Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod auf der Piste

Tod auf der Piste

Titel: Tod auf der Piste
Autoren: Nicola Förg
Vom Netzwerk:
wurde deutlich unwirscher.
    »Also gut, das beantwortet Ihre Frage insofern, als ich nicht mehr drüber reden will. Das Leben geht weiter. Ich will Normalität, verstanden?«
    Da blitzte etwas durch, was Irmi ahnen ließ, wie der wütende Florian Eitzenberger aussehen mochte. Irmi ließ es erst mal dabei bewenden. In dieser Hinsicht würde sie ihn nicht aus der Reserve locken. »Herr Eitzenberger, wussten Sie, dass Ernst Buchwieser auf der Kandahar einen Film drehen wollte? Einen Film, der unter anderem den Tod Ihres Vaters zum Thema haben sollte?«
    »Nein.«
    Auch diese Antwort erschien Irmi eindeutig zu einsilbig. Sie hätte Überraschung oder zumindest geheuchelte Überraschung erwartet.
    »Herr Eitzenberger, wo waren Sie am Sonntagvormittag?«
    Er gab einen schnaubenden Laut von sich. »In meinem Büro.«
    »Gibt es Zeugen?«
    »Nein, ich gebe meinen Mitarbeitern sonntags frei, meine Mutter war in der Kirche und meine Oma in der Obhut des Pflegedienstes.«
    »Welcher ist das denn?«, fragte Irmi.
    »Werdenfels Ambulante Pflege. Die werden Ihnen auch nicht sagen können, ob ich da war.« Seine Bernsteinaugen funkelten.
    »Aha, ja, dann danke ich Ihnen.« Irmi stand abrupt auf und stieß in der Glastür auf Hubert Deubel, der gerade einen Kaffee aus einem chromblitzenden Automaten ließ. Wieder einer mit so einer Höllenmaschine.
    »Auch einen?«, fragte er. »Ich habe heute allen freigegeben, wir haben die letzten Samstage durchgearbeitet.«
    »Einen Cappuccino, bitte«, sagte Irmi, und während Deubel einen Knopf betätigte, schoss sie ein paar scharfe Pfeile ab. »Schön, dass ich jetzt weiß, dass Sie eine Affäre mit Maria Buchwieser haben. Auch schön, dass Sie mich bezüglich des Vorgängermodells Ihres Flori da drinnen belogen haben. Weggezogen, von wegen, Herr Deubel. Er hat sich derrennt auf der Kandahar, und Sie haben zugesehen.«
    Sein Blick fuhr hinüber zum Glaskasten. »Leise!«
    »Wie viele Wahrheiten kennen Sie eigentlich? Für jeden Zuhörer eine andere? Wer bekommt denn welche Geschichte aufgetischt? Können Sie das alles noch auseinanderhalten?« Irmi war laut geworden.
    Hubert Deubel hatte die Tür geschlossen und sah gequält aus. »Woher haben Sie das?«
    »Von Maria, Ihrer Geliebten. Überrascht Sie das? Herr Deubel, verschonen Sie mich jetzt mit weiteren Lügen.«
    »Wir hatten uns damals in diese Geschichte verrannt. Wir hatten diesen Schwur, diesen Pakt. Warum hätten wir so viele Jahre später reden sollen? Wissen Sie, wie weh wir da vielen Menschen tun müssten?«
    »Ja, vor allem Flori, dem Sie ja wohl sehr nahe stehen. Wie ist das so, seinem Kompagnon jeden Tag ins Gesicht zu lügen?«
    »Ach, Frau Mangold…« Er brach ab.
    »Ach, Herr Deubel, das Problem ist bloß, dass Maria den Pakt aufgekündigt hat. Wissen Sie, ich kann das alles wieder aufrollen, nur wirkt es sich bestimmt nicht sonderlich positiv auf Ihrer aller Ansehen aus, dass Sie vor dreißig Jahren einen Freund einfach tot auf einer Skipiste haben liegen lassen.«
    »Also, eigentlich…«
    »Nichts eigentlich. Ich warne Sie, Herr Deubel. Kommen Sie mir jetzt nicht damit, dass Maria gelogen hätte. Bringen Sie weder Maria noch sich in die Verlegenheit, gegeneinander aussagen zu müssen.«
    Er stöhnte regelrecht auf. »Meinen Sie, ich bin stolz darauf? Meinen Sie, ich träume nicht jede Woche von dem toten Flori?«
    »Wie auch immer. Eigentlich hätten Sie in Zukunft noch viel mehr träumen müssen, wahrscheinlich jede Nacht, denn Ernst Buchwieser hatte vor, die alte Geschichte publik zu machen. Zwei seiner Schüler sollten einen Film drehen, und er wollte die Geister aus der Vergangenheit wachrufen. Sie wussten von dem Vorhaben, nicht wahr? Halbe Fußballmannschaften wussten davon. Vor allem aber wusste Quirin Grasegger davon, und leugnen Sie bitte nicht, dass er Ihnen davon erzählt hat.«
    »Quirin hatte da etwas läuten hören, ja, das stimmt. Die Schüler wollten einen Anti-WM-Film machen, einen imageschädigenden, der aufzeigt, dass schon die Ski-WM vor dreißig Jahren keine Nachhaltigkeit besessen hat, dass der Kommerz schon damals überhandgenommen hatte. Er wollte zeigen, wie viel schlimmer das heute sein würde. Das hat Quirin zwar nicht gefallen, aber das hat doch alles nichts mit dem tragischen Tod von Flori senior zu tun.«
    »Und ich sage Ihnen, er wollte einen ganz anderen Text hinausschreien in die Welt.« Irmi sah ihn scharf an.
    »Woher wollen Sie das wissen, und wie wollen Sie das beweisen?« Nun klang
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher