachte zurück an das Gespräch mit ihm in der Gruft. Wie sehr war Deubel damals erschrocken, als sie gefragt hatte, ob er geschossen habe. Damals war es nur ein Versuchsballon gewesen. Sie war damals schon so nahe dran gewesen, heute war sie sich sicher, dass Deubel seine Zeichnerhände nicht in Unschuld wusch. Er wusste etwas, daran hegte sie nun keinen Zweifel mehr.
    Irmi verabschiedete sich, stieg die Treppe hinunter und setzte sich in ihr Auto. Von dort aus warf sie einen Blick in den Glaskasten, in dem Florian Eitzenberger und Hubert Deubel diskutierten und gestikulierten. Fast bedauerte sie es, dass sie nicht rauchte. Das wäre der richtige Moment gewesen, um eine Zigarette anzustecken. Im Fernsehen gab es so was. Die Kommissare rauchten dann immer ganz lasziv.
    Irmi bemerkte, dass Deubel jetzt sein Handy herausgenommen hatte und telefonierte. Er war erregt, das war zu sehen. Sie hätte den gesamten Hof, den neuen Bulldog und sogar ihren geliebten Wald verwettet, dass Deubel Grasegger angerufen hatte.
    Wenig später kamen die beiden Männer herunter und starteten ihre Fahrzeuge: Deubel einen großen Benz, Eitzenberger einen Nissan Pick-up. Eitzenberger wendete quietschend, Deubel fuhr in die andere Richtung. Irmi folgte langsam. Sie überquerten die Bundesstraße und hielten aufs Zentrum von Partenkirchen zu. Sie fuhren die Sonnenbergstraße hinauf und weiter in die Professor-Michael-Sachs-Straße. Ein Kleinlaster drängte sich zwischen Irmi und Deubel. Aber sie wusste sowieso, wohin es Deubel zog: in die Hasentalstraße, wo Quirin Grasegger sein nicht gerade bescheidenes Anwesen hatte. Hoch über den Niederungen der Stadt. Er konnte den anderen auf die Köpfe spucken, doch nun hatte Irmi vor, ihm in die Suppe zu spucken.
    Sie hielt sich etwas entfernt und sondierte zunächst die Lage. Deubel klingelte an, und Grasegger persönlich öffnete. Kurz darauf hielt ein Mercedes Cabrio, älteres Modell, sehr schick, dem Sepp Ostler entstieg, ehe er auf das Haus zuhastete. Maria Buchwieser kam etwas später auf einer Vespa. Drei Freunde und ein Maskottchen, das den Vertrag gekündigt hatte. Irmi wäre gerne Mäuschen gewesen, das versprach ein anregendes Gespräch zu werden. Maria würde nichts zu lachen haben, die Herren würden ihr schwere Vorwürfe machen.
    Die alte Rechenaufgabe drängte sich auf. Wieder vier Menschen: Dreimal wurde mit Platzpatronen geschossen, einmal scharf. Wer hatte scharf geschossen?
    Irmis Handy läutete.
    »Sailer, ich grüße Sie!«
    »Ja, servus.«
    »Und?«
    »Ma hot sie gseng. In der Nähe von der Aule-Alm san s’ ausm Woid kemma. Es war ziemlich eisig im Woid, bei so oaner Glättn joggt ma doch ned.«
    Die Stelle lag nicht weit von der Kreuzeckbahn entfernt und auch nicht weit von der Einserstütze der Bahn, wo eine langgezogene Kurve lag. Jene, in der Florian Eitzenberger verunglückt war und in der auch Ernst Buchwieser gelegen hatte. Die Herren hatten offensichtlich ihre übliche Strecke abgewandelt! Sie hatten auf ihren beliebten Einkehrstopp mit den Weißwürsten verzichtet und waren angeblich auf der Aule-Alm gewesen. Inmitten der anderen Lauf-Junkies. Warum hatten die Herren Sportler das verschwiegen? Es fügte sich eins zum anderen.
    »Ach, Sailer, ich hätte da noch was. Können Sie bei Werdenfels Ambulante Pflege mal anfragen, wer am Sonntag bei der alten Frau Eitzenberger war? Machen Sie die Person ausfindig und erkundigen Sie sich bitte, ob Florian Eitzenberger im Haus war, gesehen wurde, weggefahren ist, was auch immer.«
    »Ja.«
    »Ja, was?«
    »Ja, des mach i. Des is oafach, weil mei Cousine arbeitet dort.«
    Irmi musste grinsen. Sailer war mit dem halben Werdenfelser Land verwandt. Gut, er hatte auch neun Geschwister. Daher gab es eigentlich niemanden, mit dem oder der er nicht verschwistert oder verschwägert war.
    »Prima, Sailer, Sie melden sich wieder.«
    »Ja, wie oiwei.«
    Irmis Herz klopfte, es pulsierte in den Schläfen. Drei Freunde und das Maskottchen hatten
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